Kapitel 26

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Agathe

„Fritz!" Lächelnd umarmte Agathe ihren trotzigen, ungünstig verheirateten Sohn. Soldaten konnten keinerlei Kinder in seinem Haus entdecken. Es war wohl doch nur ein Gerücht. Die Erleichterung war ihr deutlich anzumerken. Ihre Vision von dunkelhäutigen Kindern waren vielleicht Bilder der fernen Zukunft? Sie würde es verhindern. „Wie schön dich zu sehen. Du bist ohne Paula gekommen?" Sie standen mitten in Agathes Büro, wo sie einige Briefe verfasst hatte und Anträge der Adligen absegnete oder ablehnte. Es ging im Geldzuschüsse, Leas Verlobung, Land...

„Ja, Mutter!" Ihr Sohn seufzte. „Sie ist zu Hause."

„Ärger im Paradies? Ich kann schnell eine bessere Partie für dich finden!" Hoffnungsvoll strich sie ihm über die Arme. Er trug eine teure Jacke. Rot. Er sah gut darin aus. „Ein paar reizende Damen kommen da in Frage."

„Mutter, nein. Deswegen bin ich nicht hier. Paula und ich sind glücklich", brummte er.

„Warum bist du dann hier?"

„Um meine Mutter zu sehen, natürlich! Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt. Genau wie du."

„Oh!" Erfreut nickte sie. „Bleibst du ein paar Tage?"

„Mindestens eine Nacht."

„Deine Diener?" Sie zog die Augenbrauen hoch.

„Emmie hilft in der Küche aus. Peyo hilft beim Putzen und im Services, wenn nötig. Ich habe sie Herrn Mühe mitgegeben."

„Ah!" Agathe nickte. „Er wird sich angemessen um die beiden kümmern." Zumindest ein Kind ist einigermaßen einsichtig! Aber nur einigermaßen... Immerhin. Sie zog ihn zu ihrem Schreibtisch und bot ihrem Sohn einen der Stühle an. „Deine Schwester Lea ist derzeit auch im Schloss. Nur von Julia gibt es noch keine Spur. In meinen Visionen kann ich sie auch nicht sehen. Ich habe das Gefühl, die Magie von Jemandem hält mich davon ab. Es muss einen Verräter geben..."

„Lea? Arbeitet sie nicht? An der Akademie?" Fritz sah verblüfft aus. „Magie? Das muss sehr starke Magie sein. Wirklich? Oh." Seine Worte überschlugen sich beinahe.

„Allerdings. Jemand hält sie von mir fern! Und was Leas Arbeit an der Akademie betrifft: Nein. Nicht mehr." Agathe setzte sich an ihren Schreibtisch und schlug die Hände übereinander. „Sie steht unter Hausarrest. Sie hat mich vor wichtigen Gästen blamiert. Und sie ist ein Sturkopf. Ich plane derzeit ihre baldige Hochzeit. Das sollte sie gefügiger machen. Diese plötzlichen Launen sind mir ein Rätsel. Früher war sie immer sehr gehorsam."

„Oh! Launen? Das passt nicht zu ihr." Ihr Ältester nickte. „Sie heiratet? Wen?"

„Das steht noch nicht fest. Sie weigert sich ihre Pflicht zu erfüllen, daher nehme ich die Sache selbst in die Hand. Sie wird mir dankbar sind. Wenn auch nicht jetzt. Würdest du mit ihr reden? Als verheirateter Mann kannst du ihr sicher gut zureden." Auch wenn ich seine Frau loswerden muss... Gift? Aber nicht jetzt. Ich habe bereits zu viele Baustellen. Aber ich halte Ausschau nach einer passenden jungen Dame. Eine Hexe. Natürlich. In Kriegen sterben viele... Eine Tragödie, wenn er seine Paula da verliert. Nicht wahr? Ich muss sie nur ins Schloss locken...

Fritz zog die Augenbrauen hoch. „Ich dachte du bist mit meiner Ehe nicht einverstanden?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Nur mit deiner Wahl. Aber jetzt geht es um Lea. Ich denke, du bist ihr ein gutes Vorbild und kannst ihr die Ehe schmackhaft machen. Ich bin es leid ihr Gezeter zu hören... Ich wollte mit ihr Reden, es ging nicht besonders gut. So ein unartiges Kind!"

„Natürlich helfe ich dir!", versprach ihr Sohn. „Lea wird eine wunderschöne Braut."

„Das wird sie! Aber es ist spät. Ruh dich aus. In einer Stunde essen wir zu Abend. Lass Lea noch etwas schmollen. Du kannst Morgenfrüh mit ihr sprechen. Sie war zu aufgebracht, um jetzt irgendwem zuzuhören."

Hexe - Das KönigreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt