Kapitel 14

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Ein paar Tage später saßen Elisabeth und Volkan zusammen in seinem Büro. Elisabeth saß auf einem Drehstuhl und drehte sich langsam hin und her, während sie die Apps auf ihrem Handy durchschaute. Sie hatte nichts besseres zu tun, wollte aber im Beisein von Volkan bleiben. Volkan wiederum telefonierte schon eine ganze Weile und lief dabei auf und ab durch den Raum.

Seid ihr schon am packen?

Elisabeth laß die Nachricht von Céline in der Gruppe mit ihren Mädels. Der Amsterdam Trip stand vor der Tür.

Aylin: Ja, aber ich will gefühlt meinen ganzen Kleiderschrank mitnehmen.
Céline: Ich auch. Gehen wir dort auch feiern?
Hannah: Safe, oder?

Elisabeth seufzte bei den Nachrichten zwischen Céline, Aylin und Hannah. Ihr war nicht nach wegfahren. Elisabeth war generell ein Mensch, der schnell Heimweh bekam und sich am wohlsten Zuhause fühlte. Volkan war die letzten Tage ein wenig Distanziert gewesen. Er meinte zwar, dass er nicht Sauer sei, doch irgendwas störte ihn immer noch. So wollte Elisabeth erst Recht nicht wegfahren.
Gegen Nachmittag kamen Hakan, Johannes und Sasan ins Büro dazu. Sie alle saßen an einem großen Tisch.
"Volkan?" ,sprach Elisabeth leise und umfasste seinen Unterarm sanft mit ihrer Hand. Er drehte seinen Kopf zu ihr und sah sie an.
"Ich glaube, ich fahre gleich nachhause. Die Mädels sind schon am packen und ich habe noch nicht mal angefangen." ,sagte sie. Es war nicht gelogen. Elisabeth musste wirklich noch packen, doch sie fühlte sich auch Fehl am Platz, wo Volkans Jungs jetzt da waren und sie Gespräche führten, wo Elisabeth nichts zu sagen konnte.
"Okay." ,antwortete er darauf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Jungs. Elisabeth ließ ihren Griff von Volkan los und fuhr sich durch die Haare. Sie musste sich zusammenreißen nicht zu weinen. Sie war den ganzen Tag schon nicht gut drauf und den Tränen nahe, doch jedes Mal, wenn sie Zuneigung von Volkan wollte, mied er es. Sasan schien es mitbekommen zu haben, denn er deutete Elisabeth mit einer Kopfbewegung an, dass sie raus gehen sollte. Er erhob sich ebenfalls und ging hinter ihr her.

Draußen atmete Elisabeth die frische Luft ein.
"Mach dir nichts draus." ,sagte Sasan, während er an seiner Vape zog.
"Ich verstehe nicht, warum er so nachtragend ist. Ich habe mich jetzt jeden Tag entschuldigt." ,Elisabeth ging davon aus, dass Sasan wusste worum es ging. Er zuckte mit den Schultern.
"Versuch dich einfach mal in seine Position zu versetzten und er hätte über eine Pause nachgedacht und du gar nicht." ,versuchte Sasan die Situation zu schildern. Elisabeth sah ihn etwas genervt an.
"Es waren 2 Tage über die ich darüber nachgedacht habe. 2 Tage, nicht 2 Monate. Er macht gerade aus einer Maus einen Elefanten."
Sasan musste leicht über Elisabeths letzten Satz schmunzeln.
"Brot nach Hause kommt in 3 Wochen raus, er macht sich selbst Stress momentan. Wenn das gut läuft, ist er an einem Deal mit TwoSides dran. Das wäre ein kranker Stritt. Das wird wieder. Vielleicht tut der Abstand ein paar Tage mal gut, wenn du in Amsterdam bin."
Elisabeth zuckte mit den Schultern und öffnete ihre Autotür.

"Die oder die Jacke?" ,fragte Elisabeth Céline als sie per Facetime zusammen packten.
"Wir haben Ende April, wie wär es mit gar keiner?" ,antwortete Céline. Elisabeth hob eine Augenbraue hoch. "Es ist noch Arschkalt Abends." ,sagte sie selbstverständlich, was Céline überlegen ließ.
"Gehen wir in 'nen Coffeeshop? Safe oder?" ,fragte Céline und kurz darauf folgte ein 'Nein' von einer männlichen Stimme aus Célines Leitung. Céline grinste in die Richtung und schmiss ein Kissen dorthin.
"Sorry, Jamal ist hier." ,gab sie bescheid. Elisabeth lächelte leicht. "Also?" ,hakte Céline nach.
Elisabeth zuckte mit ihren Schultern. "Hör mal, wir sind in Amsterdam, ja? Irgendwas werden wir uns da gönnen."
Volkan und seine Jungs haben früher gekifft. Von Elisabeths Mädels nur Aylin und Céline. Elisabeth hatte es auch schon ein paar mal getan, konnte aber auch darauf verzichten.
"Aylin hat auf jeden Fall schon Foodspots rausgesucht und eventuell können wir eine Bootsfahrt über die Kanäle machen, außerdem gibt es da ein schönes Van Gogh Museum." ,sprudelte es weiter aus Céline raus. Elisabeth versuchte angestrengt zu zuhören. Hin und wieder nickte sie, doch ihre Gedanken waren überall, aber nicht in Amsterdam. "Ja, dass klingt doch alles gut." ,erwiderte sie beiläufig.
"Ist Volkan noch Sauer oder warum schaust du wie sieben Tage Regenwetter?" ,Céline hatte ihr Handy abgestellt und Elisabeth konnte nun sehen, wie sie ihre Klamotten in den Koffer packte. Sie zuckte mit den Schultern. "Er sagt nein, aber so wie er sich Verhält denke ich schon."
"Vielleicht tut euch der Abstand dann mal gut." ,sagte Céline und Elisabeth stieß ein genervtes Geräusch aus. "Wieso sagt das jeder? Sasan hat das heute auch gesagt."
"Naja, in Volkans Leben verändert sich gerade viel. Du hat die letzten Monate nur zwischen, du kannst das nicht, aber du willst auch nicht gehen geschwankt. Du weißt nicht was du willst und Volkan muss wissen, was die Leute um ihn herum wollen, ich meine du kennst ihn am besten."
Elisabeth biss sich auf die Lippe. Sie wusste, dass sie genervt hatte, mit ihrem Wechsel zwischen sie will das alles nicht. Sie will aber ihm bleiben. 
"Ja, aber-" ,Elisabeth hörte auf zu reden. Sie hatte keine Lust sich immer wieder neu zu erklären. Sie verstand sich selbst manchmal nicht. "Vielleicht habt ihr Recht." ,gab sie nach. Es war gelogen.
"Hannah hat gerade in die Gruppe geschrieben, dass sie uns alle gegen 7 Uhr einsammelt." ,wechselte Céline das Thema.
"Was wären wir ohne Hannah und ihr Auto." ,antwortete Elisabeth lachend. Hannah hatte sofort angeboten zu fahren, da sie das größte Auto hatte. Den Sprit teilten die Mädels sich auf. Sie hatten sich für die 4 Tage ein Airbnb gemietet.

Nachdem Elisabeth und Céline auflegten, bekam Elisabeth eine Nachricht von Volkan. Sie lag auf ihrer Couch und der Fernseher lief im Hintergrund.
Hast du schon gegessen?
Nein
Soll ich mit Essen vorbeikommen? Wann fahrt ihr morgen?
Wie du willst. Um 7 Uhr.

Elisabeth bekam daraufhin keine Antwort mehr. Sie entschied sich noch den Rest zusammen zu packen, wie ihre Schminksachen, Duschzeug und alle Utensilien die sie benötigen würde.
Nach einer Weile klingelte es. Elisabeth machte auf, blieb aber nicht an der Tür stehen, sondern ging zurück und faltete die Kleidungsstücke zusammen, gegen die sie sich für Amsterdam entschieden hatte. Sie hörte Volkans Schritte. Als sie ihn im Türrahmen sah, konnte sie ein kleines lächeln nicht verstecken.
"Ich hab dir Lahmacun mitgebracht. Dachte das geht immer." ,sagte er ehe er wieder aus ihrem Sichtfeld verschwand. Sie ging in die Küche und packte sich ihr Essen auf ein Teller und ging anschließend zu Volkan ins Wohnzimmer.
"Hast du dir nichts geholt?" ,fragte Elisabeth nach. Volkan hatte nur ihre Fernbedienung in der Hand und schaltete durch die Kanäle. Er schüttelte kurz den Kopf.
"Hab schon mit den Jungs gegessen."
„Achso."

Während Elisabeth aß hatte Volkan sich für eine Serie entschieden, die er, nach seinem Gesichtsausdruck zu folge, nicht wirklich interessant fand. Elisabeth genoss ihr Essen und merkte schnell, wie gut es ihren Körper tat, endlich Nahrung aufzunehmen.
Nachdem sie fertig war, stellte sie den benutzen Teller in ihre Spüle und trank noch einen Schluck Wasser. Zurück im Wohnzimmer fand sie Volkan nicht mehr auf ihrer Couch, sondern auf ihrem kleinen Balkon. Elisabeth ging schnell in ihr Schlafzimmer und holte sich eine Strickjacke. Es war bereits Abends und die Temperaturen sanken. Danach öffnete sie die Tür zum Balkon und stellte sich neben Volkan.
Sofort schling Elisabeth ihre Arme um sich, als der kalte Wind unter ihren Stoff herzog. Und Céline meinte, sie sollte keine Jacke mit nach Amsterdam nehmen.
„Bist du aufgeregt wegen morgen?" ,fragte Volkan. Doch seine Stimmlage klang desinteressiert und Elisabeth hatte kaum Lust darauf zu antworten.
„Schon. Ich würde mich mehr freuen, wenn ich wissen würde, dass mein Freund nicht mehr Sauer auf mich ist." ,gab Elisabeth zurück. Volkan zog an seiner Zigarette und beließ den Rauch aus.
„Ich bin nicht Sauer." ,entgegnete er neutral.
„Du bist aber distanziert."
Elisabeth wusste nicht, auf welchen Punkt Volkan die ganze Zeit starrte. Sie hatte keine schöne Aussicht von ihrem Balkon. Man sah nur die dunkle Straße und die Häuser, die direkt gegenüber waren.
„Wir reden nach Amsterdam nochmal darüber. Ich will wissen, was du willst, aber ich kann deine Punkte auch verstehen. Es ist nicht leicht. Aber mich schockiert es, wie schnell du zu so einer Entscheidung gekommen bist. Würde es dir wirklich so leicht fallen, dich zu trennen? Beziehungspause ist für mich das Selbe, wie eine Trennung. "
„Volkan, ich habe 2 Tage über eine Pause nachgedacht, ja? Du übertreibst." ,unterbrach Elisabeth ihn. Sie selbst hatte die Schnauze voll davon. „Nein, es würde mir absolut nicht leicht fallen. Vielleicht hätte es das Wort "Auszeit" etwas besser beschrieben. Ich hätte mich nie richtig trennen können oder wollen. Ich habe mich entschuldigt und das mehr als einmal." ,fügte Elisabeth schnell hinzu, bevor er etwas sagen konnte.
„Aber ich habe dir vor 2 Jahren gesagt, dass ich Musik machen will. Hätten dir die Gedanken nicht damals schon kommen können, anstatt jetzt? Du solltest mir meine Ängste nehmen und nicht stärker machen, in dem ich denke, dass du dich Trennen willst."
Elisabeth sah zu Volkan. „Du mir meine auch, aber alles was ich von dir immer zu hören bekomme, ist 'Keine Ahnung, müssen gucken was die Zukunft uns bringt'!" ,ihre Stimmlage wurde ein wenig lauter, da sie frustriert war.
„Ich habe doch auch kein Plan! Kann ich in die Zukunft schauen? Aber wenn du das alles willst, dann sollte es egal sein, was die Zukunft bringt!" ,antwortete Volkan ebenfalls lauter.
Elisabeth verschränkte ihre Arme und sagte nichts mehr. 
„Du sollst das wollen, weil du es willst und nicht, weil du dich nicht Trennen willst, verstehst du was ich meine? Es bringt niemanden etwas, wenn du Unglücklich mit mir und meinem neuen Leben bist." ,fügte er leiser hinzu.

Volkan ging rein und Elisabeth sah, dass er seine Jacke anzog. Er saß die ganze Zeit ohne Jacke auf ihrem Balkon. Sie ging ebenfalls rein.
„Fährst du jetzt nachhause?" ,fragte sie und merkte, wie sie am liebsten wieder Weinen würde.
„Ja, ihr fahrt doch schon früh los, oder?"
„Ja, aber ich habe die letzten Tage schon alleine geschlafen." ,murmelte sie. Volkan sah in ihre Augen und es schien, dass er etwas sanfter wurde. Er ging einen Schritt auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf ihren Scheitel.
„Wir haben doch bis jetzt immer einen Weg gefunden oder?" ,sagte er nun in einem sanften Ton. Elisabeth biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Nicht weinen. Sie sah weg, nickte aber mit ihrem Kopf.
„Pass auf dich auf die Tage, ja? Und dann sehen wir uns wieder." ,Volkan strich ihr nochmal über ihren Rücken, bevor er zu ihrer Türe ging und diese ins Schloss fallen ließ. Sobald Elisabeth dieses Geräusch hörte, ließ sie ihre Tränen freien lauf.

Loving you is a losing Game - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt