Kapitel 8

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Als er Celeste nach dem Frühstück sagte, dass sie einen stundenlangen Fußmarsch durch die wilden Wälder Russlands vor sich hatte, war sie nicht begeistert.

 Er hatte totales Verständnis dafür, Menschen hatten eine andere Konstitution. Alleine wäre er in einem Bruchteil der Zeit dort, wenn er mit Lykaner-Geschwindigkeit rannte. Aris hatte ihr angeboten, sie den ganzen Weg zu tragen, doch dies hatte sie erschrocken abgelehnt. 

Auf der einen Seite erfüllte es ihn mit stolz, dass sie das selbst bewältigen wollte, auf der anderen verstand er ihren Schock und entsetztes Ablehnen nicht bei seinem Vorschlag. Es kostete, ihn kaum Mühe sie auf Armen zu halten. Er hatte nicht weiter nachgefragt, da er das Gefühl nicht loswurde, dass Celeste das irgendwie unangenehm schien. 

Nur mit Shirt und Jogginghose war es allerdings zu kalt für solch eine Wanderung, zumindest für einen Menschen, da die Temperaturen heute etwas niedriger waren als die letzten Tage. Dank seiner höheren Körpertemperatur stellte ihn das vor keine Schwierigkeiten, seine menschliche Erasthai dagegen schon. Also holte er einen kragenlosen Pullover aus seinem Schrank und bat die junge Frau, diesen anzuziehen.

Er bestand darauf, neben seinem eigenen Seesack auch Celestes Rucksack zu tragen, als sie losgingen. Er richtete sich auf ihr Tempo ein und so schlugen sie sich durch die Wildnis. Aris nutzte die Gelegenheit, um die junge Frau besser kennenzulernen, und macht den Vorschlag ein Spiel zum Zeitvertreib zu machen. Abwechselnd sollten sie sich Fragen stellen, die beantwortet werden mussten und er überließ Celeste die Wahl der ersten Frage.

„Wie alt bist du?", startete sie aufgeregt.

Er antwortete mit einem Grinsen, da er wusste, es würde sie schockieren. „Dreihundertsiebenunddreissig Jahre"

Wie erwartet, blieb sie stehen und ihr Mund klappte vor Überraschung auf.

„Ernsthaft?", der pure Unglaube war ihr ins Gesicht geschrieben.

„Ja, ich hatte ja bereits erwähnt, dass unser Alterungsprozess sich verlangsamt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Wann genau ist für jeden Lykaner, oder Lykanerin unterschiedlich. Es ist fast wie eine zweite Pubertät. Erst ab diesem Zeitpunkt haben wir vollen Zugriff auf unsere Bestienform, wie wir es nennen und können uns vollständig verwandeln. Und wir altern danach um einiges langsamer.", erklärte er Celeste.

„Und wie alt könnt ihr werden?", erkundigte sie sich weiter.

„Hey, jetzt bin ich dran mit einer Frage!", zwinkerte er sie an, woraufhin sie eine entzückende Schnute zog und weiterlief.

„Wie bist du aufgewachsen?", stellte er nun seinerseits eine Frage, die ihn brennend interessierte.

Celeste überlegte kurz und antworte ihm dann Folgendes:

„Meine Eltern sind in der dritten Generation Farmer. Ich bin also ein kleines Landei. Jetzt bin ich wieder dran!"

Und so ging es die gesamte Zeit hin und her. Anfangs war Celeste noch sehr verhalten in ihren Antworten. Je mehr sie auch von ihm erfuhr, umso offener wurde sie. Sie erzählte ihm von ihrer Familie, die sich bezaubernd um sie gekümmert hatten und ihr ein sicheres und stabiles Umfeld geboten hatten.

„Als ich ihnen gestanden hatte, dass ich diesen Weg nicht für mich einschlagen möchte, sondern lieber Journalismus studieren wollte, waren sie sofort bereit mich zu unterstützen. Sie sparten jeden Cent um mich mit den Kosten zu unterstützen, obwohl die Farm jetzt nicht so wahnsinnig fiel abwirft. Meistens reicht es gerade so, dass die laufenden Kosten gedeckt werden können."

Aris erfuhr von ihrem Studium als Journalistin, bei welchem sie einige Hürden zu meistern hatte, ihrem Job bei einem dieser amerikanischen Fernsehsender und ihm zeigte sich ein klares Bild ihres Charakters. Er bewunderte seine Erasthai für ihre Loyalität, ihr Durchhaltevermögen und so vieles mehr. Für Aris war sie ein Juwel und er würde alles dafür tun, sie für sich zu gewinnen, das schwor er sich.

Aris - Der LykanerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt