Kapitel 11

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Celeste saß am Panoramafenster im großzügigen Wohnraum, der ihr von Gwen ein paar Stunden zuvor gezeigt worden war. Sie starrte in den Sonnenuntergang, trank eine heiße Tasse Tee und ließ die Ereignisse, seit sie hier eingetroffen war Revue passieren. Aris stand unter der Dusche, sie konnte das Rauschen des Wassers leise hören. Kurz wurde sie abgelenkt von der Fantasie. Wie er wohl unter dem heißen Wasserstrahl aussehen würde? Der Seifenschaum, der langsam über seine definierten Muskeln hinunter läuft, das Wasser, welches die gebräunte Haut liebkost...

Celeste schüttelte lächelnd den Kopf, was war nur mit ihr los? Sie konnte kaum an ihn denken, ohne dass ihre Libido verrückt spielte. Und Sie war nie eine Frau gewesen, die sexuell besonders aktiv war. Natürlich hatte sie schon Sex gehabt und hatte auch einen Vibrator für einsame Stunden. Bei ihren Exfreunden hatte sie nie so empfunden. Sie fühlte sich körperlich von ihm angezogen, das war fast unheimlich. Ob es was mit dieser Gefährtensache zu tun hatte?Sein Kuss im Arbeitszimmer des Königs hatte ihr die den Boden unter den Füßen weggezogen. Es war wild, leidenschaftlich, und intensiv, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. Und dann waren da diese Gefühle gewesen. Wut, Verrat, Traurigkeit, Verzweiflung. Celeste war sich sicher, dass es nicht ihre eigenen Emotionen waren, sondern seine. Sie hatte diese schon gespürt, kurz nachdem sie die Geräusche gehört hatten. Gwen wollte sie noch zurückhalten, aber sie musste zu Aris. Irgendwie hatte sie wahrgenommen, dass er sie brauchte. Die junge Frau wusste nicht, woher sie das geahnt hatte, in diesem Moment war es so klar gewesen. Sie hatte sich nicht mal umgezogen, sondern war losgestürmt, dicht gefolgt von der Königin. Gwen hatte sie vorm Betreten des Zimmers festgehalten und war zuerst hinein gegangen. Die Dringlichkeit, die Celeste verspürt hatte, ließ sie die Andere zur Seite schieben und selbst den Raum in Augenschein nehmen.

Im ersten Moment erschrak Sie, da Aris sich verwandelt hatte. Sie sah das Monster, welches er ihr tags zuvor so eindrucksvoll vorgeführt hatte, nur dass er diesmal nicht an Körpermasse zugelegt hatte. Lediglich Klauen, Fänge und die schwarzen Augen waren in Erscheinung getreten. Und als er zu ihr sah, wurde sie von seinen Emotionen geradezu überschwemmt. Und ihr Herz brach für ihn, da sie seine Wut und Verzweiflung spürte. Sie wusste nicht, was geschehen war. Sie konnte nur noch an ihre Sorge um ihn denken.

 Als er sich im nächsten Augenblick zurückverwandelte, wollte sie nur noch zu ihm, ihn in den Arm nehmen und trösten. Ihm sagen, dass alles gut wird. Denn er strahlte Traurigkeit aus und eine Verzweiflung, die sie nicht verstand. Die Verletzungen an seinen Händen machten die Situation nicht besser. Und dann riss er sie in die Arme und die Emotionen spielten komplett verrückt. Darüber musste sie mit ihm reden. Sie wollte wissen, warum sie seine Gefühle so intensiv wahrgenommen hatte. Fast, als hätte sie eine Verbindung zu seiner Seele. Wenn die Erinnerung daran nicht so lebhaft wäre, hätte Celeste es als Unsinn abgetan. So aber ... sie schüttelte den Kopf. Nein, das war definitiv ungewöhnlich gewesen. Zum Glück war der emotionale Sturm in ihr abgeklungen, nachdem sich Aris von ihr gelöst hatte, und sie hatte seine Gefühle nicht mehr gespürt.

Das Abendessen dagegen war ganz normal verlaufen und die Zeit verging schnell und die Gespräche waren so dahin geplätschert. Der Koch hatte ein ausgezeichnetes Dinner serviert und Gwen hatte ihr angeboten, dass sie morgen zusammen auf Shoppingtour gehen könnten, und Celeste hatte dankbar angenommen. Sie mochte die junge Königin und freute sich schon darauf, sie mehr über ihr Leben auszufragen und endlich wieder ihre eigene Kleidung zu haben.

Apropos ... Seufzend erhob sie sich von der breiten Fensterbank, welche sie mit Kissen der Wohnlandschaft gepolstert hatte. Sie schaute sich noch einmal die Kleidungsstücke an, die Gwen ihr gebracht hatte. Diese lagen unberührt nebeneinander auf der Lehne des schwarzen Riesensofas verteilt. Sie sah ein geblümtes Kleid, ein paar einfarbige Tops und Shirts, sowie Jeans, aber keinen Pyjama oder Nachthemd. 

Aris - Der LykanerWhere stories live. Discover now