Kapitel 14

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Als das Signal zum Beginn des offiziellen Teils des Balls ertönte, suchte Aris sich und Celeste ein Platz in einer Ecke des Saals nahe dem Podest des Königs. Er hatte ihre Hand ergriffen nach ihrem kleinen Zwischenspiel im Park und hatte vor diese auch nie wieder los zulassen.

Seine Erasthai hatte zum ersten Mal die Initiative übernommen und sich geholt, was sie wollte und er war dabei sehr auf seine Kosten gekommen. Das musste etwas zu bedeuten haben! Bestimmt würde es jetzt nicht mehr lange dauern und er durfte sie endlich zu der seinen machen. Der Drang dazu wurde ohnehin immer stärker und das lag nicht allein am Vollmond. In der Kutsche hätte er fast die Kontrolle über sein lykanisches Erbe verloren. Nur mit äußerster Anstrengung hatte er sich davon abhalten können in dem engen Gefährt über sie herzufallen. Und danach war es dem zahlreichen Publikum zu verdanken, dass sein Bindungsdrang etwas in den Hintergrund trat.

Er hatte gedacht, diesen Abend zu überstehen würde einfach sein. Ha! Die Mondgöttin und seine verführerische Schönheit straften seine Gedanken lügen. Celeste sah auch einfach zum Anbeißen aus in seinen Farben. Er konnte kaum seinen Blick von ihr lassen. Einzig das schwach sichtbare Mal an ihrem hellen Hals ärgerte ihn. Aber das ließ sich bestimmt heute Nacht noch ändern. Sie hatte ihn mit der Aktion im Garten ein Geschenk gemacht, er musste es ja erwidern. Zufrieden grinste er in sich hinein, als Caspian von seinem Thron aufstieg und nach vorne auf sein das Podest trat.

„Es freut mich sehr, dass ihr alle heute Abend gekommen seid!", verkündete er mit lauter und feierlicher Stimme. „Nach den Ereignissen der letzen Monate und den Schicksalsschlägen, wird es Zeit, dass wir nach vorne blicken in die Zukunft. Die Zukunft unsere Häuser, und unserer Gesellschaft."

Der König pausierte und ließ seinen Blick durch den Saal schweifen. Ein Raunen erhob sich und verstummte, als er gebieterisch die Hand hob und weiter sprach. Aris sah sich ebenfalls um, allerdings argwöhnisch. Er hatte vorhin das Getuschel der Adeligen wahrgenommen und machte sich Sorgen, dass jemand handgreiflich werden würde. Die Stimmung war jetzt nicht mehr ausgelassen, sondern angespannt.

Der König sprach weiter. „Wir haben viele Verluste zu beklagen und meine Trauer gilt noch immer den Hinterbliebenen der Verstorbenen."

Vereinzeltes Schluchzen klang aus den Reihen.

„Meine Verpflichtung gilt auch dem Kommenden und denen die überlebt haben. Nach über drei Monaten wird es Zeit, dass wir uns reorganisieren, die Titel und Güter neu verteilen und gemeinsam in die Zukunft gehen. Daher möchte habe ich euch heute hier zusammen gerufen."

Gespanntes Schweigen erfüllte die Luft. Aris wurde mit einem Mal doch etwas nervös, jetzt da Caspian gleich die Bombe seiner Rückkehr platzen lassen würde.

„Als erstes das Haus Kolyubakin-Fahrensbach", setzte sein König fort. „Der Hausvorstand Dimitri war lange Zeit ein Berater meines Vaters, ein treuer Anhänger des Königshauses. Lange blieb seine Nachfolge ungeklärt, doch nun wird sein Sohn wieder seinen rechtmäßigen Platz einnehmen und dessen Erbe antreten. Komm zu mir, Aris!"

Celeste sah ihn erstaunt an, als er mit ihr an der Hand seinen Platz verließ und der Aufforderung seines Königs Folge leistete. Ein Raunen ging durch die Menge, man gab ihnen Raum und sie konnten unbehelligt zum blonden Lykaner hinaufsteigen. Caspian legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie ermutigend, bevor er sich wieder zur aufgeregten Menge umwandte.

„Hiermit ernenne ich Aristarkh Nezgovorov zum Herzog des Hauses Koylubakin-Fahrensbach und stelle ihn in den Status eines königlichen Beraters. Ab sofort übernimmt er den Hausvorstand mit allen damit verbundenen Pflichten und den Vermögenswerten!"

Ein weiblicher Wutschrei ertönte und eine blonde Frau in einem Ballkleid mit den Farben eines warmen Sonnenuntergangs in zahlreichen Orangetönen drängte sich nach vorne. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und zeigte anklagend auf Aris.

Aris - Der LykanerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt