KAPITEL 8 | Hotelzimmerküsse

124 25 48
                                    

ZALEA

Federleicht schiebt seine Hand sich auf meinen Oberschenkel. Schwielige Rauheit lässt eine Gänsehaut auf meinem Körper entstehen. Gott. Ich habe einen fremden Mann in mein Hotelzimmer geholt. Ich habe Holt abgewürgt und ihm für das morgendliche Frühstück übereilt zugesagt.

Jetzt sitze ich hier. Mit einem Kerl, dem ich absolut keine Aufmerksamkeit schenken sollte, weil es meinen Job gefährden könnte. Einen Auftrag, für den ich bezahlt werde. Und jetzt bin ich im Begriff, mich auf einen One-Night-Stand einzulassen, mit einem Mann, der nichts mit diesem Job zu tun hat.

Du bist unsagbar dumm, Zalea.

Caius ist heiß wie eine Flamme. Sein Daumen übt Druck auf meinen Nacken aus, sodass ich seinem Gesicht näher komme. Die Barthaare kitzeln meine Haut, als seine Lippen über meine streichen. Schwerelos streifen sie über meinen Mund hinweg. Ich lehne mich ihm entgegen, doch er verwehrt mir jeglichen Druck. Ich sehne mich nach einem verfluchten Kuss, nach seiner Zunge in meinem Mund, obwohl ich das Gefühl nicht einmal kenne. In meiner Vorstellung ist er ein teuflisch fabelhafter Küsser. Und ich will es herausfinden. Dringend.

Das brennende Bedürfnis in meinem Inneren pulsiert und heizt jeden Winkel meines Körpers auf. Ich höre den kläglich, verlangenden Laut, der sich aus meiner Kehle stiehlt. Caius gibt ein tiefes brummendes Lachen zum Besten.

»Du bist ungeduldig«, stellt er schmunzelnd fest. Mein Herz holpert bei der schiefen Hebung seines rechten Mundwinkels. »Würde es dich enttäuschen nicht in den Genuss meiner Zunge zu kommen?« Das Feixen in seiner Stimme mindert die heiße Glut in meinem Inneren minimal, sodass ich verärgert grummle. Ich will das Gefühl nicht verlieren.

Plötzlich verschwindet sein Gesicht. Sein Atem prallt nicht länger gegen meine Lippen und auch der intensive Geruch nach herbem Männerparfüm lässt nach. Er fliegt noch seicht durch die Luft im Zimmer, sodass ich nicht gänzlich aus dem Nebel der Leidenschaft gerissen werde. »Womöglich sollte ich dir eine Kostprobe ermöglichen, hm?« Das tiefe Brummen in seiner Stimme sorgt für eine Vibration in meinem Unterleib, als er sich vor mir auf die Knie sinken lässt. Zärtlich huschen seine Fingerspitzen über meine nackten Waden. Der Bademantel wendet sich von meiner Haut ab und rutscht von meinen Beinen. Entblößt einen Teil meines Körpers, was Caius einen sinnlichen Ton entlockt.

Schluckend starre ich ihn an. Ein dunkler Riese, der seine tätowierten Hände über meine nackten Schenkel hinauf wandern lässt, kniet auf dem Boden vor mir. Der Anblick ist derart widersprüchlich in meinem Hirn, dass mein Magen protestierend flattert. Der Kontrast unserer Hauttöne, welcher durch die schwarze Tinte ausgelöst wird, nimmt mir die Luft zum Atmen. Ich japse, während Caius begierig schmunzelt. Seine schwarzen Haare wirr, als wäre er zigmal hindurchgefahren. Die dunkelblauen Augen nebelig verhangen und umgeben von rosiger Haut, die der Vorfreude kaum trotzen kann. Gott, ich werde mit diesem Mann schlafen, ganz gleich, was dann aus meinem Job werden könnte.

Schlussendlich bin ich diesem Rowan gegenüber zu nichts verpflichtet. Ich kenne ihn überhaupt nicht, wenn man es genau nimmt. Holt und er haben mich versetzt. Ich soll ihn aus seinem Schneckenhaus holen. Mit ihm Ausflüge machen, ihn ablenken. All die Dinge, auf die er Lust hat. Nichts weiter. Ich soll ihm helfen, dass er seine Trauer - oder den Zorn – überwindet und wieder zurück ins Leben findet. So hat es Holt zumindest ausgedrückt.

Ist es da verwerflich, wenn ich in meiner Freizeit Spaß habe? Ein bisschen Ablenkung tut mir gut, während ich in Denver bin. Ich kenne hier niemanden, geschweige denn war ich schon einmal in dieser Stadt. In meinem Leben bin ich – abgesehen von Mädelsurlauben an die Küste – selten aus Mesa herausgekommen. Nicht einmal Chris hat es für nötig gehalten mir etwas von der Welt zu zeigen.

MONSTER'S HEARTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt