KAPITEL 23 | Kopfgeldjäger

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ZALEA

Meine Füße hängen im Wasser des Sees, während Maja in einem Reiseprospekt blättert. Die Wahl ihres Ziels hat mein Herz brennen lassen. Jamaika.

Nachdem ihr Freund an Krebs verstorben ist, hat sie eine Liste mit Wünschen gefunden. Wünsche von ihm für sie. Ein Punkt auf der Liste war, dass Maja nach Jamaika reist und das Essen genießt, während sie ihre Füße ins Meer hält.

Tränen kullern über ihre Wangen und ich streichle ihren Rücken. »Er wäre unglaublich gerne mitgekommen«, schnieft sie und wischt sich mit dem Ärmel über die Wangen.

»Damian ist bei dir, Maja. Auch wenn du ihn nicht sehen kannst«, versichere ich ihr. Ich selbst glaube mittlerweile, dass die Seele von einer Person sich an die eigenen Fersen heftet, auch wenn sie nicht verstorben ist. Seitdem ich Denver verlassen habe, habe ich das Gefühl, Caius klebt an mir wie Kaugummi. Ich werde ihn nicht los und eigentlich will ich es auch überhaupt nicht.

Mehrmals hatte ich die Karte mit seiner Telefonnummer in der Hand und habe überlegt, ihn anzurufen. Schlussendlich habe ich das graue Papier wieder in meiner Schublade verstaut.

Es ist grotesk, dass ich einen Mann derart vermisse, den ich kaum kenne. Aber ich tue es. Ich vermisse ihn wahnsinnig. Seinen Humor, sein Lächeln, seine Stimme, seine dunklen Augen, seine Haare und seine Berührungen. Jeden Zentimeter seiner Seele. Die Winkel seines Herzens. Die schwarzen Linien auf seiner Haut.

Maja entscheidet sich für einen Ort und wir buchen gemeinsam ihre Reise im Reisebüro. Sie ist gleichermaßen aufgeregt wie beängstigt. Mit zittrigen Fingern setzt sie ihre Unterschrift unter die Buchung und lächelt mich dankbar an.

Nachmittags gehen wir essen und sie schmiedet Pläne für den Urlaub. Ich erzähle ihr ein wenig von Jamaika, wobei ich Caius ausklammere. Sie lauscht neugierig und tippt Vorschläge in ihr Handy. Abends begleite ich sie nach Hause, bevor ich selbst den Heimweg antrete.

In der Wohnung riecht es angebrannt, als ich den Schlüssel in die Schale lege. »Hey. Ich bin zurück!«, rufe ich. Wie ein begossener Pudel kommt Rachel aus der Küche, hinter ihr Adrian mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Adrian war vor einigen Wochen ein Kunde von mir, hat sich allerdings Hals über Kopf in meine Mitbewohnerin verliebt. Die Zwei sind unsagbar niedlich, aber katastrophale Unglückslämmer. »Oweia. Was ist passiert?«

Adrian schnaubt und winkt ab. »Nur ein kleiner Backofenunfall. Nichts Weltbewegendes.« Seine blonden Haare fliegen um seinen Kopf, während er ihn schüttelt.

»Ich rieche es. Was ist angebrannt?«

»Unser Abendessen. Wir haben den Ofen richtig eingestellt und auch den Timer, aber dann waren wir in meinem Zimmer und haben das Klingeln nicht gehört, weil wir -«

»Rach«, unterbricht Adrian sie und sieht meine Freundin warnend an.

»Ich kann mir den Rest denken«, lache ich und schlüpfe aus meinen Schuhen. »Dann bestellen wir heute.« Schulterzuckend gehe ich an ihnen vorbei, werfe einen Blick auf das verkohlte Essen in der Auflaufform und lege meine Tasche in meinem Zimmer ab. Isabella sitzt kuschelnd mit Benjamin auf der Couch, Kathleen tippt auf ihrem Lesesessel auf ihrem Handy herum und Jasmin ist noch nicht zurück.

»Vorhin war jemand hier, der dich sehen wollte«, murmelt Benjamin in meine Richtung.

»Wer?«, frage ich und plumpse auf meinen Stammplatz. Müde gähne ich und ziehe eine Decke über meine Beine.

»Keine Ahnung. Hat seinen Namen nicht gesagt, sah aber wütend aus, als er Adrian gesehen hat.« Benjamin gluckst belustigt. »Ich glaube, er wollte ihm auf die Schnauze hauen, als er ihm gesagt hat, dass du erst abends wiederkommst.« Verwundert runzle ich die Stirn.

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