| EPILOG |

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CAIUS

»Warum hast du den verfickten Wecker ausgeschaltet?« Holt reißt den Kopf hoch, während ich wutschnaubend und mit geballten Fäusten im Durchgang zum Wohnzimmer stehe.

»Fuck, schrei nicht so. Ich fühle mich wie einmal durch den Fleischwolf gedreht«, schnaubt er verkatert. Er reibt sich über das Gesicht und gähnt ausgiebig.

»Ich drehe dich durch den Fleischwolf, wenn du nicht in dreißig Sekunden angezogen bist«, knurre ich und werfe ihm seine Klamotten ins Gesicht.

»Mach doch nicht so eine Welle«, murrt er und zieht sich das Shirt über. Ich ignoriere Holt, binde die Krawatte um meinen Hals und schließe im Anschluss die Manschettenknöpfe. Holt stemmt sich hoch und schlendert an mir vorbei in die Küche. Gelassen gießt er sich Kaffee ein, nippt an dem Getränk und zieht seinen Gürtel fest. Murrend beobachte ich ihn dabei und stopfe das Hemd in die Hose.

»Was ist los?« Kathleens Gesicht lugt über die Lehne meiner Couch und ich verharre fassungslos in der Bewegung. Ihre Korkenzieherlocken sehen wüst aus und auf ihrem Hals prangt ein riesiger Knutschfleck.

»Bitte sag mir, dass du Halluzinogene in meinen Eiweißshake geschüttet hast«, knurre ich in Holts Richtung. Er zuckt grinsend die Schultern. »Ich fasse es nicht. Herrgott.« Kochend vor Wut stampfe ich ins Schlafzimmer.

»Was hat er?«, höre ich Kathleens müde Stimme. Seitdem Holt sie kennt, ist er hinter ihr her, wie ein Hund hinter seinem Knochen. Jetzt hat er seinen Knochen offenbar in ihrem Loch verbuddelt, anders kann ich mir die selbstgefällige Miene jedenfalls nicht erklären. Fuck. Zalea wird austicken, wenn er ihr das Herz bricht.

»Ich habe den Wecker ausgemacht und er kriegt eine Panikattacke«, erzählt mein bester Freund stolz. Mit geballten Fäusten atme ich durch, reiße das Jackett vom Haken im Kleiderschrank und ziehe es über. »Wir haben massenhaft Zeit, Rowan!«, ruft er jetzt in meine Richtung. Der Schrank ist mittlerweile gefüllter, seitdem Zalea regelmäßig in Denver ist. Oftmals verbringt sie mehr Zeit im Jahr bei mir als in Mesa. Es ist erfrischend, ihre freiberufliche Seite zu erleben. Anfangs war es schwer für mich, dass sie den Job weitermachen will. Mittlerweile kenne ich einige ihrer Kunden und weiß, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Ich bin der einzige Kunde gewesen, mit dem sie geschlafen hat, während sie den Auftrag innehatte. Chris – ihr Ex – ist erst nach den finanziellen Dingen an ihr Höschen gekommen.

Hin und wieder schleicht sich eine neue Person aus Denver in unseren Freundeskreis, wofür ich dankbar bin, sobald Zalea nach Mesa fliegt und ich allein in Denver bin.

Tief atme ich durch, gehe zurück in die Küche und werfe Kathleen einen prüfenden Blick zu. Sie sieht entspannt aus. Nichts deutet auf einen möglichen One-Night-Stand hin. Ich weiß, dass sie in Holt verliebt ist, weil sie es mir betrunken kichernd vor Monaten gestanden hat.

»Halt die Schnauze, Holt«, pfeffere ich ihm entgegen, als mein bester Freund den Mund öffnet.

»Ich geh' mal duschen«, nuschelt Kathleen. Sanft drückt sie meinen Unterarm und ich ringe mir ein Lächeln ab. Sie kann nichts für meine Laune. Sie verschwindet im Gästebad und ich fokussiere meinen wütenden Blick auf Holt.

»Bist du übergeschnappt?« Meine Hand landet auf seinem Hinterkopf und er reibt sich begeistert grinsend über die schmerzende Stelle.

»Nein«, antwortet er. Das Grinsen wird breiter. »Überaus verknallt.« Perplex blinzle ich und er zuckt die Schultern.

»Wehe, du verarschst sie. Kathleen ist keines von deinen Püppchen, verstanden?« Ich habe die Freundinnen von Zalea in den letzten drei Jahren ins Herz geschlossen. Sie sind alle dermaßen unterschiedlich, dass ich häufig darüber nachdenken muss, was ich zu welcher sage. Mit Jasmine kann ich anzügliche Witze reißen. Isabelle ist eher für schwarzen Humor. Rachel liebt Flachwitze. Kathleen versteht viele Scherze meinerseits nur mit Erklärung.

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