KAPITEL 17 | Kompromisse

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CAIUS

Zalea schläft. Sie liegt erschöpft auf der großen Liegefläche unter den Palmen. Der Leinenstoff flattert um sie herum, während ich an einem Tisch hocke und mich den Mails widme. Immer wieder gleitet mein Blick in ihre Richtung. Ihr Körper ist in einen Bademantel gewickelt, den sie im Badezimmer gefunden hat. Im Schlaf zucken ihre Füße, unterdessen liegt konstant ein Lächeln auf ihren Lippen. Das Bein auf einem Kissen angewinkelt und die Arme um ein weiteres geschlungen. Sie ist vollkommen friedlich. Beneidenswert. Bildschön. Sexy.

Tief atme ich durch und wende mich dem Bildschirm zu. Matt reibe ich mir den Nacken. Bis kurz vor der Landung habe ich gearbeitet und trotzdem explodiert mein Postfach aufgrund der Mails von Holt, Dad und einigen Angestellten. Das Zwitschern der Vögel scheuert meine Nerven auf. Ich weiß nicht, was ich mir gedacht habe, hier arbeiten zu wollen. Für die Arbeit benötige ich Ruhe.

Zalea quietscht im Schlaf und ich hebe den Kopf. Schamlos begaffe ich sie und ein Schmunzeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Womöglich hat Holt recht. Ich sollte mich entspannen, aber Entspannung fördert Gedanken zutage, die ich mir nicht leisten kann. Ich kann nicht über Cassandra nachdenken oder darüber, was sie zu mir gesagt hat, als sie in meiner Wohnung aufgetaucht ist. Entschuldigungen, zweite Chancen. Fuck, nein. Also konzentriere ich mich auf die Arbeit und verbiete mir Zalea anzustarren.

»Du hast das ernst gemeint, als du gesagt hast, dass du von einem anderen Standort arbeitest.« Zaleas Stimme lässt mich zusammenzucken. Mittlerweile geht die Sonne unter. Mein kleiner Diamant sitzt auf der Matratze und reibt sich verschlafen die Augen.

»In Arbeitsdingen bin ich kein Scherzkeks«, erwidere ich. Meine Kehle scheuert wie Sandpapier, weil ich seit unserer Ankunft keinen Schluck getrunken habe. Zalea gibt einen missbilligenden Laut von sich.

»Also buchst du ein teures Privathaus auf Jamaika, um zu arbeiten?«, fragt sie. Ein Gähnen verlässt ihren sinnlichen Mund. Sofort flackert in meinem Gedächtnis der Kuss auf. »Und was soll ich den ganzen Tag tun, während du dich in die Arbeit stürzt?«

»Dich ins Meer stürzen? Dich von der Sonne bräunen lassen, dich mit fabelhaftem Essen und guten Drinks abfüllen?« Meine Vorschläge lassen sie die Stirn verziehen.

»Wie wäre es mit einem Kompromiss?« Neugierde kitzelt mich und ich schließe den Laptop. Mit verschränkten Fingern stütze ich meine Ellenbogen auf den Knien ab und mustere sie interessiert.

»Ich höre.« Zalea streicht sich einige Strähnen aus der Stirn und überschlägt die Beine.

»Ich verstehe vollkommen, dass Arbeit ein wichtiger Teil in deinem Leben ist, und den möchte ich dir auch nicht verwehren. Nichtsdestotrotz brauchst du Momente der Ruhe. Ich habe einen Vorschlag, wie du beides kombinieren kannst, ohne das Gefühl zu haben, denn Rückwärtsgang einzulegen«, beginnt sie und schenkt mir ein Sonnenaufgangslächeln. »Du arbeitest jeden Tag eine bestimmte Zeit und wenn sie abgelaufen ist, verstaue ich den Laptop, dein Handy und das Telefon im Safe, dessen Code nur ich kenne. In der restlichen Zeit lässt du mich deine Freizeit gestalten.« Ihre Ausführungen heben meine Brauen an.

»Was gewinne ich dabei?«, frage ich amüsiert.

»Zeit mit mir?« Sie sieht mich an, als wäre es die logischste Antwort der Welt und ich hätte selbst darauf kommen müssen. »Womöglich sogar Entspannung und ein erfülltes Leben«, fügt sie hinzu.

»Der erste Gewinn genügt mir fürs Erste.« Zalea wirft mir ein begeistertes Lächeln zu.

»Wir sollten bei einem Abendessen genauer darauf eingehen.« Ihr Vorschlag lässt meinen Magen knurren. »Ich bin am Verhungern und wie es sich anhört, geht es dir ähnlich«, flötet sie und hüpft von dem Strandbett. Tänzelnd verschwindet sie durch die Terrassentüren im Haus. Ich lege den Kopf in den Nacken und gucke in den Himmel. Noch lässt sich mir nicht erschließen, ob diese Reise eine gute Idee gewesen ist. In Denver konnte ich Zalea ausweichen. Hier wird es sich schwierig gestalten. Eigentlich möchte ich ihr nicht einmal aus dem Weg gehen, weil ich meine Zeit gerne mit attraktiven Frauen verbringe, anderseits wird sie dafür bezahlt und diese Tatsache hinterlässt einen bitteren Beigeschmack auf meiner Zunge.

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