KAPITEL 13 | Schwarzweißfilme

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ZALEA

Gähnend kuschle ich mich in das Kissen. Im Fernseher flimmert ein Schwarzweißfilm und auf dem Bett sind Snacks verteilt. Ich bin von Klamottenkaufsucht zu Knabbersnack- und Schokoladensucht übergegangen. Mir ist langweilig, wie schon lange nicht mehr. Seitdem ich diesen Beruf ausübe, was nun schon einige Jahre der Fall ist, war es noch nie derart schwer.

Gewöhnlich engagieren mich die Menschen, die mich brauchen, selbst und werden nicht von ihren Freunden in Bezug auf meine Anwesenheit hintergangen und belogen. Holt macht es mir unnötig schwer. Mittlerweile bereue ich sogar, dass ich dieses Angebot angenommen habe. Bedauerlicherweise hat das Geld mich einknicken lassen und Holts Aussehen hat auch eine Rolle gespielt.

Ich schiebe mir einen Chip in den Mund, tunke den Löffel in den Keksteig und lache über die Szenen im Film. Um halb zwölf flimmert der nächste Film über den Bildschirm. Jetzt liege ich bäuchlings auf dem Bett, schaufle Keks in mich hinein und knabbere an einigen Erdbeeren. Kurz vor Ende des Films schrecke ich durch ein drängendes Klopfen an meiner Zimmertür zusammen. Hastig stelle ich den Fernseher leiser, rapple mich hoch und flitze zur Tür. Schwungvoll öffne ich sie und erstarre in der Bewegung.

»Caius«, hauche ich verwundert. Meine Augen scannen seinen Körper. Er sieht zerstreut aus. Seine Haare sind das pure Chaos, das Hemd ist verschwunden und durch ein dunkelblaues Shirt ersetzt worden. Auf seinen Hüften sitzt eine Stoffhose und in der Hand hat er eine Sporttasche. Sein Gesicht ist aschfahl.

»Hallo Zalea. Kann ich ...« Er zieht die Brauen zusammen. Seine Augen scannen den Raum hinter mir.

»Natürlich, komm rein«, sage ich. Vorsichtig öffne ich die Tür und lasse ihn in mein Zimmer.

»Hab ich dich geweckt?«, erkundigt er sich und stellt die Tasche auf dem Sofa ab.

»Nein. Ich habe einen Film geschaut und mich mit Fresszeug vollgestopft. Ist alles in Ordnung? Du siehst fertig aus, wenn ich das anmerken darf. Obwohl du jedes Mal erschöpft aussiehst, wenn wir uns begegnen.« Caius bringt ein bitteres Lachen heraus, ehe er den Kopf schüttelt.

»Du hast gesagt, dass ich dich anrufen soll, wenn ich meine Freizeit erleben will. Da ich keinen Bock auf ein Gespräch mit Holt habe, bin ich hergekommen. Ich hoffe, das ist in Ordnung«, antwortet er. Mit gefurchter Stirn lässt er den Blick durch den Wohnbereich wandern. Ich lege den Kopf schief, als er mich wieder ansieht.

»Was ist los? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.« Meine Frage lässt diesen hinreißenden Kerl, der unsagbar gefährlich und düster erscheint, zusammenzucken.

»Etwas in der Art.« Er schüttelt den Kopf und fokussiert mein Gesicht. »Da du ein Profi in Freizeitgestaltung sein musst, wenn Holt dich dafür einspannt, würde mich interessieren, warum du deine Freizeit vor dem Fernseher verbringst?« Seine Frage lässt mich schmunzeln.

»Auch Fernsehen kann Entspannung sein, Caius. Möchtest du es ausprobieren?« Jetzt heben sich seine Augenbrauen verwundert. »Komm. Ich sehe mir ›Zeugin der Anklage‹ an.« Ohne eine Erwiderung abzuwarten, gehe ich in mein Schlafzimmer. Jetzt muss er den Schritt gehen, wenn er den Weg bereits bis in mein Hotel auf sich genommen hat. Während ich mich wieder auf das Bett kuschle, höre ich seine Schritte. Mit einem Lächeln schiebe ich die Verpackungen, Schalen und Teller beiseite, um seinem muskulösem Körper Platz zu machen.

»Du hast dich wirklich vollgestopft, was?« Schmunzelnd sinkt er auf die frei Seite des Bettes und lehnt sich gegen das Kopfende. Grinsend nicke ich und zucke dann die Schultern.

»Manchmal hat man keine Wahl, wenn man abschalten möchte«, lasse ich ihn wissen. Zwar fehlen mir meine Mädels heute Abend besonders, nichtsdestotrotz muss auch ich mal den Kopf freibekommen. Einfach nichts tun. Caius gibt einen zustimmenden Laut von sich und verschränkt die Arme vor der Brust.

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