Fabelhaft

28 2 0
                                    

Diese Woche hatte ich viel zu tun. Ich musste arbeiten. Jan hatte auch wenig Zeit. Aber ab und zu übernachtete ich bei ihm und da konnte ich mit Emilia reden. Sie war wirklich nicht schlimm, wie ich es am Anfang gedacht hatte. Im Gegenteil, sie war fabelhaft. Ihre Art... Sie war zu beneiden. Ich beneidete sie auch, aber nicht im negativen Sinne, sondern im positiven. Ich wusste nicht, wie das ging. Ich wusste nur, dass es ging. Sie hatte immer Zeit, kümmerte sich um die ganze WG und konnte traumhaft kochen. Seit sie da war hatte ich auch kein bedenken mehr, wegen Andre. Ich wusste, dass er keine Tussi abschleppen würde und wusste, dass Andre in Emilias Händen gut aufgehoben war. Ich wusste auch, dass es nicht für immer gehen würde. Bloß, bis wann? Doch jetzt konnte ich mich auf Jan konzentrieren. Jan war ein toller Freund! Er hatte es verdient geliebt zu werden und ich versuchte eine gute Freundin zu sein.

Ich kam gestresst von der Arbeit. Meine Chefin hatte mir sehr viel aufgedrückt gehabt. Ich musste Überstunden machen. Doch jetzt freute ich mich auf Jan, der in seiner Wohnung auf mich wartete. Ich holte meinen Schlüssel, den ich von Jan gekriegt hatte, aus der Tasche und schloss die Haustür auf. Dann lief ich erschöpft die Treppen hoch, die ich schon so genau, wie die Treppen zu meiner Wohnung kannte und schloss auch die Wohnungstür auf. Es kam mir ein Duft entgegen, der mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Ich trat ein, schloss die Tür und zog meine Jacke, die ich fest um meinen Körper gewickelt hatte, aus und meine Schuhe auch. Dann stellte ich die Tasche in Jans Zimmer, welches wie immer unordentlich war. Er war nicht in seinem Zimmer, also musste er an seinem Computer sitzen, wo die Kunst entstand. Ich ging zur Küche, wo Emilia stand. "Hi", begrüßte ich sie freundlich. "Hi. Ich mache essen. Ich mache für alle was", meinte sie und rührte gerade mit einem Löffel im Topf herum . "Oh man. Danke! Ich habe so ein Hunger. Wenn ich dich nicht hätte... Wie machst du das bloß?", dankte ich ihr und umarmte sie schnell. Sie begann zu lachen. Dann schlich ich zu Jan. Er sah mich nicht, denn er hatte Kopfhörer auf und war total auf den Schnitt konzentriert. Ich schlich mich von hinten an und umarmte ihn. Er zuckte kurz zusammen und nahm die Kopfhörer ab. "Hi", begrüßte ich Jan und gab ihn einen Kuss. "Hi. Du kommst heute aber spät...", meinte er. Ich nickte müde. "Jap. Meine Chefin hatte wieder viel für mich zum abarbeiten", erklärte ich und schaute von Jan auf den Bildschirm und wieder zu Jan. "Wollen wir auf die Couch?", fragte er und legte die Kopfhörer auf die Tastatur und stand auf. Ich nickte und wir gingen zur Couch. Ich ließ mich auf diese fallen und schloss demonstrativ die Augen. "Du scheinst ja sehr geschafft zu sein", bemerkte er und setzte sich dicht neben mich und küsste mich kurz auf den Mund. "Jap. Aber du bist auch fleißig gewesen, wie ich gesehen habe...", meinte ich und kuschelte mich an Jan. "Du hast so ein Glück mit deinem Beruf..." "Das finde ich auch, aber im 'Business' kann es hart zugehen... Urheberrechtsverletzungen... Geldgeile Firmen... Verträge...", zählte Jan auf. "Trotzdem", gähnte ich und streckte mich. Jan schaute mich nur an. "Essen ist fertig! Wer will, kann essen kommen", rief Emilia von dem gedeckten Tisch. Ich lief sofort zu ihr und setzte mich. Andre saß neben Emilia und hatte den Arm um sie gelegt. Er schaute sie an, mit einem liebevollen Blick, mit dem ich auch gerne mal angesehen werden würde... Jan kam auch und setzte sich neben mich. Es gab Kartoffeln, Gemüse und Schnitzel mit Soße. Cengiz kam auch dazu. "Das sieht echt super aus!", lobte ich Emilia und griff nach Andre zur Schüssel, wo die Kartoffeln waren. Ich saß leider genau gegenüber von Andre, weswegen ich ihn immer anschauen musste. "Das schmeckt toll", meinte Andre und gab der Köchin ein Kuss auf die Wange. Ich musste etwas lächeln. "Das stimmt. Es schmeckt wirklich toll! Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast", stimmte ich Andre zu. Sie lächelte nur und wurde rot. "Danke", war das einzige, was sie sagen konnte. Das Essen war wirklich lecker und als wir fertig waren half ich ihr beim Abwaschen. "Ist ja typisch! Die Mädchen waschen mal wieder ab!", meinte Emilia und lachte, dabei hielt sie mir den, mit Wasser und Seife getränkten, Schwamm demonstrativ unter die Nase. Ich lächelte auch und räumte die Teller in den Geschirrspüler. Als wir fertig waren meinte ich zu Emilia: "Wollen wir noch was zusammen machen?" "Klaro", meinte sie und wir gingen in Jans Zimmer, um ungestört zu sein. "Du siehst völlig müde aus... Hat dich deine Cheffin wieder gequält?", begann sie zu sprechen. "Kannst du laut sagen!", meinte ich lachend. Wir setzten uns auf sein Bett und ich sprach: "Wie kriegst du das nur hin?! Ich bin völlig fertig und du gehst Arbeiten, kochst danach und bist super drauf." Sie lächelte nur und meinte: "Mir macht meine Arbeit Spaß, mir macht Kochen Spaß..." "Okay", meinte ich nur traurig. "Was ist denn?", fragte Emilia, deren lächeln zu einem besorgten Gesicht überging. "Ich find es schön, dass dir dein Job so Spaß macht... Ich würde das auch gerne von meinem behaupten...", sagte ich im Schertz. "Für einen Berufswechsel ist es noch nicht zu spät, du bist jung...", sagte sie und ich begann zu lachen, doch ich hörte auf, als ich merkte, dass sie es ernst meinte. "Wieso nicht? Oder liegt es nur an der Cheffin?", meinte sie und musterte mich. "Ich weiß nicht... Was soll ich denn sonst machen?", fragte ich und zuckte mit den Schultern. "Da fällt dir bestimmt etwas ein... Du musst dich nur an eines halten: Spaß und Freude...", meinte sie, doch wurde durch Andres Rufe unterbrochen. "Ich geh' dann mal", meinte sie und verließ das Zimmer. Ich saß auf Jans Bett und überlegte über die Worte, die sie gesagt hatte. Was sollte ich schon machen? Ich war 27 Jahre alt... Ich zupfte gerade an meinem T-Shirt, als Jan herein kam und mich angrinste."Musst du morgen Arbeiten?", fragte er mich und gab mir ein Kuss. Ich nickte nur und vergrub das Gesicht in meine Hände. "Schade", meinte Jan und setzte sich neben mich. "Kann ich heute bei dir schlafen?", fragte ich, dabei legte ich mich aufs Bett. "Klar", meinte er und sah zu mir runter. "Danke", flüsterte ich und zog ihn zu mir herunter.


Marco und PoloWhere stories live. Discover now