Arbeitsänderung

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"Frau Stellisch! Wo sind die Dokumente. Ich brauche sie. Sie sollten heute auf meinem Schreibtisch liegen!", rief meine Cheffin durch das Büro. "Ja. Die habe ich ihnen heute früh hingelegt. Auf ihren Schreibtisch. Wie sie es wollten", meinte ich mit der Höflichkeit, die ich noch aufbringen konnte. Die ältere Frau, die graue Haare hatte und meine Cheffin war ging auf mich mit angesäuerter Miene zu. Sie kam ganz nah an meinen Schreibtisch und ich schaute zu ihr hoch. Das machte sie immer, um ihre Chefposition zu unterstreichen. Doch so langsam hatte ich es satt. Ich hatte alles hier satt! Den immer gleichen Schreibtisch. Meine Cheffin, die schon längst im Rente sein sollte. Die unbezahlten Überstunden. "Frau Stellisch, wenn ich ihnen sage, dass auf meinem Schreibtisch keine Dokumente liegen, dann liegen da auch keine. Wollen sie das in Frage stellen?", meinte sie in scharfen Ton und ich meinte schon zu sehen, dass ihr linkes Auge, mit dem sie mich scharf anschaute, zu zucken begann. "Natürlich möchte ich Sie nicht in Frage stellen. Ich kann gerne das Dokument 5.3 nochmal ausdrucken und ihnen auf den Tisch legen", meinte ich mit süßer Stimme. "Dokument 5.3?! Ich meine Dokumen 6.1! 5.3 hatte ich gestern schon abgeschickt. Können sie vielleicht mal zuhören!", meinte sie. "Da habe ich Sie wohl missverstanden und Dokument 5.3 müssen sie heute abgeschickt haben. Denn ich hatte es Ihnen erst heute auf den Schreibtisch gelegt", meinte ich und musste meine Wut ziemlich unterdrücken. "Heute oder morgen spielt jetzt hier keine Rolle. Wo ist Dokument 6.3?", meinte sie. "Das ist noch nicht fertig", meinte ich neutral. "Wieso ist das noch nicht fertig?", sagte sie, mit einem überlegenen Unterton. "Ich habe erst die Dokumente 5.4 - 6.0 gemacht", sprach ich gehätzt. "Nagut, dann machen sie das jetzt", meinte und wollte gerade wieder in ihr Büro gehen. "Entschuldigung? Ich wollte gerade Feierabend machen", rief ich zu meiner Cheffin. "Wieso! Erst muss die Arbeit gemacht werden. Ich bezahle sie nicht für's Faullenzen!", rief sie. "Ich habe schon seit zwei Stunden Schluss gehabt", wiedersprach ich. "Nagut. Dann gehen sie halt", meinte sie gleichgültig und ver ließ den Raum. Ich könnte sie erwürgen! Doch ich machte es nicht. Seit Tagen dachte ich über Emilias Worte nach... Sollte ich den Job wechseln? Doch was sollte ich machen? Diese Frage stellte sich mir immer wieder. Ich lief zügig zu Jan, der in der WG wartete. Ich freute mich auf ihn. "Na?", meinte er zur Begrüßung, als ich mich auf das unordendliche Bett warf. "Mist", schimpfte ich. "Du bist heute wieder sehr spät gekommen... Alles okay auf Arbeit?", fragte er und streichelte mich über die Wange. "Nichts ist inordnung! Ich muss dauernd Überstunden machen und meine Cheffin kann sich auch nicht inscheiden. Sie ist so stur! Sie müsste schon längst in Rente sein!", beklagte ich mich und sah in Jans blaue Augen. "Hast du mal frei?", fragte er und ich schüttelte nur den Kopf. Plötzlich rief Cengiz Jan und Jan verschwand aus dem Zimmer. "Hey", flüsterte eine Stimme zu mir. Ich sah auf und erkannte Emilia. "Hai", meinte ich und ließ mich müde zurück ins Bett fallen. "Hat sie dich wieder gefoltert?", fragte Emilia mit Sorge in der Stimme und setzte sich auf das Bett. "Schon wieder Überstunden! ch will nicht mehr!", rief ich, um meiner Wut Ausdruck zu verleihen. "Jobwechsel", sagte Emilia nur. "Ja, ich würde es ja machen, aber WAS soll ich machen?!", verzweifelte ich. "Was macht die Spaß?", meinte sie und dachte nach. Nach einiger Zeit sagte sie: "Musik. Musik macht dir Spaß!" "Und was soll ich schon machen? Singen?!", meinte ich aufgebracht. "Warum nicht?", meinte sie und suchte meinen Blickkontakt. "Ich kann nicht singen und ich möchte nicht", sagte ich. "Hmm... Du hast einen guten Musikgeschmack. Mach doch eigene!", erzählte sie. "Ja klar... Wie soll ich das machen?!", meinte ich zweifelnd. "Such dir nen Programm...", meinte sie. "Ich kann nicht mal ein Instrument spielen", zeifelte ich. "Wer Musik machen will, kann es. Es gibt kein richtig und kein falsch. Alles eine Frage der Perspektive...", erzählte sie. Ich nickte nur. Dann wurde die Tür aufgemacht und Andre kam ins Zimmer. "Hallo", meinte ich sachlich und schaute auf meine Hände, welche nervös an meinem T-Shirt zupften. "Oh... Hi! ab gar nicht mitgekriegt, dass du gekommen bist", meinte Andre und schaute auf mich. Toll! So egal bin ich ihm! "Wir sollten mal wieder etwas zusammen machen", rief Emilia zu uns, um die Stille zuverdrängen. Ich lächelte nur halbherzig und rief: "Klar. Warum nicht..." Andre musterte mich kurz verblüfft und ging zu Emilia. Wieso sollten wir was zusammen machen, wenn mich Andre wie Luft behandelte?! "Wie wäre es morgen mit Club?", fragte Emilia fröhlich in die Runde. Ich bemerkte, dass Jan gekommen war. Er war ein sehr, sehr guter Freund. Der perfekte Freund. Er war so lieb, sog ut. Doch er war leider nicht der Richtige... "Morgen ist schlecht... Vielleicht nächste Woche", meinte ich nur. Wie hatte ich mir das überhaupt vorgestellt?! Selbst wenn Andre mich mögen würde, würde er nicht mit mir zusammen kommen wegen Jan. Andre und Jan sind wie Brüder. Nur wegen einem Mädchen würden sie nicht streiten. Ich ging etwas traurig in Jans Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen.



Marco und PoloWhere stories live. Discover now