Die Geschichte von Maryam

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Unter Zakariyas Verwandten gab es noch eine andere Familie, die

Allah nicht vergessen hatte. Es war die Familie von Imran. Aber

auch in dieser Familie gab es keinen Sohn, der ein Gelehrter im

Tempel hätte werden können, nur eine erwachsene Tochter, die

eine gottesfürchtige Frau war, und für die man endlich mit großer

Mühe einen guten Mann als Bräutigam fand.

Nachdem sie lange Zeit verheiratet gewesen war, ohne Kinder zu

bekommen, stellte sie eines Tages fest, daß sie schwanger war.

Froh und dankbar beschloß sie, das Kind, von dem sie glaubte, es

sei ein Junge, die heiligen Schriften studieren zu lassen, damit er

im Tempel in Jerusalem dem Volk Allahs Wort und Gesetz pre-

digen konnte. Sie betete zu Allah und sprach: „Dieses Kind, das

Du in meinem Leib erschaffen hast, soll Dein ganz besonderer

Diener werden. Nimm dieses Versprechen von mir an. Du hörst

und weißt alle Dinge." Und Allah erschafft im Mutterleib, was Er

will.

Als die Zeit um war, da wurde ein Mädchen geboren. Daran hatte

sie nicht gedacht. Sie sprach: „O mein Herr, siehe, ich habe eine

Tochter bekommen. Und ein Mädchen ist doch nicht wie ein Jun-

ge." Denn ein Mädchen konnte zwar zu Hause die heiligen Schrif-

ten studieren, aber nicht im Tempel von Jerusalem predigen. Wei-

ter sprach die Mutter: „Ich habe sie Maryam genannt, und ich

stelle sie und ihre Nachkommen unter Deinen Schutz vor dem

verworfenen Teufel."

Es dauerte nicht lange, da starben Maryams Eltern, und das Mäd-

chen blieb als Waisenkind zurück. Zakariya nahm sie bei sich auf,

um sie zu erziehen und vor den götzendienerischen Leuten zu

schützen, die keine Achtung vor Frauen und Mädchen hatten. Er

liebte sie wie eine eigene Tochter.

Maryam war kein gewöhnliches Mädchen. Sie mochte weder mit

anderen Kindern noch allein spielen, sondern lieber in den ehr-

würdigen alten Büchern lesen und ihrem Pflegevater Zakariya zu-

hören, wenn er von Allah und Seinen Gesandten erzählte, oder

ihm Fragen stellen, die er geduldig und mit stiller Freude beant-

wortete. So wuchs sie zu einer schönen, klugen, bescheidenen

jungen Frau heran.

Zakariya gab Maryam ein eigenes Zimmer in der Nähe des Tem-

pels. Darüber freute sie sich sehr, denn sie mochte gern ganz

allein dort sitzen und die ganze Welt vergessen und nur an Allah

denken.

Jedesmal, wenn Zakariya Maryam besuchen kam, fand er in ihrem

Die Geschichte der Propheten und GesandtenWhere stories live. Discover now