#10Kapitel

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#Rush
Eine leichte Brise wehte umher,veranlasste mich Ann's Hand fester zu umklammern.Ich spürte ihren Blick auf mir,wie sie versuchte unauffällig zu mir hin zu schauen und dabei kläglich scheiterte.
Langsam wand ich meinen Kopf zu ihr und lächelte dabei so stark das es fast schon weh tat.
Wieder wurden ihre Wangen rot und veranlassten damit das ihre Augen noch mehr strahlten als vorher.

Leicht lachend hielt ich ihre Hand fester,wendete meinen Blick von ihr ab um wie die vorherrigen Male schon,mich um zusehen.
Keine Menschenseele befand sich auf den Straßen,nicht mal die alten Leute.Es war wie leer gefegt,man hörte nur unsere gemeinsamen Schritte und das regelmäßige,leise Atmen das wir von uns gaben.Die Wölckchen vor meinen Augen hinterließen einen angenehmen Hauch auf meinem trocken Gesicht.
Langsam blinzelte ich,beobachtete die Tauben die sich auf den dreckigen Straßen niederließen und die hinterlassenen Essensreststücke der Menschen aufpickten.

Ann zog sanft an meiner Hand,sah mich an und ging mit ruhigen Schritten weiter.Der leichte Wind wehte durch ihre welligen Haare und blies sie ihr leicht ins Gesicht.Mein Blick glitt wie schon so oft zu unseren miteinander verschränkten Händen,die sich so warm anfühlten als würde man sie über eine offene Feuerstelle halten.Immer noch gingen wir die verdreckten Straßen entlang die mit Straßenschilder bestückt waren wo man nicht mal mehr richtig den Namen lesen konnte.Die Hauswände der veralteten Wohnblöcke kamen uns entgegen,hatten schon vieles hinter sich wie man an den Grafitties an den Wänden sehen konnte die Zahlen wie 1984 oder 1993 enthalteten.Die kleinen Vorhöfe hatten das safte Grün des Grases verloren und glichen nun einem gelblichen Ton der sich über den ganzen Hof zog.Die verrosteten Räder hingen nur noch mit platten Reifen in den Fahrradständern und die Fenster der Wohnhäuser waren mit Dreck beschlagen,dass man nicht mehr durchschauen sondern nur noch endlosen Dreck sehen konnte.

Ich sah Ann mit einem fragenden Blick an,inspizierte dabei ihr ganzes Gesicht und ließ mir keine ihrer ach so kleine Bewegungen entgehen.
Schmunzelnd hob sie eine ihrer Augenbrauen und sah von unten zu mir auf,da sie wenige Centimeter kleiner als ich war.
Leicht lachelnd schüttelte sie schließlich ihren Kopf und ließ damit ihre Haare umherfliegen.

,,Ich zeig dir einen besonderen Platz."
Gedämpft entkamen ihr diese Wörter da sie ihren Mund in ihrer Jacke versteckte.Leicht nickte ich,sah auf den Boden und ließ meine rechte Hand durch meine Haare gleiten.
Ann führte mich durch einen kleinen Park der um die nächste Straßenecke lag.Bierdosen und Zigarettenstängel türmten sich vor dem offenen Tor das sich vor uns aufbaute.Die wenigen Bäume die der Park enthielt sahen mit ihren fast Blätter losen Ästen krank aus und es wäre längst schon nötig gewesen neue Bäume einzupflanzen.

Bänke standen vereinzelt verstreut umher,wurden schon von betrunkenen Männern sowie Obdachlosen ohne Dach überm Kopf besetzt wurden.
Ann ging mit wachsamen Blick auf den Menschen durch den kleinen Park auf ein Gestrüp zu,dass mit einzelnen Dornen bestückt war.
Achtsam das sie keine der trockenen Äste abriss,ging sie durch das Gebüsch hindurch und zog mich vorsichtig mit sich.

Die spitzen Dornen bohrten sich in meine Haut und kratzten sie leicht auf was ein kleines Brennen erzeugte.
Mit dem Rücken zu mir und meine Hand immer noch haltend,sah Ann auf einen Fleck vor ihr.
Langsam trat ich neben sie und erblickte den Teich auf den sie starrte.Die Grüne Oberseite war mit kleinen verschrumpelten Blättern beschichtet und ließ alles anderst als den anderen Teil des Parks aussehen.

,,Es ist schön hier."
So als hätte Ann erst jetzt verstanden das ich noch neben ihr bin,sah sie mich mit leichter Verwunderung in den Augen an.
Trotzdem lächelte sie sodass ihre kleinen Grübchen zum Vorschein kamen,und sagte schließlich mit einem Funkeln in den Augen:
,,Ich weiß.Immer wen es mir in den lesten Jahren schlecht ging,kam ich hier her auch wen ich hier noch nicht mal wohnte.Trotzdem ist es so wie ein Ritual in schlechten Zeiten meine Tage hier zu verbringen und einfach nach zu denken.Es hat etwas entspannendes an sich."

Wieder sah sie sie sich um und wank kurz mit ihrer Hand.Verwirrt sah ich dort hin,erblickte einen alten Mann unmittelbar neben uns auf einer Bank sitzend.Ein Glitzern lag in seinen Augen als er Ann sah und langsam hob er seine Hand zu einem stillen Gruß.
Leise sprach ich,bedacht darauf das er uns nicht hörte:
,,Du kennst ihn?"
,,Ja,dass ist Gregorie.Gelegentlich sehe ich ihn hier und erzähle ihm manchmal von den schlechten Zeiten.
Er ist demenz krank,weiß seit einiger Zeit nicht mal mehr seinen Namen.Er wohnt eigentlich in einem Altenheim,einige Straßen von hier weg,aber er haut immer mal wieder ab weil ihm,so wie er es zittiert,die alten Säcke dort zu langweilig sind.
Manchmal fragt er mich wie spät es ist und weiß es Sekunden darauf nicht mehr.Die Pfleger die ihn betreuen wissen das er hier sitzt und die Zeit tot schlägt wenn er nicht in seinem Zimmer im Altenheim ist daher haben sie nicht viel Angst das ihm etwas zustoßt aber nach ein zwei Stunden die sie ihm Zeit lassen holen sie ihn wieder zurück.
Vor einigen Jahren ist seine Frau an Krebs gestorben und da hat alles angefanden,er wusste nicht welches Jahr bereits ist und seit kurzer Zeit denkt er er wäre noch in seinen jungen Jahren wo er noch alles tun und lassen konnte.Naja,viel kann man nicht tun außer das man ihn noch diese wenige Zeit die er hat lässt."

Leicht lächelnd winkte Ann Gregorie ein lestes mal zu und zog mich wieder mit sich mit.
Die ganze Zeit über hatte sie nicht ein einziges Mal meine Hand los gelassen.
Ich konnte mir gut ein Leben mit Ann vorstellen,so als alte Menschen vielleicht zusammen Tauben füttern und Spaziergänge machen.
Einige Bedenken hatte ich trotzdem dabei.Alles was ich andauernd tat,war nachdenken ob das alles nicht trotzdem zum scheitern verurteilt war.
Ob Ann es nicht mit jemand anderem besser hätte,anstat mit einem Idioten der alles verloren hatte und trotz das er innerlich zerbrach nur ihre Gegenwart neben sich brauchte damit es wenigstens ein bisschen besser in seiner Welt aussah...

Broken SoldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt