Kapitel 15

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Nachdem ich gelandet war, hätte ich wahrscheinlich eher in ein Krankenhaus gehört. Stattdessen saß ich auf meinem Bett und starrte auf den Boden in meinem Schlafzimmer. Ich fühlte mich verloren, aber vor allem einsam. Die Stille die mich umgab, machte mich wahnsinnig, genau wie meine Gedanken. "Es hätte nicht so weit kommen müssen." flüsterte ich abwesend und unterdrückte meine Tränen. Ich konnte die Stille nicht länger ertragen, weshalb ich aufstand und ins Wohnzimmer ging, wo ich mich aufs Sofa setzte und das Telefon, welches auf dem kleinen Glastisch lag, zur Hand nahm. "Hallo?" fragte eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung, worauf ein Gähnen folgte. "Hallo Mum." brachte ich hervor, wobei sich meine Augen während ich sprach mit Tränen füllten. "Casey?" hakte meine Mum verwirrt nach, da ich sie anscheinend aus ihrem Schlaf geholt hatte. "Weißt du wie spät es ist?" fügte sie vorwurfsvoll hinzu. "Es tut mir leid, aber ich..." ich stoppte und atmete tief durch, um die Tränen, welche meine Augen gefüllt hatten, davor zu bewahren an meinem Gesicht hinunterzulaufen. Ich wollte unter allen Umständen verhindern, dass meine Mum mich weinen hörte. "Ich wollte bloß deine Stimme hören." sprach ich leise weiter. "Es ist kurz vor vier, da rufst du nicht nur an, weil du meine Stimme hören möchtest." teilte sie mir besorgt mit. "Es ist alles in Ordnung." log ich und schluckte schwer. "Warum wolltest du meine Stimme hören?" fragte meine Mum leise. "Weil ich dich vermisse." brachte ich nur noch schluchzend hervor, ehe ich komplett in Tränen, welche ich einfach nicht zurückhalten konnte, ausbrach. "Casey." flüsterte meine Mum, wobei sie betroffen und hilflos klang. "Ich kann nicht mehr." sagte ich unter Tränen, sodass ich nicht sicher war, ob meine Mum mich überhaupt verstanden hatte. "Sag das nicht Süße." bat sie mich flehend. Meine Worte hatten sie hörbar verletzt, weshalb ich mich ihr zu liebe versuchte wieder einigermaßen zu beruhigen. "Casey?" fragte sie. "Ich..." begann ich und atmete einmal tief durch. "Ich bin okay." sagte ich dann so entschlossen wie möglich. "Du bist nicht okay." bemerkte meine Mum. "Es ist gerade einfach alles etwas viel, das ist alles."erwiderte ich. "Kannst du mir einen Gefallen tun?" fragte ich danach etwas unsicher, wobei ich gleichzeitig hoffte damit von meiner momentanen Verfassung abzulenken. "Alles was du möchtest meine Süße." antwortete meine Mum liebevoll. "Erinnerst du dich an das Lied was du mir früher immer vorgesungen hast, wenn ich Angst hatte?" hakte ich verlegen nach, woraufhin ich ein leises Lachen, welches warm und herzlich klang, hören konnte. "Du glaubst, dass ich es vergessen hätte?" fragte meine Mum empört, wobei nun ich diejenige war die ein kleines Lachen von sich gab. "Leg dich gemütlich hin und mach deine Augen zu." wies sie mich fürsorglich an. Ich öffnete meinen Mund um ihr zu sagen, dass ich keine dreijährige mehr sei, doch schlussendlich tat ich worum sie mich gebeten hatte und legte mich in mein Bett. "Ich liebe dich Mum." flüsterte ich, während ich mich zu deckte und anschließend meine Augen schloss. "Ich liebe dich auch mein Engel." flüsterte sie ebenfalls, bevor sie leise zu singen begann. Ihre Stimme beruhigte mich endgültig und ließ mich schnell in einen traumlosen Schlaf fallen.

Drei Tage waren vergangen seit dem Hotch mich zurück nach Virginia geschickt hat. Drei Tage seit dem ich mit meiner Mum telefoniert hatte. Am nächsten Morgen hatte ich ihr eine kurze SMS geschrieben, um ihr mitzuteilen, dass es mir besser ging und sie mich in den nächsten Tagen nicht erreichen kann, weil ich wegen einem neuen Fall unterwegs sei, wobei beides gelogen war. Ich fühlte mich weder besser, noch gab es einen neuen Fall, zumindest keinem von dem ich wusste. Meine Wohnung hatte ich das letzte Mal am morgen an dem ich meiner Mutter geschrieben hatte verlassen, wobei ich an diesem Tag eigentlich völlig umsonst im Supermarkt war, da ich bisher keines der gekauften Lebensmittel angerührt hatte. Ich hatte drei Tage damit verbracht nachzudenken und mir Vorwürfe zu machen, doch ich entschied mich dazu, dass damit nun Schluss sei und ich keinen weiteren Abend in Selbsthass verbringen würde. Lustlos machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer und ließ dort Wasser in die Badewanne laufen. Während das heiße Wasser in die Wanne plätscherte, ging ich zurück ins Schlafzimmer und suchte mir ein Buch aus meinem überfüllten Regal heraus. Mit meinem Lieblingsbuch in der Hand betrat ich das Badezimmer und schaute mich in diesem um. Es wirkte kalt und ungemütlich, weshalb ich mein Buch auf die Waschmaschine legte und hinterher ein paar Kerzen aus dem Wohnzimmer holte. Ich verteilte die Kerzen in meinem kleinen Badezimmer und zündete sie an, sodass es deutlich gemütlicher wirkte als ich das Licht ausschaltete und mich in die Wanne legte, nachdem ich mich ausgezogen, für etwas Schaum gesorgt hatte und das Wasser abgestellt hatte. Meine kalte Haut genoss die Hitze des Wassers und nahm langsam wieder eine angenehme Temperatur an. Ich schloss meine Augen und hielt die Luft an, um anschließend unterzutauchen. Vom warmen Wasser, welches mich nun komplett umhüllte, wurde ich schlagartig daran erinnert wie Brad meinen Kopf in der Metallwanne unter Wasser gedrückt hatte, weshalb ich panisch wieder hochkam und heftig nach Luft rang. Schwer atmend strich ich mir meine nassen Haare, welche mir im Gesicht klebten, aus diesem und sah mich erneut im Bad um. Ich konnte nicht länger in der Badewanne sitzen, dafür hatte mich diese Erinnerung viel zu sehr aufgewühlt. Hektisch verließ ich die Wanne und zog mir meinen Bademantel über, ehe ich das Licht wieder einschaltete und die Kerzen ausblies. Mit nassen Füßen schlich ich auf Zehenspitzen in mein Schlafzimmer, in welchem ich glücklicherweise das Licht angelassen hatte. Ich öffnete den weißen Kleiderschrank, der an der Wand stand und zog die erst besten Sachen, die mir in die Hände fielen, heraus. Ohne mir die Klamotten genauer anzuschauen, nahm ich sie mit ins Badezimmer und zog mich dort um. Meinen anschließenden Blick in den Spiegel hätte ich mir gerne erspart, denn ich sah mit den Augenringen und den dunklen Schatten unter meinen Augen alles andere als gut aus. Ich wandte mich von meinem Spiegelbild ab und ließ stattdessen das noch warme Wasser aus der Badewanne ab, bevor ich meine klitschnassen Haare föhnte. Nachdem diese trocken waren, fühlte ich mich trotz des kurzen Bades sauber und irgendwie besser, was vielleicht daran lag, dass ich seit mehreren Tagen endlich wieder mein Bett verlassen hatte. Mit der Überlegung etwas zu essen machte ich den Kühlschrank auf, wobei die Überlegung nicht lange anhielt. Das einzige was mir auffiel, waren die zwei Rotweinflaschen, die in der Tür standen und mich förmlich anbettelten sie zu öffnen. Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern für welchen Anlass ich den Wein gekauft hatte, doch es musste schon eine ganze Weile her gewesen sein. Skeptisch nahm ich eine der Flaschen aus dem Kühlschrank und schaute auf das Datum, welches noch gültig war. Ich hasste nicht nur den Geruch von Alkohol, sondern auch den Geschmack, dennoch wollte irgendetwas in mir in diesem Moment nichts mehr als diesen. Ohne mir weitere Gedanken zu machen holte ich mir ein Weinglas aus dem Schrank und nahm die Rotweinflasche, welche ich noch immer in der anderen Hand hielt, mit zum Sofa, auf welches ich mich fallen ließ, rüber. Ich seufzte als ich merkte, dass ich den Wein nicht ohne einen Korkenzieher öffnen konnte, weshalb mir nichts anderes übrig blieb als noch einmal aufzustehen, um diesen zu holen. Nachdem ich den Korkenzieher geholt hatte, schaltete ich die kleine Anlage, welche sich neben dem Fernseher befand, ein und legte irgendeine CD, die zu meiner Gefühlslage passte, ein, bevor ich mich wieder auf die Couch setzte und den Wein öffnete. Zweifelnd begutachtete ich das Glas mit der dunkelroten Flüssigkeit. "Ein Glas macht dich nicht zu dem was aus deinem Dad geworden ist." meldete sich mein Verstand, welchem ich zustimmte und das Glas anschließend in mehreren Schlücken austrank. Ich verzog angewidert mein Gesicht, nachdem ich ausgetrunken und das Glas auf den Tisch gestellt hatte. Der bittere Weingeschmack ließ es mich überdenken ein weiteres Glas zu trinken, doch mein Wunsch für eine Weile zu vergessen war größer als meine Abneigung gegenüber dem Alkohol, weshalb ich gegen das Ekelgefühl ankämpfte und ein zweites Glas Wein trank. 

The heart wants what it wants// criminal mindsWhere stories live. Discover now