27. Dezember 2015 - Victoria

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Immer und immer wieder klickte ich mich auch am nächsten Morgen wieder durch die unzähligen Fotos auf seinem Profil. Irgendetwas faszinierte mich an diesem Kerl. Ich konnte jedoch nicht genau sagen, ob es sein durchtrainierter Körper, seine blauen Augen, oder die leichten Locken in seinen dunkelblonden Haaren waren. Auf den Bildern strahlte er einfach eine solch intensive Lebensfreude aus, dass diese Freude, allein beim Betrachten seiner Bilder, auf mich überschwappte. Er scheint allerdings auch eine große Beliebtheit bei Frauen zu genießen. Beinahe auf jedem zweiten Bild war er mit irgendeinem attraktiven Mädchen abgelichtet. Diese Erkenntnis ließ mein Interesse an ihm für kurze Zeit sinken. Ich wollte diese Situation erst einmal mit Marie besprechen. Wir hatten uns heute für einen Wellnessnachmittag in der Stadt verabredet. Als ich mein Handy endlich aus der Hand legen konnte, packte ich noch eilig meinen Bikini und ein Handtuch in eine große Tasche, und machte mich anschließend auf den Weg zur U-Bahn. Wie immer, schaffte ich es noch auf den letzten Drücker, um die Bahn nicht zu verpassen. Pünktlichkeit zählt nun mal nicht zu einer meiner Stärken. Vor dem Wellnesshotel angekommen, stand Marie bereits, mit ihrem Finger auf die Uhr an ihrem Handgelenk deutend, vor mir. Wir begrüßten uns mit einer herzlichen Umarmung, und eilten dann in das Gebäude, da wir bereits zehn Minuten zu spät für unsere Massage waren. In gefühlter Lichtgeschwindigkeit zogen wir uns in den Kabinen um, betraten den Massageraum, und legten uns mit dem Gesicht nach unten auf die Pritschen. Die gesamten dreißig Minuten verbrachte ich damit, Marie von den zahlreichen Fotos zu berichten, die sich schon jetzt in meinen Kopf gebrannt hatten. Ich hatte so viel darüber zu berichten, dass ich ihr nicht einmal die Möglichkeit gab, ihre Meinung darüber kund zu tun. Erst, als wir in der Saunakabine Platz nahmen, schafft sie es mich zu unterbrechen, und mir ihre Sicht der Dinge darzulegen. Sie hatte sein Profil genau so gründlich durchforstet wie ich, jedoch mit dem Vorteil, es mit anderen Augen zu sehen. Die Mädels auf den Fotos schienen zum einen seine Schwestern, und zum anderen sehr gute Freundinnen von ihm zu sein. Mir war in dem Moment, als ich ihn für mich entdeckte, gar nicht aufgefallen, dass es immer wieder dieselben Personen waren, die auf den Bildern mit ihm zu sehen waren. Meine Wangen liefen rot an, und es gelang mir nicht, es auf die Hitze der Saune zu schieben. Dafür kannte mich Marie einfach zu gut. Sie lächelte mich an, und uns beiden war sofort klar, dass mein Interesse an Thomas Rogers in einem Ausmaß vorhanden war, welches nur durch ein Treffen befriedigt werden konnte. Die nächsten zwei Stunden in der Sauna, und der Whirlpool-Anlagen verbrachten wir damit, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir ein Treffen zwischen ihm und mir arrangieren könnten. Kurz, bevor wir uns verabschiedeten, fiel ihr ein, dass an Silvester eine große Party in einem alten, abgelegenen Haus, am Rande von London, stattfinden würde, und dass Thomas dafür bereits Karten hätte. Wir spannen diese Idee weiter, und entschlossen uns dazu, auf dieser Party ins neue Jahr zu starten. Marie würde sich morgen in der Arbeit um die Karten für uns kümmern und am späten Nachmittag würden wir uns in der Stadt treffen, um nach den passenden Outfits Ausschau zu halten.

Zuhause angekommen, servierte Francesca bereits das Abendessen, und ich gesellte mich zu meinen Eltern ins Esszimmer. Auch hier kam wieder das Thema Rogers zur Sprache. Es ging um eine Fusion der Firma meines Vaters, mit der Firma von Mr. Rogers. Mein Vater schwärmte in den höchsten Tönen vom einundzwanzig jährigem Sohn des Unternehmers, und das dieser, eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit wäre. Ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich folgte der Unterhaltung meiner Eltern mit größtmöglicher Neugierde. Nach dem gemeinsamen Abendessen zog ich mich in mein Zimmer zurück. Auf meinem Bett liegend, drehte ich mein Handy immer wieder in meiner Hand umher. Ich konnte mich nicht weiter zurückhalten, und ging wieder auf sein Profil. Es stand fest, ich wollte mehr über diesen jungen Mann erfahren. Mein Daumen kreiste eine gefühlte Ewigkeit über dem Button für die Freundschaftsanfrage. Was soll schon passieren? Entweder er will mich kennenlernen, oder eben nicht. Aber ich muss zugeben, es würde mich bereits jetzt enttäuschen, würde ich diese Chance nicht erhalten. Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Versendet!



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