28. Dezember 2015 - Victoria

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Irgendwie konnte ich den gesamten Tag meinen Blick nicht von meinem Handy abwenden. Egal wo ich war, mein Handy war dabei. Immer wieder strich mein Daumen über das Display, um die Benachrichtigungen zu aktualisieren, aber leider blieb eine Reaktion von Thomas, auf meine Freundschaftsanfrage, aus. Um die Zeit, bis zu meinem Treffen mit Marie zu überbrücken, lenkte ich mich mit dem stylen meiner Haare ab. Um 15:00 Uhr machte ich mich dann auf den Weg in die Stadt. Nach den Feiertagen hatten wohl alle Leute dasselbe Ziel. Die U-Bahn war proppenvoll, und ich bekam nur einen Stehplatz. Vertieft in meinen Gedanken, bemerkte ich nicht, dass ich die richtige Haltestelle verpasst hatte. Eilig verließ ich die Bahn beim nächsten Halt, und fuhr mit der Nächsten wieder zurück. Abgehetzt und durchgeschwitzt kam ich schließlich fünfzehn Minuten zu spät, an unserem Treffpunkt, an. Marie begrüßte mich mit einem Lächeln, und wir warfen uns in das Getümmel der Einkaufsmeile. Der erste Anlaufpunkt war unser Lieblingsladen. Euphorisch durchstöberten wir die Gänge, um das perfekte Outfit, für die Silvesterparty, zu finden. Ich wollte etwas anderes. Aber es sollte auch nicht zu freizügig sein. Nicht, dass Thomas noch ein falsches Bild von mir bekam. Marie brachte mir unzählige Kleider in die Umkleide, aber irgendwie fühlte ich mich in keinem richtig wohl. Wir entschlossen uns, in einem anderen der Läden weiterzusuchen. Marie bemerkte, dass ich nicht richtig bei der Sache war. Im vierten Laden, wurde wenigstens sie schon einmal fündig. Das rote, enge Etuikleid umspielte ihre Kurven perfekt. Wir gönnten uns erst einmal eine kleine Verschnaufpause, bei einem Erdbeer-Mango-Smoothie. Ich liebe dieses Zeug. Marie versuchte mich aufzumuntern, in dem sie mir einzureden versuchte, dass er bestimmt nur gerade keine Zeit hatte, um auf seinem Profil zu sein. Ich war dankbar für ihre aufbauenden Worte, aber mir war klar, dass es nur ein Versuch war, mich abzulenken. Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, als ich im nächsten Geschäft endlich mein Silvesteroutfit fand. Es sollte eine kurze, dunkle Jeans-Hotpants werden. Dazu würde ich ein schwarzes Bustier tragen, und einen schwarzen, durchsichtigen, langärmligen Body. Es war das erste Mal, dass ich so etwas trug, aber ich fühlte mich wohl in meiner Haut. Als wir an der Kasse anstanden, konnte ich nicht anders, als wieder auf mein Handy zu sehen. Aber eigentlich hätte ich es mir auch sparen können. Genervt und enttäuscht, steckte ich mein Handy in die Tasche, bezahlte meine Klamotten, und verließ stürmisch, mit Marie im Schlepptau, den Laden. Am Eingang rumpelte ich gegen einen jungen Mann, und mir fielen meine Taschen auf den Boden. Er entschuldigte sich bei mir, und half mir meine Klamotten zusammen zu sammeln. Ich stand auf, blickte in seine Augen, und mich traf fast der Schlag. Es war Thomas. Er wusste nicht wer ich war, aber ich wusste genau, wer er war. Marie begrüßte ihn flüchtig. Er entschuldigte sich nochmals bei mir, verabschiedete sich anschließend mit einem Augenzwinkern von uns, und meine Knie begannen weich zu werden. Kaum, dass er außer Sichtweite war, verfiel ich in einen kleinen Schwärmanfall. Er sah in Echt noch viel besser aus, als auf den Fotos. Marie kannte mich einfach zu gut. Sie wusste von Anfang an, dass er mir gefallen würde. Selbst als ich zu Hause ankam, konnte ich das Grinsen nicht aus meinem Gesicht verbannen. Meine Eltern merkten, dass etwas anders war, als sonst. Sie gaben aber nach kurzer Fragerei wieder auf, als sie merkten, dass nichts aus mir herauszubekommen war. Ich ging noch duschen, bevor ich mich in mein Zimmer zurückzog. Auf dem Bett liegend, checkte ich meine Nachrichten auf dem Handy. Ich musste ein zweites Mal auf das Display blicken, als ich sah, dass ich eine Nachricht von ihm hatte. Thomas hatte meine Anfrage angenommen. Noch besser, er hatte mir geschrieben. Diesmal wanderte mein Finger nervös über das Display, weil ich mich nicht traute, die Nachricht zu öffnen. Eine gefühlte Ewigkeit später tat ich es doch endlich. Mit erhöhtem Herzschlag las ich seine Zeilen. Er schrieb mir, dass er es schade fand, dass wir nicht mehr Zeit miteinander hatten. Er hoffe, dass wir uns wiedersehen würden. Wie ein Teenager sprang ich aufgeregt auf meinem Bett hin und her, und rief sofort Marie an. Silvester konnte jetzt nicht mehr schnell genug kommen.



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