30. Dezember 2015 - Victoria

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Diese Nacht konnte ich endlich mal wieder richtig gut schlafen. Ich war froh, dass ich ihm geschrieben hatte, dass ich mich auch darauf freute, ihn richtig kennenzulernen und das ich hoffte, dass es bald soweit seien würde. Wie ein verrückt gewordener Hase, hüpfte ich die Treppen hinunter, wünschte meinen Eltern einen guten Morgen und gab meiner Mum ein Küsschen auf die Wange. Sie schien zu verstehen, was mir das Gespräch gestern bedeutete. Es war das letzte gemeinsame Frühstück in diesem Jahr, da meine Eltern jedes Jahr über Silvester auf den Malediven waren. Dieses Jahr freute ich mich darauf, dass erste Jahr nicht mit zu müssen und mit Marie ins neue Jahr zu feiern. Natürlich spielte auch Thomas eine entsprechende Rolle dabei, aber ich freute mich auch schon davor auf diese Party. Wir frühstückten gemütlich, und besprachen alles für die nächsten zwei Wochen, in denen meine Eltern nicht hier sein würden. Ich war froh, dass ich bei Marie schlafen konnte, da auch unsere Haushaltshilfe Urlaub über Neujahr hatte und ich mich in unserem großen Haus alleine nicht wohl fühlte. Die vielen leeren Räume und das große Anwesen konnten in der Nacht schon einmal bedrückend wirken, wenn man weiß, dass man alleine ist. Ich verabschiedete mich von meiner Mum, sowie von meinem Dad und wünschte ihnen einen guten Flug und einen tollen, entspannten Urlaub am Strand. Sie hatten es sich verdient. Das ganze Jahr arbeiteten sie beide hart für die Firma und hatten diese Auszeit bitter nötig. Als sich die Haustüre hinter meinen Eltern und ihren Koffern schloss, machte auch ich mich auf, um meine Tasche zu packen. Morgen sollte rein gar nichts schief gehen, nur weil ich etwas vergessen hatte. Als erstes fand mein Partyoutfit seinen Platz in meiner Tasche. Anschließend musste ich noch all meine Frisierutensilien zusammensuchen, da dies für Marie und mich immer das absolute Highlight vor jeder Party war. Es flogen noch ein paar weitere Dinge hinein, bevor ich mich anschließend auch herzlich von Francesca verabschiedete und auf den Weg zu Marie machte. Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt, kam ich mit der U-Bahn endlich an der Haltestelle vor Maries Wohnung an. Oben in der Wohnung angekommen, fielen wir uns in die Arme und der Silvester-Vorabend konnte beginnen. Wir schmissen uns auf ihr schwarzes Ledersofa im Wohnzimmer und suchten über ihren Laptop nach den passenden Frisuren für die morgige Party. Es war schon fast zu so etwas wie einem Ritual geworden, dass wir uns Probefrisuren vor den Partys machten. Mit einem Gläschen Sekt stießen wir gemeinsam an und die Zeit verging zwischen Lockenwickler, Glätteisen und Stecknadeln wie im Flug. Das erste Mal seit ein paar Tagen konnte ich mein Handy und Thomas für kurze Zeit aus meinem Kopf verbannen. Aber kaum stand das Styling, stieg die Nervosität in mir wieder an. Marie bestärkte mich darin, dass alles super lief und ich mir keine Sorgen machen sollte. Es würde morgen bestimmt ganz entspannt werden und wir hätten einen tollen Abend auf einer mega Party. Und wer weiß, vielleicht würde ich es schaffen endlich ein längeres, intensives Gespräch mit Thomas zu führen. Ich konnte nicht anders, ich musste ihm einfach nochmal schreiben. Zusammen mit Marie suchte ich nach den richtigen Worten. Natürlich wollte ich nicht wie eine Klette ä wirken, aber er sollte merken, dass ich Interesse an ihm hatte. Er wusste noch nicht, dass wir auch auf der Party erscheinen würden, und das sollte auch so bleiben. Also schrieb ich ihm nur, dass ich mich freuen würde, wenn wir uns im nächsten Jahr treffen könnten, um uns kennenzulernen. Und natürlich wünschte ich ihm einen guten Rutsch in das Jahr 2016. Wenn er wüsste. Kichernd spielten wir zusammen auf der Couch die möglichen Abläufe der Silvesternacht durch. Plötzlich sprang Marie auf, ging in das Nebenzimmer und kam mit etwas in ihren Händen zurück. Sie zeigte mir stolz die zwei Eintrittskarten für die Party und erklärte mir etwas zu den Masken, die sich in ihrer anderen Hand befanden. Auf der Feier würde jeder eine venezianische Maske tragen. Zuerst war ich ein wenig verunsichert gewesen, aber fand die Idee dann doch recht genial. Es machte das erneute Aufeinandertreffen mit Thomas nochmal um ein vielfaches interessanter und spannender für mich.


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