Kapitel 19-"Wow"

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"Wow... Das ist einfach.. Wow .", mir blieb die Sprache weg, als ich den wundervollen schwarzen Flügel mitten im Raum stehen sah. Sofort ging ich auf ihn zu uns fuhr mit den Fingerspitzen leicht darüber. Der Lack glänzte, obwohl er leicht mit Staub bedeckt war.

"Die Jungs denken, hier unten sind Waffen. ", lachte er und ging auf den Hocker zu, der vor dem Flügel stand.

Er öffnete den Flügel und setze sich dann.

"Herr Gott, wie ewig ich hier nicht mehr war... "

"Ist das das Haus deiner Eltern? "

Er nickte.

Dann begann er zu spielen.

"Step one you say we need to talk,
he walks, you say 'Sit down, it's just a talk'..."

Seine Finger schwebten über die Tasten, spielten die Akkorde perfekt und seine Stimme war wundervoll. Die Melodie war unglaublich eingängig, aber ich kannte sie nicht - vermutlich war der Song selbst geschrieben. Dass er ihn noch konnte, wenn er angeblich so ewig nicht mehr hier gewesen war bzw gesungen hatte, erstaunte mich jedoch.

"Where did I go wrong? ", wurde er plötzlich lauter, "I lost a friend somewhere along in the bitterness."

Das musste der Refrain sein. Dieses Lied war unglaublich. Ich liebte es jetzt schon.

"Had I known how to save a life... ", endete er schließlich, öffnete seine Augen wieder und ließ die letzten Töne ausklingen.

"Du hast ein unwahrscheinliches Talent! Hast du den Song selbst geschrieben? "

"Ja... "

"Es war wundervoll!"

"Danke. Er ist kurz nach dem Tod meiner Eltern entstanden. Danach war ich nicht mehr hier und irgendwann sind die Jungs eingezogen... "

"Hast du sie gefunden? "

Er schüttelte den Kopf.

"Nein, das haben sie mir erspart. "

"Na immerhin. ", ich lächelte ihn aufmunternd an und er lächelte sogar ganz leicht zurück.

"Warum hast du danach nie wieder gesungen? "

"Es hat mich einfach zu sehr an meine Eltern erinnert und das wollte ich nicht. Ich wollte stark sein, es hinter mir lassen. "

"Das kann ich verstehen. ", schon wieder begann ich fast zu weinen.

Reiß dich mal zusammen! Hast du deine Eltern verloren oder er?!

Ach halt die Klappe, dich hat keiner gefragt!

"Lass uns wieder hochgehen. ", sagte er, stand auf und ging zur Tür.

"Thomas, warte! "

Er drehte sich um und blickte mich fragend an.

Ich ging auf ihn zu.

Nur Mut!

Dann stellte ich mich vor ihn und küsste ihn einfach.

In dieser Situation war es gut, an ihn ranzukommen. Gut für den Plan, wenn er mir vertraute.

Es war ein sanfter Kuss. Er war nicht drängend oder hungrig, er war auch ohne Zunge. Eben nur ein einfacher sanfter Kuss, von dem ich dennoch den Eindruck hatte, dass er Thomas etwas bedeuten würde. Das war natürlich gut für den Plan, aber je besser ich ihn kennenlernte, desto abartiger kam ich mir vor, ihn eigentlich nur zu hintergehen. Wie würde ich mich fühlen, wenn das jemand mit mir machen würde?

Denk einfach nicht dran. Das ist jetzt nicht wichtig. Zieh es einfach durch. Du bist doch schon so nah dran. Er hat sich dir geöffnet. Sei stolz drauf und mach weiter!, belehrte mich meine innere Stimme. Vermutlich hatte sie Recht. Es war ja für einen guten Zweck...

Deal with him (Sangster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt