Keine Bewegung

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Die Tage vergingen. Ihr Zustand wurde immer schlechter. Und der Chirurg bekam schon leichte Sorgenfalten. Auf die Frage von Trapper, ob er ein wenig verliebt sei, hat er nicht geantwortet. Er aß nichts mehr. Ernährte sich von Martini und anderem Alkohol, was seinen Kameraden auch Angst machte. Zudem verbrachte er viele schlaflose Nächte mit Akten studieren. Trapper kümmerte sich immer mehr um die Soldatin, da es ihr nicht besser ging. Sie konnte sich kaum noch bewegen, war weiß wie die Wand und ihre Haare hatten an Glanz verloren. Die bestellten Akten waren auch noch nicht eingetroffen. John sah mal nach seinem Kollegen.

"Hey Hawk." Der Chirurg saß hinter dem Schreibtisch und zuckte zusammen. "Was gibst Trapper? Hast du die Akten?", etwas Hoffnung schimmerte in seinen Augen. "Leider nein. Wie geht es dir so?" "Normal. Wie immer." "Ach ehrlich?" "Wieso sollte es mir schlecht gehen?" "Wieso es dir schlecht gehen sollte? Du hast seit Tagen nichts gegessen, bist nur vor Buchstaben gesessen. Sogar Frank ist es aufgefallen. Alle machen sich Sorgen um dich und ich am meisten."  "Wieso? Sehe ich so schlimm aus?" "Muss ich antworten?" Benjamin stand auf, warf den Stapel Zettel in die Ablage, rieb sich über das Gesicht und lehnte sich mit dem Ellbogen auf die Kästchen, in Trappers Richtung: "Ich werde nicht aufhören zu lesen, bis ich den Grund gefunden haben." "Das alles wird dich noch um...." "Hawkeye?", Eddie kam abgehetzt in das Zelt, "Sergeant McLennon ist gerade zusammengebrochen." Hawk sah noch schnell zu Trapper und sprintete sofort zu deren Zelt.

Michaela wurde am nächsten Morgen wach. Sie fühlte sich schon etwas besser. Auch das Fieber scheint zurückgegangen zu sein, worauf sie aufstand und langsam zur Tür ging. Sie sah die Sonnenstrahlen, die durch den Stoff blitzten und die wollte sie auf der Haut spüren. Doch das war eine schlechte Idee gewesen. Wie aus dem nichts, wurde ihr schwindelig und sie könnte auch nicht mehr reagieren, da sie schon auf dem Boden lag. Sie sah Füße, die auf sie zukamen. Ein Paar rannte gleich wieder davon. Sie sah in das Gesicht einer blonden Krankenschwester: "Doktor Pierce wir gleich da sein.", beruhigte sie den Sergeant.
Sie hörte auch schon wieder zwei Paar Stiefel auf dem Boden von Korea trampeln. "Aus dem Weg.", knurrte Pierce und hob sie hoch. Sie sah noch kurz in seine Augen, bevor sie das schwarz verschlang.

Er legte sie in das freies Bett, einen Raum weiter, der zur Quarantäne und Isolation der Patienten diente. Auf dem Fensterbrett lag eine sanfte Staubschicht. Ganz recht, hier war so gut wie niemand. Jedenfalls nicht so oft.
"Was sollen wir jetzt tun?", verzweifelte der Chirurg schon wieder. Er schob sich die Haare aus dem Gesicht und stemmte eine Hand in die Hüfte. Lief den Raum auf und ab. Wo sind nur die Akten?

Ein weiterer Tag verging und Hawk wich nicht von ihrer Seite. Sein Freund hielt ihm einen Tasse Kaffee unter die Nase, die er dankend annahm. Er saß wieder einmal an der Bettkante und sah sie nur an. "Was von den Akten?" "Nein." "Wir sollten ihr Blut abnehmen. Einer unsere Schwestern könnte es doch auch untersuchen. Vielleicht haben wir was übersehen. Und schick auch noch etwas nach Tokio." Trapper nickte und holte sofort die nötigen Sachen. Nach einem kleinen Fläschchen beließ er es und ging sofort ein Zelt weiter. Hawkeye hütete wieder das Bett.

Als John am nächsten Tag mit der Diagnose zurückkam, war er etwas geschockt, aber nicht sonderlich überrascht. Doch etwas war noch dabei, mit dem er nicht gerechnet hat. "Also sie hat Viren und Bakterien im Blut, die sie nicht bestimmen konnten. Sie sind auf jeden Fall krankheitserregend.", er setzte sich neben Benjamin, "Dazu kommt noch Blutverlust und Muskellähmung.", las er von dem Zettel ab. "Wie das?" "Die Muskeln schütten ein Hormon aus, welches nicht bestimmt werden konnte, aber ähnlich dem ist, welche bei einer Lähmung auftaucht, wenn die Muskeln abgebaut werden." "Wie viel Blutverlust?" "1,75 Liter." "Was?! Wie kann das sein? Wie viel hast du ihr abgenommen?" "10 Zentiliter. Höchstens 15." "Aber..." Mit einem tiefen Atemzug wurde die Soldatin wach und diese begann sofort zu weinen.

Sie wurde wach, aber in ihrem Kopf. Hawkeye war Meter von ihr entfernt. "Michaela, bitte verlass mich nicht.", hielt er ihr ein Hand entgegen. Vor ihr war ein schmaler Grat, über den sie zu ihm kam. Er, wie auch sie gingen langsam auf einander zu, bis Hawkeye das Gleichgewicht verlor und zu fallen drohte. Sie rannte auf ihn zu, legte sich schnell auf den Bauch und hielt ihn noch so fest. Er baumelte über den schwarzen Abgrund, der unendlich zu sein scheint. "Du darfst nicht aufgeben, hörst du?" Damit rutschte seine Hand aus ihrer und sie begann zu schreien...

"Hey hey. Keine Angst. Es wird alles gut." Sie hörte gleich auf, als sie Benjamin sah. Ganz überraschend umarmte sie ihn und er spürte eine paar warme Tränen in seinem Genick. "Wo bin ich? Ich kann mich fast nicht mehr bewegen und Luft bekomme ich auch kaum.", fragte sie. Es klang noch rauer und hauchiger als vor den paar Tagen. "Du bist bei uns in der Medizinstation. Schlaf noch etwas und erhole dich. Dir wird es bald besser gehen." Sie nickte kurz und schloss die Augen. Wie konnte er sie nur anlügen? Vor der Wahrheit zu beschützen ist etwas anderes. Er stand auf und sah durch die Tür: "Schwester Kelly?", die gemeinte kam auf ihn zu, "Bitte überwachen Sie ihren Herzschlag." Sie nickte und setzte sich gleich neben die Frau.

Als er sah, wie die Schwester mit dem Stethoskop leicht nervös das Herz an verschiedenen Stellen versuchte zu erreichen, hatte er schon eine schlimme Ahnung. "Doktor, ich habe keinen Puls mehr.", sagte die Schwester und suchte immer noch. Trapper griff an ihr Handgelenk und dann an die Halsschlagader. Benjamin war schon dabei, sie wiederzubeleben. Er hämmerte im Sekundenrhythmus auf ihr Herz ein. "Komm schon.", knurrte er und hörte nich auf, bis sich der Gesichtsausdruck von Trapper und Kelly entspannte.

Mit ein paar Schweißperlen auf der Stirn, kam dann die gute Nachricht. "Sie ist wieder da. 60 zu 90." "Nicht viel, aber etwas.", hauchte er und sah nun in das Gesicht von Trapper, der neben ihm stand. Etwas weiß um die Nase sagte Hawkeye noch flüchtig, dass er frische Luft bräuchte und verschwand. Nach 10 Minuten war Trapper nicht mehr wohl und begann seinen Freund zu suchen.

[1] M*A*S*H | Chemical EssentialWhere stories live. Discover now