Heilige Hysterie

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Während Trapper Burns mal ordentlich zusammengestutzt hat, ist Hawkeye immer noch an ihrer Seite und lauscht dem gleichmäßigen Atem des Sergeants. Sie war eingeschlafen. Mit einem schlechten Gefühl stand er auf. Es war gerade mal halb 12. Kurz vor Mitternacht. Hawkeye wollte Trapper nicht allein bei der Nachtschicht lassen und ging deshalb zur Chirurgie. Alle verhielten sich etwas merkwürdig und sahen ihn auch so an. Alle gingen auf Abstand oder so, als er hätte etwas verbrochen. Gespräche wurde einfach so im Raum hängen gelassen. Untersuchungen abgebrochen. Trapper war der einzige normale, als Benjamin in den Operationssaal ging. Er gesellte sich sofort zum nächsten Patienten, der eine unschöne Wunde auf der Brust hatte. Trapper war gerade fertig und sah schon, dass Hawkeye seine Hilfe hier benötigt. "Schläft sie?" "Ja. Ich hoffe recht lange. Bis wir hier fertig sind."

Als Hawkeye verschwunden war, stürmte Lindström zu Kelly, die gerade Nachtschicht bei den Patienten schoben. "Also stimmt es, was McIntyre gesagt hat.", bestätigte sie den Verdacht des Arztes. "Anscheinend. Burns ist ganz verdutzt hereingekommen, gleich nach McInytre und hat irgendetwas von einer Standpauke erzählt und irgendetwas von dem Sergeant und Schäfchenzählen."

Sie haben wirklich lange an dem einen Kerl gearbeitet und dann auch noch an zwei anderen. Die Koreaner haben noch ein kleine Ladung nachgeschickt. Es war bereits Tag, als Hawkeye und Trapper aus dem OP entlassen wurden. Die Sonne blinzelte hinter dem kleinen Berg, in Anführungszeichen, hervor. Sie stapften müde zum Sumpf. "Sehen wir mal nach unserem Patienten.", gähnte Hawk leicht und ließ seinem Freund den Vortritt, der sich sofort auf das Bett warf und sich zur Seite drehte. Hawkeye zog die Decke von seinem Bett, doch es kam wieder einmal etwas dazwischen.

"Michaela ist weg.", hauchte er. "Was?", murmelte Trapper und setzte sich auf. "Der Serg ist weg." Hawkeye rannte aus dem Zelt und Trapper ihm nach. Sie fragten jeden Soldaten, jede Krankenschwester und nochmal alle Ärzte, ob sie Michaela gesehen haben. Doch immer bekamen sie ein Nein zu hören. Etwas wütend und leicht verzweifelt rannten sie zu Henry. Hawkeye stürmte die Tür und stützte sich mit beiden Armen am Tisch ab. "Hast du McLennon gesehen?" "Ach übrigens einen schönen Tag, Colonel.", begrüßte ihn Trapper. "Hast du sie irgendwo gesehen?" Blake scheint zu überlegen: "Wie spät sollte ich sie-ähm-sie gesehen haben?" "Nach halb 12." "Da war ich im OP und habe Nachtschicht gemacht. Wie ihr zwei." "Danke Henry.", ließ Hawkeye den Kopf hängen und ging aus dem Büro. Er malte sich gerade das schlimmste aus. Doch ein Lichtschein am Ende des Tunnels begegnete ihnen noch auf dem Weg. Es war der Lichtschein mit runder Brille, einem Kreuz um den Hals gehängt und dem Gebetsbuch in der Hand. "Father!", schrie ihm Hawkeye aus der Ferne und Mulcahy blieb stehen. Er drehte sich zu den beiden Chirurgen, die zu ihm rannten. "Was kann ich für Sie tun, Hawkeye?" Er klappte die Bibel zu und klemmte sie unter seinen Arm. "Haben Sie Sergeant McLennon gesehen?" "Ja und zwar sehr traurig." "Wann war das?" "So das letzte Mal um Mitternacht....

....so das letzte Mal um Mitternacht....

Michaela ist durch einen Albtraum aus dem Schlaf gerissen worden. Sie hatte einfach keine Ruhe, da sie mit ihnen nicht noch einmal reden konnte. Deshalb stand sie auf. Sie ging zum Zelt des Kaplans. Es war keiner mehr auf den Beinen um diese Zeit. Nur in der Chirurgie brannte noch Licht. Sie klopfte an der Tür und wartete, bis Mulcahy ihr aufmachte. Mit etwas gewuschelten Haaren und noch schnell die Brille aufsetzend, öffnete er. "Sergeant? Was kann ich für Sie tun?" "Ich möchte gerne beten, nur wenn Sie Zeit haben." "Für ein Gebet habe ich immer Zeit, kommen Sie rein." Er schritt zur Seite, damit sie eintreten konnte. Das Zelt war wirklich einfach eingerichtet. "Bitte, setzen Sie sich doch.", er deutete auf das Bett, neben dem sie sich niederließ. Er setzte sich auf einen der Klappstühle. "Was liegt Ihnen auf dem Herzen?" "Ich habe heute jemanden wichtiges verloren und möchte mit ihnen reden, damit sie wissen, dass sie gehen dürfen. Dass es in Ordnung für mich ist.", sie musste sich wirklich die Tränen zurückhalten. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und begann: "Lieber Gott, bitte erhöre die Worte meiner Schwester." "Hey. Also ich möchte nur, dass ihr wisst, dass es mir gut geht und...ich hoffe euch auch. Es ist zwar stressig bei der 4077ten, genau wie du es gesagt hast Dad.", sie lächelte kurz und begann Däumchen zu drehen, "Ich werde es aber überleben. Wie Berny es auch vorausgesagt hat und gratuliere zum First Lieutenant, denn du ja nicht mehr bekommen hast. Es gibt doch noch ein paar Leute die Harry James nicht kennen. Ja..", hauchte sie und begann zu weinen. Der Pater setzte sich neben sie und legte einen Arm um sie. Strich ihr manchmal über den Rücken. Irgendwann war sie dann so müde gewesen, dass sie an der Schulter des Paters eingeschlafen ist. Er hat sie in das Bett gelegt und zugedeckt, während er auf dem Stuhl geschlafen hat......

"Und wo war sie da?" "Sie ist zu mir gekommen, um zu beten. Natürlich habe ich nicht nein gesagt. Sie hat dann zu weinen begonnen und ist an meiner Schulter eingeschlafen. Ich habe sie ins Bett verfrachtet und da müsste sie jetzt noch schlafen." "Vielen Dank, Father." Hawkeye wollte schon gehen, als Mulcahy noch eine Frage hatte: "Wenn hat sie verloren?" "Gestern ist ein Brief von General Campbell gekommen, mit den Worten, dass alle ihre Familienmitglieder tot seien. Danach ist sie aus dem Zelt gerannt und ich habe sie wieder zurückgetragen. Ich hätte nicht zur Nachtschicht gehen sollen." "Ja, das klingt sehr bedauernd. Ich werde auch ein Auge auf sie werfen, falls sie was versuchen sollte. Ihr wisst schon." "Danke.", es klang eher bedrückt als froh. Sie ließen den First Lieutenant seinen Weg und gingen zu seinem Quartier. Vor der Tür zögerte Hawkeye etwas. Sollte er sie doch nicht lieber schlafen lassen? "Was ist denn nun?", fragte Trapper hektisch. "Jetzt mal langsam, ok?" Er nickte. Ganz leise öffneten sie die Tür und schritten mit Zehenspitzen auf dem Boden. Mit einem Schrei wurde sie wach. Ganz außer Atem setzte sie sich auf. "Hey Michaela.", Hawk setzte sich an die Bettkante. "Wo-Wo bin ich?" "Beim Father. Er hat gestern noch eine schnelle Mitternachtsmesse abgehalten." "Ach ja. Stimmt." Es war eine bedrückte Stimmung in dem kleinen Zelt. Alle wollten ihr helfen, doch sie konnten es nicht. Auch nur das kleinste Wort könnte sie dort hin treiben, wo sie nie daran denken würden. Sie wollen gar nicht daran denken. Dennoch tut es jeder. "Kommst du noch mit auf einen Martini?" "Wenn du ihn mit Whiskey mixt, gerne." "Mit Whiskey?", er verzog das Gesicht. Sie warf sich die Decke von den Füßen, sprang auf und legte sie wieder säuberlich hin. Er legte einen Arm um ihre Taille und sie um seine. "Das ist wirklich hammermäßig gut. Glaub mir." "Ich will ihn lieber pur." Sie sprachen so, als wäre gestern gar nichts gewesen. Trapper hat auch noch den Briefumschlag versteckt, damit sie ihn nicht sieht und sich nicht mehr an alles erinnert. Sie lächelten sich an und stiegen sich immer über Kreuz vor die Füße. "Du möchtest nachher keinen anderen mehr." "Hat Trapper auch zu mir gesagt, als er mir Gin eingegossen hat. Danach hätte ich mir fast den Magen selbst ausgepumpt." "Gin ist aber auch nicht mein Geschmack. Whisky eher. Und mit Martini noch mehr." "Das glaube ich immer noch nicht so ganz."

[1] M*A*S*H | Chemical EssentialWhere stories live. Discover now