Kapitel 10

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Eine halbe Zitrone...oder ein bisschen geriebene Zitronenschale.

POV Lukas
Berlin, Juni 2012
„Ich glaub, die anderen würden dich mögen."
„Meinst du echt?"
„Ja klar! Wer könnte dich denn nicht mögen?"
„Meinst du nicht, dass ich denen als etwas...seltsam vorkomme?"
„Die sind selber seltsam – da können die sich nun wirklich nicht beschweren." Tim lächelte mich an und strich mir über die Wange. Wir kannten uns seit sechs Monaten, waren seit zwei Monaten ein Paar, und jetzt sollte ich seine Band kennenlernen, richtig kennenlernen, und auch ein Mitglied werden, auch am Trailerpark-Leben teilnehmen.

Berlin, April 2012, Dönerstand
„Lukas?" (obwohl es eher wie „Lukasch" klang). Ich drehte mich verwirrt um, als ich meinen Namen hörte. Vor mir stand, mit vollem Mund und wahnsinnig gutaussehend, der Mann, dessen Namen ich nicht kannte, den ich vor Monaten kennengelernt hatte, der mich einfach nicht losließ, in den ich hoffnungslos verliebt war. Mir fielen die Münzen aus der Hand und ich konnte den beurteilenden Blick des Verkäufers spüren. Es war eine sehr geladene, angespannte Stimmung.
„Wie...wo..." Mal wieder konnte ich nur stammeln. Mein Schwarm schluckte heftig und räusperte sich dann.
„Kannst du dich noch erinnern? Vor...fünf Monaten. Da haben wir uns kennengelernt. Also, so fast."
„Ja, klar, wie könnte ich das...ähem. Wie heißt du überhaupt?" Mein Plan, so gelassen und cool wie möglich zu wirken, versagte vollkommen.
„Tim."
„Und...äh...ich weiß gerade nicht, wie...also...dieses Vorstellen ist irgendwie..."
„...unangenehm? Ja, schon. Hmm...willst du vielleicht auf einen Drink gehen?"
„Ähh..."
„Nimmste jetzt deinen Döner, oder wat is los? Ich hab' hier nicht ewig Zeit", kam es plötzlich von der Theke, wo der Verkäufer mich schlecht gelaunt ansah.
„Ähh, ja, klar." Ich nahm den Döner und sah dann wieder zu Tim, der mich erwartungsvoll und leicht amüsiert anschaute. Ich war völlig überfordert von der Gesamtsituation.
„Iss den und dann gehen wir", meinte er endlich, nachdem ich minutenlang überlegte, was ich jetzt machen sollte.

POV Tim
Berlin, jetzt, im Studio
Ich war richtig angepisst, dass Lukas so zögerlich war, was unser Coming Out betraf. Ich verstand schon, dass es vielleicht seinen Ruf ruinieren könnte, und gleichzeitig verstand ich es nicht. Die Hälfte seiner Fans dachten eh, dass er schwul sei, die andere Hälfte stand auf ihn, also war es eigentlich egal. Das war das erste Mal, dass wir uns gestritten hatten. Also so richtig. Die letzten zwei Jahre hatten wir zwar kleine Streitereien gehabt, jedoch nie in dem Ausmaß wie jetzt gerade eben. Deshalb schwieg ich ihn dann auch an, als sich zu mir und den anderen gesellte. Glücklicherweise bekamen wir relativ viel Arbeit fertig und nach ein paar Stunden vergaß ich den Streit vollkommen. Als wir dann später bei ihm zuhause auf der Couch saßen und kuschelten, machte mich Lukas plötzlich total an. Ich begann, seinen Nacken zu küssen und spürte, wie es allmählich enger in seiner Hose wurde. Grinsend fragte ich ihn, ob er das hier im Schlafzimmer weiterführen wollte.
„Wieso denn? Ist doch ganz nett hier", murmelte er – von leisen Stöhnen unterbrochen – und zog mir mein Hemd aus. Ich hatte ein dümmliches Lächeln im Gesicht, als ich seine Haut auf meiner spürte. Dadurch, dass wir immer noch in zwei verschiedenen Städten lebten, sahen wir uns immer nur alle paar Tage, manchmal sahen wir uns wochenlang nicht, und deshalb waren dann die Zeiten, die wir in Zweisamkeit verbringen konnte, heilig. Lukas zog sich auch sein T-Shirt aus und warf es in die Ecke, ehe er sich auf mich legte und meinen Oberkörper mit Küssen bedeckte.

„Schatz?"
„Hmm?" Lukas küsste sich gerade an meinem Glücksstreifen nach unten und mir fiel es schwer, regelmäßig zu atmen.
„Du schuldest mir noch was."
„Bin ich doch gerade dabei", murmelte er, während er meinen Reißverschluss nach unten zog und es endlich etwas gemütlicher wurde. Lukas leckte sich über die Lippen, als er mir die Hose auszog und ich wurde fast wahnsinnig, als ich seine kühlen Finger an der Innenseite meines Oberschenkels spürte. Er fuhr mit den Fingern leicht unter den Stoff meiner Boxershorts, immer weiter nach oben, bis er schließlich an seinem Ziel – oder eher daneben – angekommen war.
„Jetzt quäl mich doch nicht so!", stieß ich hervor. Lukas spitzte schmunzelnd die Lippen, zog seine Hand weg und küsste mich auf den Bauch, ehe er aufstand und das Wohnzimmer verließ.
„MANN!" Ich hörte ihn im Schlafzimmer lachen und überlegte, ob ich ihm folgen sollte oder liegen bleiben.

Gib mir die HandWhere stories live. Discover now