Ist für den verständnisvollen Teil nicht Jake zuständig?

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Paul

Es ist mitten in der Nacht, als mich jemand durch grobes Schütteln am Arm aus dem Schlaf reist. „Paul wach auf." Ich liege, wie so oft, auf der Couch von Emily und Sam. Nachdem ich Enola Nachhause gebracht hatte, wollte ich mich nur etwas hinlegen und bin wohl länger als geplant eingedöst. Doch Emilys hektisches Schütteln, lässt mich hochfahren. „Paul wir müssen los, komm." Höre ich ihre strenge Stimme noch einmal, doch ich schaffe es nicht ganz, die Augen zu öffnen.

„Paul, Harry Clearwater ist gestorben." Mein Herz macht einen Satz und ich sitze gerade. „Und Leah und Seth haben sich in Wölfe verwandelt." Meine Kinnlade klappt nach unten und ich schüttle perplex den Kopf. „Hä?" Ist die einzige Antwort, zu der ich um diese Uhrzeit fähig bin.

„Keine Zeit zu erklären, spring sofort in mein Auto verdammt." Sie zieht mich mit sich und ich erhasche einen Blick auf die Uhr, um fest zu stellen, dass es nicht so spät ist, wie ich gedacht hatte. „Und was bitte soll ich jetzt machen?" Frage ich, während ich Emily hinterher in ihr Auto folge. Sobald ich auf dem Beifahrersitz bin und die Türe zuziehe, lässt sie den Motor an und fährt mit beängstigendem Tempo rückwärts aus ihrer Einfahrt.

"Leah ist ein Mädchen, die können sich gar nicht verwandeln. Und wie alt ist Seth? 10Jahre? Viel zu jung, da kann doch was nicht stimmen." Murmle ich halb zu mir selbst, doch Emily sieht nicht so aus, als würde sie gerade einen Scherz machen. „Er ist auf jeden Fall zu jung. Du sollst in Menschengestalt vermitteln oder sowas hat Sam gesagt. Seth und Leah kommen aus der Wolfsgestalt nicht heraus. Wenn sie einen Menschen sehen, dann beruhigen sie sich. Das hoffen wir alle zumindest. Sam hat versucht zu vermitteln, aber du kennst die Geschichte von ihm, Leah und mir ja. Und Jake hat erstmal einen Witz gerissen, der nicht sonderlich gut ankam. Er wusste nicht, was mit Harry passiert ist. Als er es erfahren hat, ist er so schnell geflüchtet, wie er aufgetaucht ist." Ich nicke und versuche, das alles zu verarbeiten, während wir über die letzten paar Meter zu dem Haus der Clearwaters fahren.

Meine Gedanken schaffen es, trotz dem ganzen Chaos, einen Moment zu Enola abzuschweifen. Was sie gerade wohl so macht? Ob sie ihre Hausaufgaben geschafft hat und schon schläft?

Als ich in den Garten der Clearwaters trete, in den Emily mich quasi gewaltsam schiebt, stehen dort zwei Wölfe.

Ohne Zweifel, es sind Werwölfe. Doch der eine sieht aus, als wäre er beim Waschen eingegangen und der andere, nun DIE andere, sieht extrem angepisst und verängstigt aus.

„Hey Setz, Leah. Bleibt einfach ganz ruhig, wir bekommen das gleich wieder hin." Versuche ich sie zu beruhigen, denn solange sie so in Schockstarre verharren, kann ich keinem der Beiden helfen.

Doch ich bin so mies darin. Ich erinnere mich, wie Sam mir damals geholfen hatte, nachdem ich tagelang aus Angst durch den Wald geirrt war. Seth und Leah haben heute ein viel größer Rudel, als ich es damals hatte.

Seth blinzelt einige male, als ich ihm beruhigend zurede und langsam sehe ich, wie er kleiner wird und schließlich auf allen Vieren, als Mensch vor mir landet. Sein Gesicht ist das eines Kindes und ich schlucke. „Hier ein Handtuch zum Umbinden, du hast das wirklich fantastisch gemacht." Ich gebe ihm das Stück Stoff und er greift schnell danach, während er aufgeregt beginnt zu plappern.

„Verdammt was war das?" Fragt er. „Sind das die Legenden? Sind sie alle wahr? Bin ich auch ein Werwolf? Oder war das nur einmal? Und kann ich das wieder machen? Tut das nicht weh? Und was machen wir mit Leah? Und mein Vater? Was waren das für Stimmen in meinem Kopf?" Ich packe ihn an den Schultern, denn seine Beine beginnen zu zittern, ebenso wie seine Hände. „Nein Seth. Es ist jetzt sehr wichtig, dass du ruhig bleibst. Ich weiß, das klingt schwer, doch du musst es versuchen. Wir müssen jetzt deiner Schwester helfen, okay?" Seth atmet ein Mal tief ein und aus, während er nickt. Ich bin einen Moment beeindruckt, denn er macht das ganze viel besser, als ich damals.

Hinter mir höre ich Emily und Sue weinen, sie schniefen laut und ich verdrehe die Augen. „Sie hatte ja die Anzeichen. Aber ich dachte sie bekommt ihre Tage oder wird krank. Sie war so empfindlich und sie hatte so hohes Fieber. Das ist mir aber erst heute aufgefallen, sie lässt ja sonst keinen an sich heran. Und das mit Harry..." Sie bricht zusammen und Emily hält sie fest. „Warum ist Jake nicht da, wenn man ihn einmal braucht?" Sage ich leise zu mir selbst, denn normalerweise ist er wesentlich besser in emotionalen Dingen, als ich. Auch Sam wäre besser, doch Leah in seiner Nähe zu haben, wäre jetzt sicher etwas hinderlich.

Embry kommt hinter mir in den Wald, ich höre seine großen Tatzen, den Waldboden niedertreten. „Also Leah, hör mir zu. Die Stimme, die du hörst ist Embry Call. Er gehört zu unserem Rudel. Er wird dir alles erklären. Versuche dich zu beruhigen, wie Seth gerade. Erst dann können wir dir helfen." Leah kauert sich auf den Boden und jault, einen elendigen hohen Ton. Embry sieht mich traurig an, dass ich mich abwenden muss. Ich kann mir das gar nicht mit ansehen. Ich klopfe Seth auf die Schulter und nicke zu Sue hinüber.

„Seth, wenn du ruhig bist, dann gehen wir jetzt zu deiner Mutter. Du musst jetzt stark sein und sie unterstützen. Du bist jetzt der Mann im Haus." Er schluckt bei meinen Worten, sieht zu seiner Mutter und seine Augen werden glasig. „Ich schaffe das nicht, Paul." Flüstert der kleine dünne Junge vor mir und ein paar Tränen kullern aus seinen Augen.

„Er ist mein Vater. Und er ist einer der Stammesältesten. Er... ich liebe ihn. Paul und jetzt ist er weg." Seine Stimme bricht zusammen und er fängt an zu schluchzen. Seth stützt sich nach vorne und wird von seinen Tränen geschüttelt. Ich sehe hilflos zu Emily, doch sie stütz Sue und bringt sie ins Haus.

„Na gut. Hör mir zu Seth:" ich lege ihm meine Hand auf die Schulter und sehe ihm direkt in die Augen, wobei ich mich ein Stück herunterbeugen muss. „Das mit deinem Vater ist scheiße. Das ist richtig mies. Das sollte keinem auf der ganzen Welt passieren, keinem. Aber es ist jetzt passiert. Das ist so schlimm und ich weiß wie du dich fühlst." Ich erinnere mich an den wahnsinnigen Schmerz, den ich von Enola gefühlt habe. Und meine Mutter... doch dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich schüttle den Kopf und sehe wieder Seth an.

„Aber du hast jetzt eine neue Familie. Du hast jetzt 6 Brüder. Und deine Mutter und deine Schwester. Wir werden euch immer helfen, Seth denn du gehörst jetzt zu uns. Ich werde mir den Arsch aufreißen und alles tun, um deiner Familie zu helfen, egal wie und egal wann. Und das werden auch Sam, Jake, Quil, Embry und Jared. Sie sind gerade nicht alle hier. Aber sie werden kommen und euch helfen. Das verspreche ich dir, denn das Rudel ist ab jetzt eure Familie." Ich kann das nur deshalb so sicher sagen, da sie es für mich auch sind und ich bin in Momenten wie diesem unendlich froh, die Jungs zu haben.

Er atmet tief durch und zittert nur noch leicht. „Ich gehe jetzt zu meiner Mum." Ich nicke und klopfe ihm auf die Schulter. Dann wende ich mich an Leah, die als Mensch zusammengekauert vor mir sitzt und versucht sich vor uns abzuschirmen, während ihr die Tränen in Strömen über die Wangen laufen.

Wenn du nicht mehr von der Schwerkraft angezogen wirst - Twilight FFМесто, где живут истории. Откройте их для себя