Familie ist Verantwortung

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Der stechende Geruch von Vampiren steigt mir in die Nase, als ich neben Sam stehe. Ich weiß, dass Enola zu sieht und ich mich zusammenreisen werde. Ich werde nicht den Schwanz einkneifen wie Seth, der es hier nicht aushält. Doch er ist schließlich noch sehr jung.

Ich atme ein und die kleine braunhaarige Blutsaugerin sieht mich aufmerksam an. „Du bist Paul?" Sagt sie leise. Ich nicke. Sie lächelt leicht und ich frage mich, was in ihrem blutleeren Gehirn dabei wohl vorgeht.

Hinter mir höre ich Seth aufmerksam hecheln und die Worte, die ich durch seine Gedanken hallen höre, erzeugen ein erfreutes Heulen in mir. Auch die anderen spüren es und stimmen ein. Ich sehe Enola an und ihre Worte hallen in unser aller Gedanken wider: „Sie sind meine Familie Bella. Und sie könnten deinen Clan ohne weiteres fertig machen." Sie hat uns als Familie bezeichnet und den Cullens eine indirekte Drohung zukommen lassen.

Ich laufe zu ihr und schlecke ihr einmal übers Gesicht, während sie gerade mit Bella spricht. „Boa Paul. Das ist echt richtig ekelhaft." Sie wischt sich mit dem Ärmel durchs Gesicht, doch lacht herzlich. Dabei tanzen ihre kleine Sommersprossen übers Gesicht und ich habe nie einen schöneren Anblick gesehen.

Nach unserem Training sind wir wieder aufgebrochen. Enola saß fest auf meinem Rücken und wir sind zurück ins Reservat gelaufen. Das Training hatte so lange gedauert, dass es schon weit nach Mitternacht ist und ich mich wundere, wie Enola noch so wach sein kann. Vor Emilys Haus steigt sie ab und ich verschwinde hinter den Bäumen mit den anderen, um mich umzuziehen.

„Habt ihr gehört, was sie gesagt hat?" Freue ich mich und springe kurz in die Luft. „Ja ich dachte, ich muss dich gleich darauf aufmerksam machen." Sagt Seth und streckt die Brust raus, um auszudrücken, wie glücklich er ist, dass sie es neben ihm gesagt hat. „Gut gemacht Kleiner." Ich fahre ihm durchs Haar und er lacht laut. "Sie hätte Bella sicher auch vom Felsen geschubst." Sagt Jared und lacht dabei wie ein kleiner Schuljunge.

„Dann los, sag ihr was du fühlst. Und genieß es Paul." Sagt Sam, während er mir kameradschaftlich auf den Rücken klopft. Ich nicke meinem Rudelführer zu, jaule auf und renne ins Haus.

Enola sitzt mit Emily auf der Couch und sieht lächelnd zu mir. Sam folgt mir auf dem Fuß und nimmt seine Verlobte sofort in den Arm. „Ist alles gut gegangen?" Fragt sie, voller Sorgen in der Stimme. Sam nickt erschöpft. „Liebling, du musst ins Bett. Es ist so spät, warum bist du noch wach?" Er küsst Emily auf die Stirn und sie lächelt müde. „Ich musste doch sehen, ob ihr alle heil Nachhause kommt. Gehen wir jetzt schlafen?" Ihr fallen schon fast die Augen beim Sprechen zu. „Na komm." Sam hebt sie liebevoll hoch und trägt sie die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Enola und ich existieren für die beiden wohl gar nicht mehr.

„Bist du nicht müde?" Frage ich mein Mädchen, jetzt wo wir das erste Mal heute alleine sind. Die Stille im Raum ist fast greifbar, die Jungs sind weg und nur Emily und Sam sind oben. Ich kann sie noch kichern und sprechen hören, doch Enola mit ihrem menschlichen Ohren sicher nicht.

„Doch ziemlich sogar. Aber noch eine Nacht auf dieser Couch überlebe ich nicht. Bringst du mich Nachhause?" Ich halte die Arme auf und mein Mädchen kommt auf mich zu. Sie lässt sich hineinfallen und ich höre ihren ruhigen Atem. „Du hast zu Bella gesagt, dass wir deine Familie sind." Flüstere ich, in der Hoffnung, sie hört es. „Ja, das seid ihr doch, oder?" Sagt sie verschlafen. Ich hebe sie glücklich hoch und nehme mir Sams Autoschlüssel.

Als ich sie durch die Türe trage, kommen mir überraschend die anderen Jungs entgegen. „Hey, darf ich dich jetzt Schwester nennen Enola?" Ruft Jared, Quil lacht und stupst sie am Oberarm. „Ich würde dich umbringen." Murmelt sie leise und ich lache. „Jungs sie ist echt müde, ich bring sie heim. Seth? Machst du mir mal die Beifahrer Türe auf?" Seth läuft in die Garage und macht Sams Autotür auf, so dass ich Enola reinheben kann.

Ich schließe die Türe und klopfe Seth auf die Schulter. „Danke Kleiner. Gute Nacht." Ich gehe um das Auto als mich Seth aufhält. „Paul, war es schlimm, dass ich heute zu Enola bin?" Er sieht unsicher zu Boden. „Nein. Ich denke nicht. Also von mir aus nicht. Sie mag dich, doch mit den Vampiren müssen wir uns jetzt irgendwie zusammentun, um unseren Stamm zu beschützen. Jetzt weißt du, was ich mit Verantwortung meine. Auch die unangenehmen Seiten gehören dazu." Er nickt und sieht Enola durch die Windschutzscheibe an. „Du passt wirklich immer auf sie auf, oder?" Ich nicke. „Was machst du während dem Kampf mit ihr? Du kannst sie nicht in Forks lassen. Dort ist es gefährlich. Ich weiß nicht wo Bella sein wird, und hinter ihr sind sie ja her." Ich nicke wieder, der Gedanke war mir auch schon gekommen. Ich sehe einen Moment nachdenklich auf Enola, deren Kopf ruhig an der Autoscheibe ruht.

„Vielleicht lasse ich sie bei Billy. Emily geht zu ihm. Falls irgendwas passiert, würden sie gleich alle Bescheid wissen." Er zuckt zusammen. „Sam hat gesagt, ich darf nicht mitkämpfen, ich soll bei Edward und Bella bleiben. Um dort zu helfen. Wo auch immer die sein werden." Ich nicke. „Jeder hat seine Aufgabe in unserem Rudel Seth. Du hast jetzt deine." Er nickt und ich steige ins Auto ein. Auch mich umschlingt nun eine tranceartige Müdigkeit, doch nichts hält mich davon ab, Enola jetzt sicher nachhause zu bringen.

Wenn du nicht mehr von der Schwerkraft angezogen wirst - Twilight FFWhere stories live. Discover now