Wenn Fremde zu Freunden und Freunde zu Familie werden

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Enola

„Nein lass gut sein. Setzt dich. Ich mache das schon." Ich habe versucht Erde in einen Topf zu schütten, doch meine Hände haben angefangen zu zittern und der Sack viel um. Jetzt lag ein Haufen Erde neben dem Topf und ich versuche sie mit meinen Händen wieder zusammenzuschieben. „Es tut mir so leid." Embry legt seine Hand auf meine Schulter.

„Hey, das ist nur ein bisschen Erde. Alles gut. Außerdem ist es sicher nicht gut, wenn du mit den Händen in der dreckigen Erde herumwühlst." Von drinnen höre ich leise Musik die Emily eingeschaltet hat. Ich sehe auf meine Hände und seufze. Der Tag kommt mir schon ewig lange vor, doch tatsächlich haben wir gerade mal acht Uhr abends und obwohl es schon dunkel ist, hüllen die kleinen Lampen über uns die Veranda in ein sanftes Licht. Ich kann mich kaum daran erinnern, wie ich heute Morgen aufgestanden bin, denn das alles scheint mir unglaublich lange her. Und mit einem Schlag ist auch die Müdigkeit wieder da, jetzt wo das Adrenalin langsam aus meinen Adern weicht.

„Jake es tut mir leid. Ich wollte heute weder gemein, noch gewalttätig werden." Ich setze mich neben ihn auf die Holztreppe der Veranda und er legt den Arm um mich. Die Berührung ist nicht angenehm, doch als Friedensangebot schiebe ich sie auch nicht weg. „Kein Problem. Du hast für einen Menschen die letzten Tage ganz schön viel erlebt und wir können von Glück reden, dass du uns nicht so einfach verletzten kannst." Ich lehne meinen Kopf an ihn und sehe so am Waldrand eine Bewegung. Kurz darauf tritt Seth heraus und das schlechte Gewissen erdrückt mich beinahe.

Doch er strahlt über beide Ohren, als er näher kommt und ich bin etwas erleichtert. „Hey Enola. Alles wieder gut?" Er gibt Jake ein High-Five und bleibt vor uns, am Geländer der Holztreppe gelehnt, stehen. „Hey Seth. Es tut mir so unglaublich leid. Ich wollte nicht.... also." Ich suche nach den richtigen Worten: Sorry dass ich dich getreten habe du Hund, käme wohl nicht so gut.

„Ach passt schon. Ich habe gar nichts gemerkt. Zuerst dachte ich, dass ich einen Baum gestriffen habe oder so." Na großartig. Wofür mache ich mir hier eigentlich solche Sorgen? „Ja und hör auf dich die ganze Zeit zu entschuldigen. Haben wir gerne gemacht." Sagt Jake und lächelt mich an. Es ist so ein Lächeln, dass einem das Herz warm werden lässt und bei dem man sich gleich besser fühlt.

„Warum macht ihr das?" Frage ich die drei, eher fassungslos. Manchmal da gibt es Momente, in denen man sich fragt, wieso manche Menschen einen so sehr lieben. Es hat etwas mit absolutem Unverständnis zu tun, das man empfindet, wenn man seine besten Freunde so ansieht. Die alles mit einem mitmachen und die jederzeit für einen da sind, ohne auch nur ein Mal eine Gegenleistung zu verlangen. So etwas hat das Rudel heute für mich getan und mir bewiesen, dass sie sich wirklich um mich kümmern, nicht nur weil Paul es von ihnen verlang.

„Weil du zum Rudel gehörst. Du bist untrennbar mit Paul verbunden. Also bist du wie eine Schwester für mich. Also auch für Jake und Seth und Sam und Emily. Wir sind jetzt alle eine Familie. Naja gut Emily und Sam nicht, das wäre kranker Inzest. Aber du weißt was ich meine. Innere Verbundenheit und so. Wir teilen alle dieses große Geheimnis und das verbindet uns, ob wir wollen oder nicht." Erklärt Embry lächelnd.

„Und was, wenn ihr mich nicht mögt? Müsst ihr dann nett sein?" Jake lacht, wobei es die ganze Situation zwischen uns aufzulockern scheint. „Oh nein, wir müssen gar nicht nett sein. Aber da wir Pauls Gedanken hören, sehen wir nur das Beste an dir. Wir hören und fühlen nur Gutes im Bezug auf dich. Wir sehen wie deine Haare leuchten, wie unser Pulsschlag sich erhöht, wenn du in der Nähe bist und alles, was Paul an dir auffällt. Wir wissen, wann es dir schlecht geht, weil wir das gleiche fühlen können wie Paul. Besonders wenn wir Wölfe sind. Bei Emily ist das auch so. Und wir würden alles für dich tun. Aber auch weil Paul ohne dich nicht leben könnte und das würde unsere Familie zerstören. Unser Rudel." Ich nicke und reiche Jake den Sack Erde, den er in einen neuen Topf stürzt. Er hat große Hände, ebenso wie Paul und ich sehe, dass er damit viel arbeitet.

Wenn du nicht mehr von der Schwerkraft angezogen wirst - Twilight FFWhere stories live. Discover now