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-Legolas

Unser Schiff legt im Hafen der unsterblichen Lande an. In mir wallen sich so viele Gefühle auf in diesem Moment. Freude, Trauer, Verzweiflung, Frieden.
Gimli und ich verlassen das Schiff. Er will sich direkt umsehen und für sich eine Bleibe finden. Ich hingegen... will meinen Vater finden. Und ich weiss, wo er sein wird.
Beinahe wie von selbst finden meine Füße den Weg zu den Hallen der verstorbenen Königinnen. Vor dem großen Tor zögere ich kurz, bevor ich eintrete. Drinnen zweigen viele Türen zu einzelnen Kammern ab. Auf einer steht: Königin des Waldlandreiches, Frau Thranduils.
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ganz langsam öffne ich die Tür und trete ein. Drinnen drehen sich mein Vater und meine Mutter um. "Ion nin?", fragt Vater überrascht. Ich nicke darauf nur. Doch mein Blick gilt meiner Mutter. Unfähig zu sprechen gehen wir aufeinander zu. Als sie vor mir steht, legt sie ihre Hand an meine Wange. Tränen steigen ihr in die Augen. Sie flüstert meinen Namen, dann schließt sie mich in ihre Arme.

-Calima

Ich stehe im Thronsaal und warte auf Luthien. Mit ihr möchte ich in den Wald gehen und einfach mal ich selbst sein.
Als wir im Wald sind, entspanne ich mich. Ich werde wieder zu der Prinzessin, die ich bis vor kurzem noch war, verspielt, unbeschwert, sanft und unberechenbar. Ich lache, springe sogar von Baum zu Baum und bin einfach nur glücklich. Ich vergesse für kurze Zeit sogar, dass ich eine Königin bin. Luthien lacht mit mir, auch sie ist außerhalb des Palastes ganz anders. So frei. Und doch weiss ich, dass sie meinem Vater mehr als dankbar ist, dass er sie hierher geschickt hat.
"Calima, pass auf!", ruft sie mir zu. Entsetzt über die Panik in ihrer Stimme löse ich mich von meinen Gedanken und sehe nach vorne. Dort steht ein Elb mit erhobenem Bogen. Alles ist wie in Zeitlupe. Der Elb sieht mich entsetzt an, dann erkenne ich den Pfeil, dr auf mich zukommt. Ich springe zur Seite und rolle mich nach vorne ab. Der Pfeil bleibt in einem Baum stecken. Sofort ist Luthien bei mir und hilft mir auf. Auch der fremde Elb kommt zu uns, doch Luthien blafft ihn an: "Seid Ihr noch bei Sinnen? Wie konntet Ihr auf die Königin des Waldlandreiches, Calima, Tochter von Legolas und Tauriel, schießen?! Pedo! (Sprecht!)" Mitten im Schritt erstarrt er und sieht zu mir. Entsetzen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. "Verzeiht, meine Königin! Ich habe gedacht, Ihr wäret ein Tier, da ich euch nicht richtig sehen konnte." Ich nicke. Er klang aufrichtig. Luthien schnaubt nur. Sie glaubt ihm nicht. "Wer seid Ihr?" Meine Eltern nannten mich Estel, da ich ihre Hoffnung war. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben." So wie er spricht, hat sich diese Hoffnung wohl nicht erfüllt. "Was führt Euch hierher?", frage ich. Er sieht zum Boden und antwortet: "Nachdem meine Eltern vor bald 300 Jahren ermordet worden sind, bin ich alleine. Ich habe keine Heimat. Ich bleibe 50, vielleicht auch 70 Jahre an einem Ort und verlasse ihn dann. Jetzt kam ich hierher, weil ich hoffte, bei Euch am Hofe als Wache dienen zu können.-" Weiter kommt er nicht, als Luthien ihn böse anstarrt und sagt: "Eine Wache wollt Ihr werden?! Habt Ihr den Verstand verloren?! Ihr hättet beinahe die Königin erschossen!" "Luthien!" Meine Stimme ist kalt. Erschrocken sieht Luthien mich an. So rede ich sonst nur im Palast und auch nur mit Gefangenen. Ich lasse meine Stimme weiter so klingen und wende mich an den Fremden: "Nun, Estel, ich denke, jeder hat eine zweite Chance verdient. Enttäuscht mich nicht, sonst werde ich Euch eigenhändig zum Elbentor bringen und aus dem Waldlandreich verbannen! Habt Ihr mich verstanden?" Estel nickt. "Folgt uns!", sage ich nun und laufe mit Luthien vorneweg.
Am Palast rufe ich eine Wache. "Bringt Estel in seine Kammern und sorgt dafür, dass er morgen noch in seinen Dienst als Außenwache eingeführt wird. Achtet auf ihn. Ich will jeden Abend einen Bericht erhalten." Die Wache nickt und geht mit Estel davon. Ich gehe zu meinen Kammern, Luthien möchte noch in den Thronsaal, wie sie sagt.
Spät am Abend klopft es an meiner Tür. Meine Mutter tritt ein. "Calima, bist du dir sicher, dass dieser Elb einen guten Dienst leisten wird?" Ich nicke und sage: "Jeder verdient eine zweite Chance. Das hat Vater einst gesagt." Der Blick meiner Mutter wird traurig, als sie sagt: "Aber auch er hätte nach den heutigen Ereignissen nicht gezögert, Estel zu verbannen oder einzusperren." Das stimmt allerdings. "Lass das meine Sorge sein, Mutter. Er wird beobachtet. Sollte er etwas anstellen, werde ich ihn aus dem Waldlandreich verbannen." Meine Mutter lächelt leicht. "Tu, was du für richtig hälst." Sie will gerade gehen, als ich sie frage: "Meinst du, Vater ist dort glücklich?" Sie dreht sich zu mir um. "Bestimmt. Dort hat er... keine Sorgen, die ihn plagen." Mut diesen Worten geht sie. Ich hoffe, sie behält Recht. Aber in mir regen sich Zweifel. Ich kenne meinen Vater und es würde mich nicht wundern, wenn er sich um Mutter und um mich sorgen machen würde.

Legolas & Tauriel- But I Never Told You...Where stories live. Discover now