Kapitel 6

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Mein Handy vibrierte auf. Eine neue Nachricht von Kilian.
Hey du. Sorry nochmal, dass ich so grob zu dir war. Hast du morgen Lust dich nach der Schule zu treffen? 《

Klar, hatte ich das. Nur konnte ich ihm nicht mehr unter die Augen schauen. Nicht, nachdem ich so nah an ihm war und geweint hatte. Er musste mich wohl für ein kleines Kind halten.

Klar, wieso nicht? :)

Ich zögerte etwas mit meiner Antwort.

Gut, dann bis morgen. Schlaf schön ;)

Danke, du auch! :)

Letztendlich schlief ich aber nicht sehr schön. Ich musste viel nachdenken, über ihn und mich. Auch über Elena. Über unsere Freundschaft. Einfach über alles.

"Hey!", begrüßte er mich freundlich, als ich mich neben ihn setzte. "Hi!", entgegnete ich ihm. Dabei wich ich seinen Augen aus. "Bist du noch sauer auf mich?", wunderte er sich. "Ne. Nur ich... ich weiß nicht." Ich konnte ihm nichts von meinem Herzklopfen erzählen. Er würde mich verabscheuen. Und meiden. Ich wollte mein Leben lieber unglücklich an seiner Seite sein, als ihn nie wieder zu sehen. Kilian sagte nichts zu meiner Antwort. Stattdessen kramte er in seinem Rucksack: "Hier, für dich. Ist nichts Besonderes." Es war ein gezeichnetes Bild von mir. Es war weitaus schöner, als die Kritzelei, zu dem ich ihn anfangs herausgefordert hatte. Jeder Strich war mühevoll und realitätsgetreu angeordnet. Ich konnte meinen Augen nicht fassen. "D-danke! Ich finde es wundervoll!" Er lächelte und schien sehr glücklich zu sein. Wie gut ich ihm in Erinnerung geblieben war? Schon wieder spürte ich leichte Tränen. Diesmal aber vor Freude. Er musste an mich gedacht haben. "Ich wollte anfangs eigentlich dich zeichnen, nicht Elena. Jedoch wollte ich mir bei dir Mühe geben und keine kurze Kritzelei aufs Papier bringen."

Ich war total fassungslos. Warum machte er mir solche Hoffnungen? Will er mich leiden sehen?

Nach dem Unterricht packten wir unser Zeug und warteten, bis alle Klassenkameraden verschwunden waren. "Danke nochmal. Ich liebe dieses Bild. Wie kann ich dir das zurückzahlen?"
"Du musst mir nichts zurückzahlen.", lachte er. "Leiste mir einfach Gesellschaft."
Schon wieder dieses Herzklopfen. Wie lässt sich das abstellen? Ich schaute beschämt zur Seite, da ich spürte, wie meine Wangen wieder rot wurden. Plötzlich legte er seine Hand an mein Kinn, und begann meinen Kopf in seine Richtung zu drehen. "Alles in Ordnung?" "J-ja..", stotterte ich. Er war so nah. Ich konnte seinen Atem beim Sprechen auf meiner Haut spüren. Dann schaute er mich an, ohne ein Wort zu sagen. Ich spürte, wie nervös ich war. Wie meine Beine schwach wurden. Wie ich in Gedanken völlig weg war.

Doch dann geschah etwas, was in mir Wut hervorrief.

Just another gay storyWhere stories live. Discover now