Kapitel 1

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Es ging bereits auf Mitternacht zu, als ich an meinem Fenster ein seltsames Klopfen hörte. Ich legte mein Buch weg und hielt den Atem an. Schlimm genug, dass ich alleine Zuhause war, jetzt auch noch dieses Klopfen. Wenn ich mal anmerken dürfte, dass ich mich vor allem möglichen fürchte. In diesem Moment spürte ich nichts, außer Todesangst. Vielleicht ist es nur ein Baum gewesen, versuchte ich mich zu beruhigen, doch ich musste einsehen, dass vor meinem Fenster nicht einmal ein winziger Busch stand, geschweige denn ein ganzer Baum. Mal davon abgesehen, dass ich im zweiten Stock war. Das heißt,wenn da ein Mensch wäre, hätte er irgendwie hier hoch kommen müssen. Ich rang mit mir selbst: ein Teil -der neugierige- wollte wissen, was oder wer da vor meinem Fenster war. Der andere, größere, ängstliche Teil, wollte sich einfach nur verstecken und nicht wieder heraus kommen, bis meine Eltern von ihrer Feier wieder kamen. Schließlich siegte die Neugierde und so schlich ich unter die Fensterbank und lugte vorsichtig aus dem Fenster. Alles was ich sah, war Dunkelheit. Keine Spur von einem Menschen oder Tier oder sonstigen Dingen. Nun war ich mir ziemlich sicher, dass ich mir das Klopfen nur eingebildet hatte. Was sonst sollte es gewesen sein? Da draußen war niemand... oder doch? Ich wurde einfach das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. "Komm schon, Teona", sagte ich zu mir selbst, "Das sind nur die Nerven! Es ist Mitternacht, 'Geisterstunde' und du sitzt in der Dunkelheit, komplett alleine in einem riesigen Haus, wo es viele Sachen zum stehlen für Einbrecher gibt! Das sind nur die Nerven!" Mit jedem Wort wurde meine Stimme panischer und schriller. Wie ich es hasste reiche Eltern zu haben! Wie um alles nur noch schlimmer zu machen, hörte ich ein lautes Geräusch. Das Herz rutschte mir in die Hose. Einbrecher!, schoss es mir schlagartig durch den Kopf. Ich war den Tränen nahe, doch ich fasste meinen ganzen Mut zusammen, was wirklich nicht viel war, und verließ mein Zimmer. Der Lärm hatte so geklungen, als ob er aus dem Wohnzimmer im Erdgeschoss gekommen war. Ich überlegte, ob ich einfach das Licht anschalten sollte, entschied mich aber dagegen. Auch auf eine Taschenlampe verzichtete ich. Denn Licht jeglicher Art würde mich sofort verraten und wenn hier wirklich ein Einbrecher war, konnte ich dann unbemerkt verschwinden und vielleicht Hilfe holen. So leise wie möglich schlich ich die Treppe herunter. Das erste Mal war ich dankbar eine Mamortreppe und keine Holztreppe zu haben, denn Mamor knarrte nicht. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding, als ich endlich das Wohnzimmer erreichte. Ich atmete tief ein und aus, um dann ganz vorsichtig in den Raum zu schauen. Nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken. Das Fenster stand sperrangelweit offen und eine dunkle Gestalt bewegte sich direkt auf mich zu!


Im Bann des Teufels [Completed]Where stories live. Discover now