Kapitel 6

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Ich wachte um sechs Uhr auf. Ich hatte eine Nachricht von Kyle. 'Pass auf, dass du Jason nicht zu oft über den Weg läufst. Das könnte sonst unangenehm werden. Ich glaube ich kenne diesen Lucifer. Heißt er Dark zum Nachnamen? Rote Augen, braune Haare? Wenn er es ist, dann halt dich von ihm fern! Er ist kein guter Mensch und hat auch nichts gutes im Sinne. Bleib. Von. Ihm. Weg.' Was meinte Kyle damit, Lucifer sei kein guter Mensch? 'Woher kennst du ihn denn? Und was meinst du mit ,kein guter Mensch'?', schrieb ich zurück. In dem Moment schlug Alice ihre Augen auf. "Guten Morgen", sagte ich. "Morgen", gähnte sie, "Mach dich schon mal fertig. Zieh deine Uniform schon mal an, aber lass die Krawatte und das Jackett erst weg. In einer halben Stunde gehen wir zum Frühstück. Ach ja, Strumpfhose ist im Sommer keine Pflicht, nur im Winter." Ich tat, was sie mir gesagt hatte und genau eine halbe Stunde später saßen wir im Speisesaal. Zum Frühstück gab es alles mögliche von Toast zu Müsli und Cornflakes bis Joghurt, Pudding und Pfannkuchen. Als wir nach etwa 15 Minuten wieder in unserem Zimmer waren, half Alice mir mit meiner Krawatte. "Wer ist dein Klassenlehrer?", fragte sie. Ich schaute auf meinen Stundenplan. "Professor Cheltenham." "Oh", machte sie, "Der ist der strengste aller Professoren. Deshalb bekommt er auch immer die Schüler, von denen gedacht wird, dass sie Probleme machen könnten. Aber die entscheiden das immer extrem oberflächlich. Dieser Lucifer ist in seiner Klasse, wahrscheinlich wegen seiner Augenfarbe oder wegen seinem Namen. Es kann sein, dass du bei ihm bist, weil die Leute, die das entscheiden vielleicht denken, dass du verwöhnt und arrogant bist, da deine Eltern ja berühmt sind." "Hm, ja. Ich gehe dann mal besser zur Klasse. Nicht, dass ich an meinem ersten Schultag zu spät komme." Ich zog meinen Blazer über, schnappte mir meinen Rucksack mit den Schulbüchern, die mir meine Eltern in den Ferien gekauft hatten und schlüpfte schnell in die schwarzen Ballerinas. Kaum war ich auf dem Flur, ging eine Tür weiter hinten auf und Lucifer kam raus. In ein paar Schritten war er bei mir. "Na, aufgeregt auf deinen ersten Tag?", fragte er. "Jaa, ich habe gerade erst erfahren, dass mein Klassenlehrer der strengste ist. Professor Cheltenham", entgegnete ich. "Hey, dann sind wir ja in der gleichen Klasse", Lucifer grinste. Da hörte ich meinen Handyton. Es war Kyle. 'Ich kenne ihn aus dem Kindergarten und aus der Grundschule', schrieb er, 'Wir sind in der gleichen Stadt aufgewachsen und noch nie gut miteinander zurechtgekommen. Und ich meinte, dass er durch und durch böse ist. Kaltblütig. Herzlos. Er hat sich mal mit jemandem geprügelt und der musste dann ins Krankenhaus und fast einen Monat dort bleiben.' Ich nahm die Worte, die er geschrieben hatte nicht richtig wahr. 'Sorry, hab gleich Unterricht. Handy muss aus. Schreiben später',tippte ich schnell ein und schaltete mein Handy aus. "Hat dir jemand geschrieben?", wollte Lucifer wissen. "Ja", meinte ich, "Mein bester Freund, Kyle." Lucifer blieb wie angewurzelt stehen. "Kyle?!", rief er, "Doch nicht etwa Kyle Aramis?!" "Doch ", sagte ich, "Kyle Aramis." "Und ich wette, wenn er über mich redet, dann nur darüber, wie böse und herzlos ich bin, hab ich Recht?", er lachte kurz spöttisch auf. "Ähm... naja... ja", machte ich. "War klar", schnaubte er, "Ich werde mir nicht das Maul über ihn zerreißen, obwohl ich sagen könnte, dass er auch sehr gefährlich sein kann... naja das Schoßhündchen würde ja keiner Fliege was zu leide tun. Gut, genug über ihn. Wir müssen uns ein bisschen beeilen, sonst kommen wir zu spät." Ich hätte ihn gerne gefragt, wieso er meinte, Kyle könne gefährlich sein, doch aus irgendeinem Grund wusste ich, ich würde darauf keine Antwort bekommen. Lucifer führte mich gefühlt durch die halbe Schule. "Da hinten ist unser Klassenraum", sagte er schließlich. "Wie soll ich den nur jemals alleine finden", fragte ich leicht verzweifelt. Lucifer lachte leise auf. "Keine Sorge, ich kann dir helfen, bis du es alleine hinkriegst."
Der Unterricht war eigentlich genau, wie auf normalen öffentlichen Gymnasien. Alice hatte recht gehabt mit Professor Cheltenham. Er war der Horror. Permanent am brüllen und Lucifer konnte er gar nicht leiden. Wahrscheinlich, weil dieser sich nicht von ihm beeindrucken ließ. Professor Cheltenham konnte brüllen soviel wie er wollte, Lucifer lachte bloß.
"Dir geht sein gemotze ja wirklich am Arsch vorbei", meinte ich in der Pause. "Wenn du mit einem Mann wie meinem Vater aufgewachsen wärst, wärst du gegen solche Leute wie ihn abgehärtet", antwortete er, "Im Gegensatz zu meinem Vater ist Cheltenham nichts." "Wieso? Was macht dein Vater denn?", hakte ich nach. "Er ist extrem hart und herzlos... Wenn ich etwas nicht schaffe, das er will, bestraft er mich. Ich will nicht darüber reden. Lass uns stattdessen doch deine komische Freundin suchen. Du meintest doch, ihr habt gleich zusammen Mathe?", Lucifer nahm meinen Arm und  zog mich hinter sich her, bis in einen Innenhof. Tatsächlich stand Alice dort mit einer Gruppe von Mädchen. "Teona!", rief sie, als sie mich sah und zog mich heran, "Das sind meine Freundinnen Louise, Bella, Jenna, Xara, Sara und Kelsey. Mädels, das ist meine Mitbewohnerin und Freundin Teona Raven." "Hi", sagten alle gleichzeitig. "Äh, ja. Hallo", machte ich und schaute mich nach Lucifer um. Er war verschwunden.
Die ganze Pause musste ich mir  Gerede über dämliche Themen, wie berühmte Stylisten, die Bella gebucht hatte oder wie viele Autogramme Kelsey von heißen Schauspielern hatte anhören. Die meiste Zeit war ich in Gedanken bei etwas anderem... oder besser gesagt bei jemandem anderen. Lucifer wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ständig musste ich an ihn denken. Seine roten Augen, die mich fast um den Verstand brachten... Reiß dich zusammen!, fuhr ich mich in Gedanken selbst an. Ich durfte nicht vergessen, was Kyle gesagt hatte. Ich hatte immer auf seine Ratschläge gehört und vielleicht hatte er recht und Lucifer hatte wirklich nichts Gutes im Sinn. Aber ich konnte ihn nicht alles bestimmen lassen, schließlich war es mein Leben und nicht seins. So verwirrt war ich noch nie gewesen. Ich fühlte mich zu Lucifer hingezogen, spürte aber, dass Kyle etwas wusste, das ich nicht wissen konnte. Langsam überkam mich das Gefühl, mein bester Freund würde mir etwas bedeutendes und großes verheimlichen. "Teona?!", drang Alice' Stimme plötzlich durch meine Gedanken. Ich schrak auf. "Jenna hat dir gerade eine Frage gestellt!", sagte Alice. "Entschuldigung, ich habe gerade... über etwas nachgedacht", murmelte ich. "Worüber? Über einen Typen?", Xara sah mich interessiert an. Ich stöhnte auf. Ich hasste nervige Mädchen, die alles wissen wollten. "Ich will nicht darüber reden, okay?", gab ich zurück. "Sag schon, wer ist es??", wollte Sara wissen. "Wer hat gesagt, dass es eine Person ist?!", schnappte ich. "Dein Blick verrät es", kicherte Louise. "Ich habe nur nachgedacht. Nichts besonderes", ich verdrehte die Augen. "Los, hör auf zu lügen!", verlangte Jenna. Langsam verlor ich die Geduld. "Ich habe doch schon gesagt, dass ich nicht darüber reden will", sagte ich. "Komm schon, nicht so schüchtern!", Bella grinste dämlich. Mein Geduldsfaden riss endgültig. "Es geht euch überhaupt nichts an, an wen oder was ich denke!", fauchte ich. Ich drehte Ihnen den Rücken zu und lief aus dem Innenhof raus. Kaum war ich wieder in den Schulgängen, lief ich gegen... Jason.

Im Bann des Teufels [Completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt