Kapitel 3

571 27 1
                                    

Kyle blieb noch bei mir, bis meine Eltern nach Hause kamen.
Als ich sie reinkommen hörte, rannte ich sofort runter. Kyle folgte mir. "Teona, warum schläfst du denn noch nicht? Oh, Kyle, was machst du hier?", wollte meine Mutter sofort wissen. Ich ging nicht auf ihre Fragen ein. "Mama", sagte ich entschlossen, "stimmt es, dass ich mit zwei Jahren fast gestorben wäre, nach einem Autounfall mit Oma und Opa?" Meine Mutter schlug sich die Hand vor den Mund und mein Vater sah plötzlich ziemlich niedergeschlagen aus. "Woher weißt du das, Schätzchen?!", fragte Mama. "Ich...äh... Ich bin gegen Mitternacht, äh, kurz eingenickt und da waren diese Bilder... Erinnerungen von diesem Tag", log ich, denn ich hatte beschlossen ihnen nichts von diesem Dämon zu erzählen. Sie würden mir eh nicht glauben und mich in eine Psychiatrie stecken. "Ja, es stimmt. Deine Großeltern kamen ohne Verletzungen davon, aber du wurdest im hinteren Teil des Autos beinahe zerquetscht. Ein Lastwagen war nämlich auf der Autobahn auf der falschen Spur gefahren und auf das Auto gekracht. Nur auf den Teil, in dem du saßt. Wir hatten alle schreckliche Angst. Die Ärzte sagten, du würdest es nicht schaffen", eine Träne lief über die Wange meiner Mutter. "Und wie habe ich es überlebt?", hakte ich nach. "Ich weiß es nicht genau. Dein Vater war eine Zeit lang mit dir alleine in dem Zimmer und als er wieder rauskam verkündete er, du würdest wieder alleine atmen können. Auch er weiß nicht, wie das passiert war, doch wir waren viel zu erleichtert, um uns darüber Gedanken zu machen", erzählte sie. "Was macht Kyle so spät noch hier?", wechselte mein Vater das Thema. "Du kennst mich doch. Ich hatte schreckliche Angst alleine und als Kyle gekommen ist, weil ihm eingefallen war, dass ich meine Jacke bei ihm vergessen hatte und sie mir gebracht hat, habe ich ihn gebeten bei mir zu bleiben", antwortete ich. "Ich gehe dann mal besser nach Hause", meinte Kyle. Meine Eltern verabschiedeten sich und gingen schlafen. "Ist alles gut, Teona?", erkundigte sich Kyle als sie weg waren. "Ja, bis auf die Tatsache, dass ich wohl nie wieder schlafen kann, da mir heute ein Dämon begegnet ist, der mir erzählt hat, dass der Teufel mich bald holen wird, ist alles gut", entgegnete ich. "Vielleicht hat er nur gelogen. Ich glaube immer noch nicht, dass das ein echter Dämon gewesen ist", gab Kyle zurück. "Du hast doch auch genau gesehen, dass der Kerl mit seinen Flügeln aus meinem Fenster geflogen ist!" Darauf hatte selbst er nichts mehr zu sagen. "Wenn irgendwas ist, schreib mir. Wir sehen uns morgen. Schlaf gut, Teo", meinte er stattdessen. "Mach ich", sagte ich. Kyle umarmte mich und verschwand nach draußen.
Diese Nacht hatte ich Probleme einzuschlafen. Doch gegen vier Uhr Morgens schaffte ich es doch noch. Kaum dass ich meine Augen geschlossen hatte, erschien der Dämon. "Teona, ich habe vergessen dir zu sagen, dass mein Vater dich lebend und nicht tot haben will", sagte er mit hallender Stimme. Und immer wieder:"Er ist hinter dir her. Sei auf der Hut."
Ich war dankbar, als ich endlich aus diesen Träumen erwachte. Die Sonne schien in mein Zimmer. Es war acht Uhr Morgens und obwohl ich nur vier Stunden geschlafen hatte, war ich gar nicht müde. Es war der letzte Tag der Sommerferien und ich würde schon heute zu meiner neuen Schule müssen. Ein Elite-Internat für reiche Kinder, Namens 'Richwood High'. Das hieß, ich würde schon bald von reichen Schnöseln umgeben sein. Tolle Aussichten. Ich wusste nicht genau, was meine Eltern dazu veranlasst hatte mich auf dieses Internat zu schicken, doch ich hatte so eine Vermutung. Ich war sehr unbeliebt in der Schule und wurde auch von vielen Leuten gemobbt. Ich kam dann immer mit schlechter Laune nach Hause und verkroch mich nur noch in meinem Zimmer. Wahrscheinlich hatten meine Eltern genug davon. Vielleicht wollten sie einfach, dass ich weit weg von diesen Leuten bin, aber mussten sie mich gleich auf ein Internat schicken, wo nur Leute hinkamen, deren Eltern eine beträchtliche Summe an Geld bezahlt hatten?! Ich wollte nicht den ganzen Tag dort eingeschlossen sein. Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, Kyle alleine hier zu lassen. Genau wie ich, war er sehr unbeliebt. Er selbst meinte, er habe eine abstoßende Wirkung auf Menschen. "Meine Augen sehen aus, wie die eines Raubtiers. Wer will denn schon mit einem Menschen befreundet sein, der aussieht wie ein wildes Tier?", sagte er immer. Wenn das so war, dann hatte ich auch eine abstoßende Wirkung gegenüber Menschen. Ich hatte zwar normale, schulterlange blonde Haare, wie meine Mutter, doch meine Augen eine sehr helle, lilane Farbe, was ich sehr komisch fand, denn ich hatte noch nie jemanden mit lila Augen gesehen und es kam noch die Frage dazu, von wem ich diese seltsame Farbe geerbt hatte, denn meine Mutter hatte braune Augen und mein Vater blaue. Als ich Kyle von meinem Verdacht mit meiner Wirkung auf Menschen erzählt hatte, hatte dieser nur gemeint:"Kann sein. Nimm es nicht persönlich, aber ich meine dein Vater ist ein berühmter Schauspieler und deine Mutter ist eine erfolgreiche Mode-Designerin, eigentlich müssten Kinder von solchen Leuten extrem beliebt sein." Ich hatte es gut gefunden, dass er so ehrlich gewesen war, denn ich konnte Leute, die einem nie die Wahrheit sagten, um niemanden zu verletzen, nicht leiden.
"Teona, jetzt steh endlich auf!", meine Mutter erschien in der Tür, "Du willst dich doch noch von Kyle verabschieden. Die Fahrt dauert zwei Stunden und du musst um elf Uhr da sein. Also hopp hopp, du hast eine Stunde um dich fertig zu machen und dich von deinem Freund zu verabschieden!"

Vierzig Minuten später stand ich mit Kyle vor unserem Haus. "Na dann, mach's gut, Teo", sagte er und umarmte mich. "Ich rufe dich an oder schreibe dir, so oft es geht", versprach ich, "Und die Ferien werde ich hier verbringen und garantiert nicht dort." "Teonaaaa", schrie mein Vater. "Wir sehen uns in den Herbstferien", ich grinste ihn an und rannte zum Auto. Es fühlte sich falsch an, ihn hier zurück zu lassen, doch ich hatte ja keine andere Wahl.

Im Bann des Teufels [Completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt