Kapitel 7

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"Pass doch auf!", motzte Jason. "Ach halt die Klappe", seufzte ich genervt. "Oh, hallo Teona", sagte er in einem gefährlich ruhigen Tonfall, der mir nur zu bekannt vorkam, "Ich glaube wir müssen reden. Wieso gehen wir nicht an einen ruhigeren Ort?" Ich wehrte mich, doch er schubste mich in ein leeres Klassenzimmer. "Du weißt was es bedeutet, dass du meine Entschuldigung ignoriert hast", fuhr Jason in dem gleichen Ton fort, "Und ich hoffe dir ist auch klar, was das  bedeutet." Ich hatte Vermutungen, was er vorhatte und machte mich auf das schlimmste gefasst. Tatsächlich ließ er ein Messer aus dem Ärmel gleiten. Er hatte auf diese Begegnung gewartet. Langsam kam er mit dem Messer in der Hand auf mich zu. Meine Knie wurden weich und Angst überkam mich. "Bitte nicht!", jammerte ich, "Ich mache alles was du willst! Bitte lass mich in ruhe!" Meine Stimme wurde immer schriller. Auf einmal ging alles sehr schnell. Jason stürzte sich auf mich und riss mich von den Füßen. Ich spürte, einen stechenden Schmerz, als die kalte Klinge in meinen Hals schnitt und kniff die Augen zu, doch sofort wurde er wieder hochgerissen. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Lucifer stand hinter Jason und hielt im das Messer an die Kehle. Irgendwie hatte Lucifer es Jason abgenommen. Er hielt Jasons Kopf an seinen Haaren fest und zog diesen ein Stück nach hinten. Man erkannte sofort, dass es nicht das erste Mal war, dass Lucifer einem Menschen drohte ihn umzubringen. "Was sollte das?", zischte er, "Noch so eine Aktion und du bist tot." "T...tut mir l...leid. La...lass mich g...gehen... ko...kommt nie.... nie wieder v...vor....", stotterte Jason. "Das will ich hoffen", knurrte Lucifer und drückte das Messer fester an Jasons Hals, sodass etwas Blut hervorsickerte. Jason wimmerte. Lucifer nahm das Messer weg und mein Ex seufzte erleichtert auf. Lucifer aber lachte freudlos auf. "Denk nicht, dass du hier einfach so davon kommst!" Er rammte das Messer in Jasons Arm. Dieser schrie vor Schmerz auf. Ich schlug mir eine Hand vor den Mund. Lucifer verpasste ihm einen Schlag auf den Kopf. Jason ging zu Boden. Ich stand auf. "Alles gut bei dir?", fragte Lucifer mich. Ich nickte. Er kam auf mich zu und musterte mich. "Du hast einen leichten Schnitt am Hals", sagte er und fuhr mit dem Finger über den Kratzer, "Dein Ex-Freund ist ja ein richtiger Psycho. Ich glaube, wir sollten besser verschwinden. Nicht dass jemand kommt und uns hier mit ihm findet." Bevor er aber den Raum verließ, beugte er sich runter zu Jason. "Das nehme lieber ich", murmelte er, zog das Messer aus Jasons Arm und wischte das Blut an Jasons Ärmel ab. Lucifer ließ das Messer in der Innentasche seines Jacketts verschwinden. Ich folgte ihm aus dem Raum. Zum Glück stand niemand davor. Kaum hatten wir das Zimmer verlassen, kamen Alice und ihre Freundinnen auf uns zu. "Ist etwas passiert?", wollte Alice wissen, "Wir haben jemanden schreien hören." "Wirklich? Ich habe nichts gehört", behauptete Lucifer, "Du etwa, Teona?" Immer noch sprachlos schüttelte ich den Kopf. Xara schrie auf. "Was hast du da am Hals?!" "Ich habe mich irgendwo geschnitten. Weiß auch nicht wo", log ich. "Ich wollte sie gerade in den Krankensaal bringen", sagte Lucifer. Er schob mich vor sich her, bis die Mädchen außer Sicht waren. "Muss Ich wirklich in den Krankensaal?", fragte ich. "Nein", meinte Lucifer, "Die würden nur Fragen stellen, bis du ihnen die Wahrheit sagst. Aber vielleicht sollten wir den Schnitt verarzten. Scheiße, warum fängt das jetzt an zu Bluten?!" Ich spürte etwas nasses meinen Hals runterlaufen. "Willst du nicht doch lieber zur Krankenschwester?", erkundigte er sich. "Nein, ich möchte nicht, dass du meinetwegen Schwierigkeiten bekommst", sagte ich sofort. Er schien nachzudenken. Dann kramte er in seiner Jackentasche und holte ein Fläschchen raus. "Leg deinen Kopf in den Nacken", befahl er mir. Es tat zwar verdammt weh, doch ich gehorchte. Lucifer tropfte eine Flüssigkeit auf den Schnitt. Es brannte unerträglich, dann spürte ich gar keine Schmerzen mehr. "Es kann sein, dass jetzt eine Narbe bleibt, aber die Wunde ist geschlossen", meinte Lucifer dann. "Was war das für ein Zeug?", wollte ich wissen. "Etwas, das mein Onkel erfunden hat. Er ist Chemiker und kennt sich außerdem sehr gut mit Heilmitteln aus", erklärte er. Der Gong zum Ende der Pause ertönte. "Was hast du jetzt für Unterricht?", fragte ich. "Mathe. Ich glaube wir sind im gleichen Kurs", antwortete er. Gemeinsam gingen wir zu Mathe. Unsere Lehrerin hieß Professor Laatvik. Sie schaute sich in der Klasse um. "Es scheinen alle da zu sein... nein, Moment mal", sie stutzte, "Wo ist denn Jason Green?" "Oh verdammt", fluchte Lucifer leise. Alice war ihm einen misstrauischen Blick zu. "Heute Morgen war er auf jeden Fall im Unterricht", rief jemand von hinten. "Wann denkst du findet ihn jemand?", flüsterte ich Lucifer zu. Er zuckte die Schultern. "Ich suche ihn!", ein Mädchen stand auf. Professor Laatvik nickte und das Mädchen lief raus. Kurz darauf hörte man einen lauten Schrei. Die Klasse schrak auf. Das Klassenzimmer, in dem Jason lag, war hier auf dem Flur. "Scheiße", stieß Lucifer aus. "Was ist?", Alice hob argwöhnisch eine Augenbraue. Ich winkte ab, denn das Mädchen kam panisch herein gerannt. "Jason liegt in einem leeren Klassenraum bewusstlos und blutend auf dem Boden!", kreischte sie. Lucifer erhob sich und zog auch mich auf die Füße. "Wir bringen ihn in den Krankensaal", sagte er und verließ mit mir im Schlepptau das Zimmer. Er kniete sich neben Jason, der sofort die Augen aufschlug. "Ein Wort zu jemandem, dass ich das war und du bist Geschichte", knurrte Lucifer. Jason nickte schwach. Die Angst vor Lucifer stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wir trugen ihn zur Krankenschwester. Anschließend gingen wir wieder zum Unterricht. "Wisst ihr was passiert ist?", wollte Professor Laatvik wissen. "Nein", behauptete Lucifer, "Vielleicht hatte er Streit mit jemandem oder es war selbstverletzung. Keine Ahnung."

Den restlichen Schultag passierte nichts mehr. Am Abend in unserem Zimmer fragte Alice mich darüber aus, was mit Jason passiert war. Ich tat so, als ob weder ich noch Lucifer etwas damit zu tun hatten. Ich fand es zwar nicht gut, was er getan hatte, doch ich wollte nicht, dass er Schwierigkeiten bekam. Jason hat doch angefangen, versuchte ich mich immer wieder zu beruhigen. Ich rang lange mit mir, ob ich es Kyle erzählen sollte. Schließlich entschied ich mich dafür, denn ich musste es einfach loswerden. Ich musste nicht lange auf Kyles Antwort warten. 'Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten! Er ist gefährlich, das hast du doch bemerkt. Und Jason war nicht die erste Person, die unter ihm leiden musste. Lucifer hat hunderte von Leuten auf dem Gewissen. Es verwundert mich nur, dass er dich vor Jason beschützt hat...', schrieb er. Hunderte von Leuten auf dem Gewissen? Meinte Kyle etwa, dass Lucifer Menschen umgebracht hatte?! Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Lucifer hatte mich gerettet und meine Wunde behandelt. Und Kyle behauptete Felsenfest, er wäre böse. Was sollte ich glauben?

Im Bann des Teufels [Completed]Where stories live. Discover now