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Ich saß noch immer weinend auf dem Boden. Es fühlte sich an als wären Stunden vergangen, doch ich wollte einfach nicht aufstehen, ich fühlte mich so als würde mir die Kraft dazu fehlen.

Stattdessen starre ich einfach an die Decke, Tränen die nicht aufhören wollen zu laufen. Ich fühle mich schlecht, erschöpft und ich weiß nicht mal genau warum. Nur wegen des Streits mit Jimin? Wegen seiner harten Worte? Wegen seiner verletzenden Art? Ich weiß es nicht.

Auf einmal ging die Tür auf, ich hoffte, dass es nicht schon wieder Jimin ist. Sanft berührt eine Hand meine Schulter. "Mein Schatz, was ist los?", ertönt die ruhige Stimme meiner Mutter neben mir. Gott sei Dank. Ich atmete tief ein und aus und sah dann zu ihr. "Ich habe dich und Jimin gehört, ihr habt euch angeschrien...was ist denn los bei euch?", fragt sie vorsichtig nach. "Ich-...ach es ist eigentlich nicht der Rede wert...", schluchze ich. Ich wollte nicht über Jimin reden, nicht jetzt und vor allem nicht mit meiner Mama. Sie muss nicht wissen wie schwer es mir mit ihm fällt, sie soll sich darüber keine Gedanken machen. "Nach 'nicht der Rede wert' sieht mir das hier aber nicht aus. Du weinst doch...", sagt sie und streicht mir eine Träne von der Wange. "Mama, alles ist okay, ich komme klar. Ich hab vielleicht ein bisschen zu tief ins Glas geschaut und du weißt doch, dass ich dann immer etwas sensibel werde. Mir geht es gut.", versuche ich sie weiter zu überzeugen. "Na gut, aber wenn etwas ist kannst du immer mit mir Reden, meine Kleine.", erinnert sie mich mit weicher Stimme und steht auf, sie reicht mir die Hand. Ich schüttle den Kopf. "Ich würde gerne noch ein wenig hier sitzen bleiben.", erkläre ich. "In Ordnung. Aber mach nicht mehr zu lange, du solltest wirklich bald schlafen. Du wirst sehen, morgen sie die Welt schon ganz anders aus.", rät meine Mutter mir. Ich nicke einfach. Sie schenkt mir ein kleines, liebevolles Lächeln und verlässt dann mein Zimmer.

Eigentlich hat sie Recht, ich sollte schlafen, damit ich wieder klarkomme.
Vorsichtig stütze ich mich an der Ecke meines Schreibtisches ab und ziehe mich hoch. Alles dreht sich für einen kurzen Augenblick, dann taumle ich in mein Bett, ich war so fertig, dass ich direkt einschlief.


Ich öffne meine Augen, vor mir liegt das unendliche Meer. Die Sonne war bereits untergegangen, einzig und allein der Vollmond, der sich im Wasser spiegelte gab mir licht. Die Wellen rauschten leise, das Meer war recht ruhig. Ich trug ein weißes Kleid, meine Füße waren nackt und wurden von dem kühlen Strandsand umgeben. Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich dem Meer. Ich sah herab, wie ein Spiegel spiegelte die Wasseroberfläche mein Gesicht. Ich sah hübsch aus, ich fand mich hübscher als sonst.
Auf einmal wurde die Ruhe des Meeres unterbrochen, der Wind wurde stärker und die Wellen größer. Meine Haare wehten herum, es begann in Strömen zu regnen. Als ich mich wieder in der Spiegelung der Wasseroberfläche betrachtete erschrak ich. Ich sah schlimm aus, mein ganzes Make-Up war verschmiert, meine Augen gerötet und meine Haut blass. Ohne, dass ich mich wehren konnte ging ich ins Wasser, immer tiefer und tiefer. Ich wollte das nicht, doch ich schaffte es nicht meine Beine zu stoppen, sie gingen einfach immer weiter geradeaus, als hätte ich die Kontrolle über meinen eigenen Körper an jemand anderes abgegeben. Ich kam an eine Stelle im Wasser, an der ich nicht mehr stehen konnte, ich begann weiter zu schwimmen. Auch jetzt konnte ich mich selber nicht zum stoppen bringen, auch wenn ich es versuchte.
Ich hatte eine bereits eine weite Distanz hinter mich gebracht, als ich es doch endlich schaffte mich zu stoppen und die Kontrolle über mich zurückzugewinnen. Ich war nun inmitten des Meeres, ich konnte nur noch blasse Umrisse des Strandes - an dem ich zuvor noch war - erkennen. Der Wind wurde noch etwas stärker, die Wellen höher. Ich wusste, dass ich hier im Meer nicht gut aufgehoben war, ich muss hier raus. Ich will zurück schwimmen doch mein Körper ist wie gelähmt, ich kann mich wieder nicht bewegen, dann wurde ich auf einmal vom tiefen Meer eingesogen. Unterwasser sah ich nichts, es war so finster. Es fühlte sich an als würde mich etwas nach unten ziehen. Panik packte mich und ich versuche an die Oberfläche zu kommen, doch ich schaffe es nicht. Ängstlich zapple ich, versuche alles erdenklich mögliche um irgendwie los zu kommen, aber es ist zwecklos. Ich spüre wie der Druck immer schwerer, immer unangenehmer wird, umso weiter ich in die Tiefe gerissen werde.
Schließlich komme ich am Meeresboden an, ein kleines, weißes Licht leuchtet direkt vor meinen Augen. Ich sehe die Umrisse einer Person und höre ein mir vertrautes Lachen, das Lachen von Jimin, dann wurde alles dunkel, ich spüre nur noch wie das Wasser schmerzhaft meine Lungen füllte, dann merkte ich nichts mehr, ich war tot.

Mit einem großen Schreck fahre ich hoch. Was ein schlimmer Traum. Ich sehe mich ängstlich in meinem Zimmer um, es war durch die Sonne, die bereits aufgegangen war, mit Licht durchflutet. Ein leichter Wind zog durch den Raum, jemand musste das Fenster geöffnet haben. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es bereits 14 Uhr ist. Ich habe wirklich lange geschlafen.

Müde und mit starken Kopfschmerzen steige ich aus meinem Bett. Ich zog mir etwas bequemes an:

Langsam trotte ich die Treppe herunter und gehe ins Bad, im Schrank müssten noch Kopfschmerztabletten sein

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Langsam trotte ich die Treppe herunter und gehe ins Bad, im Schrank müssten noch Kopfschmerztabletten sein.
Ich musste den halben Schrank auf den Kopf stellen bis ich sie fand. Ich packe eine Tablette aus und gehe mit ihr in die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser nehme, dann nehme ich die Tablette ein und spüle sie mit einem großen Schluck Wasser runter.

Als ich ins Wohnzimmer gehen wollte sah ich Jimin bereits auf dem Sofa sitzen. Ich hatte keine Lust und irgendwie auch keine Kraft mit ihm zu reden. Nicht nach gestern.
Da er mich noch nicht gesehen hatte versuche ich unbemerkt die Treppe hochzugehen, doch dann passiert natürlich mal wieder etwas, was ich mir nicht gewünscht hatte. Als ich gerade umdrehen will knalle ich rückwärts gegen den kleinen Tisch, den wir im Flur stehen haben und die Vase, die draufstand fällt runter und zersplittert in viele kleine Scherben. "So ein Mist!", fluche ich genervt, ich gehe in die Küche, hole mir Handfeger und Schaufel und fege die Scherben auf. Als ich wieder hochkomme steht Jimin direkt neben mir und grinst mich an. "Hör bitte auf mich so anzugrinsen. Du hättest mir auch helfen können!", motze ich ihn an und gehe dann zum Mülleimer um die Scherben zu entsorgen. "Wieso? Du kommst doch gut alleine klar, das hast du mir gestern sehr klar zu verstehen gegeben.", meint er und verdreht die Augen. "Da ging es um etwas ganz anderes.", sage ich, jetzt verdrehe auch ich meine Augen. Er schmunzelt einfach nur, warum auch immer er das tat. "Übrigens würde ich sehr begrüßen, wenn wir uns am besten einfach so gut es geht aus dem Weg gehen. Das wird mit uns beiden Nichts, wir sollten es einfach lassen.", sage ich und will an ihm vorbei gehen, doch er versperrt mir den Weg. "Tja, hat ja bis jetzt noch nicht ganz so gut geklappt.", sagt er grinsend und lässt mich noch immer nicht durch. Ich zucke mit den Schultern. "Es ist wohl nicht so einfach mich zu ignorieren.", fügt er selbstsicher hinzu. "Stimmt, weil du so dermaßen ätzend bist!", kontere ich. "Ne, weil ich so unglaublich attraktiv bin.", sagt er lachend. "Eindeutig zu selbstverliebt!", ich schaffe es endlich mich an ihm vorbei zu drängeln. "Du siehst aus wie ein Zombie. Steht dir.", meint er und lacht schon wieder. Etwas beschämt gehe ich ins Badezimmer vor den Spiegel und betrachte mich, meine ganze Schminke war verschmiert. Ich muss gestern Nacht vergessen haben mich abzuschminken.

Etwas grob entferne ich meine Schminke, erst jetzt erkenne ich die Augenringe, die sich unter meinen Augen abzeichnen. Es war eine harte Nacht und mein Gesicht verrät das.

"Oh, ist die Tote wieder auferstanden? Lebendig siehst du schon ein bisschen hübscher aus.", sagt er frech. Für jemanden wie Jimin ist das ein Kompliment, aber halt auf die Jimin-Art. "Danke, schätze ich...", sage ich etwas verwirrt.
Ich bin wirklich erleichtert, dass er meinen Ausraster von Gestern noch nicht erwähnt hat, vielleicht steckt ja doch ein kleiner rücksichtsvoller Teil in ihm.

Immerhin hat er anscheinend gute Laune. Vielleicht wird der heutige Tag kein kompletter Reinfall. 

UNFORGETTABLE SUMMER (Jimin FF)Where stories live. Discover now