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Nebeneinander spazierten wir in Richtung Strand.
Es ist wirklich lange her das ich das letzte Mal an einem Strand war, bestimmt schon mehr als ein Jahr, ich glaube letzten oder vorletzten Sommer das letzte Mal.

Wir erreicht den Strand, von weitem konnte man schon das Wasser sehen, eine steife Briese zog hinüber.
Einige Menschen tummelten sich hier, nun waren aber auch Sommerferien und somit ist es mitten in der Saison, nebenbei ist das Wetter auch noch wirklich gut, klar ist der Andrang hoch.
"Mir ist hier zu viel los.", sagt Jimin und dreht auf einmal um. "Damit hätte man aber rechnen können. Aber du willst jetzt nicht wieder zurück gehen, oder? Dann wären wir ja den ganzen Weg umsonst gegangen!", beschwere ich mich und versuche angestrengt sein Tempo mit zu halten. "Ich will nicht zurück. Komm einfach mit, vertraue mir.", war alles was er sagte.
Naja was hab ich schon groß zu verlieren.
Ich jogge ihm regelrecht hinterher, bis er endlich sein Tempo etwas runterfährt und ich locker mitkomme.

Irgendwann kamen wir dann an einen kleineren Strandabschnitt abseits des großen Strandes wo sich meistens Touristen und Urlauber aufhielten.
Ich kannte diese Ecke gar nicht, sie war aber sehr malerisch und angenehm ruhig. Keine Menschenseele hielt sich hier auf.
Wir gingen einen Steg entlang, am Ende des Stegs zogen wir beide unsere Schuhe aus und betraten dann barfuß den Strandsand.
"Es ist so schön ruhig hier...", sage ich leise und genieße den schönen Blick auf das Meer.
"Ja, dass liegt daran das kaum einer von diesem Teil des Strandes weiß. Die meisten kennen nur den großen Hauptstrand. Dieser Teil hier liegt abseits und einigermaßen versteckt. Meine Freunde und ich hielten uns früher oft hier auf weil wir hier immer unsere Ruhe hatten.", erklärt Jimin und geht ein paar Schritte vor, näher ans Wasser. "Ich wusste auch nichts von dem hier...", meine ich und folge ihm. "Jetzt weißt du es. Behalte es aber bitte für dich, wir wollen nicht das sich hier später doch mehr Menschen aufhalten. Eigentlich hätte ich dir das hier gar nicht zeigen dürfen weil ich mit den Jungs abgemacht hatte dass das hier unser Geheimnis ist... Ich wollte nur gerade nicht an einem überfüllten Strand abhängen, daher hatte ich keine andere Wahl als dir diesen Teil hier zu zeigen.", bittet er mich. "Keine Sorge, ich sage niemand was.", verspreche ich und tauche meine Fußspitzen ins Wasser. Das Wasser war überraschend angenehm, bestimmt wurde es von der Sonne aufgeheizt.

Jimin und ich standen für eine Weile bis zu unseren Knöcheln tief im Wasser.
Nach dieser Weile gingen wir aus dem Wasser und setzten uns inmitten des Sandes.
Wir waren recht still dem jeweils anderem gegenüber.
Ich stritt mich aber die meiste Zeit über auch genug mit ihm also war diese neutrale Ruhe mal ganz angenehm.
Ich buttelte meine Füße etwas unter dem weichen Strandsand ein. Der Sand gab eine kleine Abkühlung.
Glücklich atmete ich ein und aus und sah dann kurz zu Jimin. Er schien es zu erst gar nicht zu bemerken, sein Blick war auf das weite Meer gerichtet. Er sah aus als würde er über etwas nachdenken.
"Weißt du, manchmal verstehe ich das alles nicht...", unterbrach er auf einmal die Stille.
"Was verstehst du nicht?", frage ich, mein Blick war noch immer auf ihn gerichtet.
"Warum manche Dinge im Leben passieren und nicht anders laufen...", antwortet er, sein Blick lag noch immer auf dem Meer.
"Naja, eigentlich glaube ich ja nicht viel aber ich rede mir immer ein das alles aus einem bestimmten Grund passiert...", meine ich leise. Ich kam mir ein wenig wie ein Philosoph vor.
"Ich habe mir das auch einmal versucht einzureden aber irgendwie hat mich diese Erklärung nicht glücklich gestellt. Eigentlich rede ich nicht viel darüber aber ich sollte schon seitdem ich 11 Jahre alt bin in ein Heim, die Begründung war immer gewesen das ich schwererziehbar sei. Vor allem nachdem mein Vater weg war und Mum sich alleine um mich kümmern musste und ich nicht wirklich einfach war, ich hab es ihr manchmal echt schwer gemacht, umso älter ich wurde, umso schlimmer wurde ich. Bis ich 15 war ging das so. Immer wieder wollte das Jugendamt das ich ins Heim für schwererziehbare Kinder und Jugendliche komme, doch auch wenn meine Mutter manchmal echt mit mir zu kämpfen hatte hat sie trotzdem immer dafür gekämpft mich bei sich behalten zu dürfen. Ich hab mich oft gefragt warum ausgerechnet in unserer Familie alles so drunter und drüber gehen muss...obwohl eigentlich hauptsächlich ich dafür verantwortlich war. Eigentlich bin ich dankbar dafür das Mum mich akzeptiert wie ich bin...Ich weiß das ich noch immer ein Arsch bin aber glaube mir, ich habe mich gebessert...
Behalte das aber für dich, verstanden!", sagt er. Ich nicke erkenntlich. Das war das erste Mal das er mir ein wenig sein Herz öffnete, sonst wusste ich nichts über ihn.
Er lehnt sich zurück, er lag nun im Sand, hatte ein Bein angewinkelt und seine Augen geschlossen, die Sonne schien auf ihn herab, er sah irgendwie aus wie ein Engel...
Ich dachte über seine Worte und das was er mir erzählt hatte nach.
"Jimin?", sagte ich leise. "M-hm?", war seine Reaktion. "Eigentlich bist du kein Arsch...zumindestens nicht ganz.", meine ich ehrlich. Er hatte auch nette Seiten an sich und ich glaube fest daran das irgendwo ganz tief in ihm ein kleiner Teil doch ein toller Mensch ist.
"Kann sein...", murmelt er, seine Augen waren noch immer verschlossen. Ich musste Lächeln, typisch Jimin.
Ich schaue wieder gerade aus aufs Meer.
Heute war Jimin wirklich anders, nett für seine Verhältnisse und es machte sogar einigermaßen Spaß etwas mit ihm zu unternehmen.
Es wäre schöner wenn er öfter so sein würde....

UNFORGETTABLE SUMMER (Jimin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt