Kapitel 98

2K 75 8
                                    




           

Mit einem Ruck wurde ich vom Stuhl gehoben und über seine harte Schulter geworfen. Der Stuhl auf dem ich eben gerade noch sass, kippte scheppert zu Boden. Es ging alles so schnell das ich nicht einmal Zeit hatte um Hilfe zu rufen als er den Schulflur hinunter lief und in dem Zimmer von heute Morgen verschwand. Er schloss die Tür und liess mich hinunter. Mir wurde kurz schwarz vor Augen als ich ihm gerade meine Meinung geigen wollte. Ich fasste mir zischend an den Kopf und wartete bis die schwarzen Punkte vor meinen Augen verschwanden aber so weit konnte es nicht einmal kommen. Ich wurde sanft nach hinten gestossen und stiess wegen meinem Schwindelgefühl an ein Pult. Ohne grosse Anstrengung wurde ich hochgehoben und schon sass ich auf dem Schreibtisch. Umschlungen von seinen kräftigen Armen. Langsam lösten sich die schwarzen Punkte und meine Sicht wurde klarer doch das stechen in meinem Kopf blieb. „Warum kommst du nicht einfach zurück zu mir nach Paris?" drang Kilins tiefe Stimme in mein Ohr. „Es wäre alles so viel leichter Stella." Ich stemmte gegen seine Brust und schaffte es sogar eine Lücke zwischen uns zu bringen."Nur über meine Leiche." Er nahm meine Haare in seine Hand und zog sie leicht nach hinten sodass ich gezwungen war meinen Kopf in den Nacken zu legen. Das ziehen machte den pochenden Schmerz in meinem Kopf nicht besser sodass ich für einen Moment meine Augen schloss um mich neu zu sammeln doch als ich auf einmal seine Lippen an meinem Hals spürte, schlug ich meine Augen auf und schubste ihn mit aller Kraft von mir weg. Schief grinsen liess er es zu und betrachtete sein Werk. „Was?" schoss es aus mir raus und tastete meinen Hals ab. An einer Stelle schmerze es und mir wurde klar was er angestellt hatte. „Strafe muss sein Stella." Er streckte seine Hand nach mir aus doch ich schlug sie wie so oft weg. „Du elender Mistkerl." Rief ich und holte mit meiner Hand aus. Ich wollte ihm eine Verpassen aber ich war zu langsam. Zu schwach um mich gegen ihn zu wehre. Was ist bloss mit der alten Stella geschehen die sich gegen die harten Jungs gewehrt hat? Ich starrte fassungslos auf seine Hand die meine abgefangen hatte und war kurz vorm heulen doch ich riss mich zusammen und blinzelte die aufkommenden Tränen weg. „Du bist schon längst nicht mehr die Stella, die du mal warst meine kleine." Sprach er meine Gedanken laut aus. „Und weisst du was, das gefällt mir. Es zeigt, dass ich meinem Ziel immer näher komme." Seine Worte drangen tief in meinen Kopf hinein. Mit grossen, wässerigen Augen schaute ich ihn an und spürte, wie die erste Träne ihren Weg über meine Wange bannte. Ich fasste mir an den Kopf und sprang vom Schreibtisch um nicht länger vor ihm sein zu müssen. Ich war sprachlos und entteuscht von mir selber. Es war schon schlimm genug, dass er mich schon das zweite Mal weinen sah. Ein vibrieren liess mich aufhorchen. Ich beobachtete Kilins dabei wie er mein Handy aus seiner Jeanstasche fischte und auf den Display schaute. „Soll ich ihm selber sagen, das ich gewonnen habe oder willst du es selber machen?" Ich streckte ihm meine Hand entgegen. „Gib ihn mir." Verlangte ich harsch und nahm sofort ab, als er es mir in die Finger drückte.

„Hey. " Versuchte ich stark von mir zu geben doch es klang anders als selbstbewusst und stark.

„ Hey wie geht es dir." Fragte mich Lars direkt.

„Ist mir schon mal besser gegangen." Lächelte ich schwach und drehte mich von Kilins weg der mich mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte.

„Was hat er gemacht?" fragte er wütend und ich wusste, dass er seine freie Hand zu einer Faust geballt hatte. „Stella warum antwortest du mir nicht?"

„Können wir das besprechen wenn du wieder bei mir bist?"

„Ich schwöre ich bring ihn um sobald wir wieder beim Internat angekommen sind."

„Bitte sag mir, dass das bald ist." Ich schluckte den Klos in meinem Hals hinunter als ich ihn sagen hörte, dass es sehr spät wird, bis sie wieder zurück sind. Ich strich mir nervös meine Haare nach hinten und guckte kurz zu Kilins der wartend am Schreibtisch lehnte und jedes einzelne Wort das von meinen Lippen kam, aufsaugte.

„Okay. Ich liebe dich." Ich legte auf und liess meine Arme nach unten baumeln. Spät hat er gesagt. Definiere Spät Lars.

„Ich wünschte, diese Worte würden mir gelten und nicht ihm." Ich ignorierte seine Aussage und steuerte auf die geschlossene Tür zu. Er liess mich sogar machen, was mich wunderte.

Ich wusch meine Hände im Badezimmer und beim abtrocknen meiner Hände begutachtete ich meinen Hals. Der rötliche Fleck der sich später bestimmt bläulich färbte, war nicht allzu gross aber an einem sehr ungünstigen Platz. Lars wird es nicht gefallen das war klar aber er hatte meinen Schwächeanfall von vorhin trostlos ausgenutzt. Seufzend verliess ich das Badezimmer und betrat den Menschenleeren Flur. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass er mich bald gehen lassen muss. Schliesslich war das, ein normale Schultag gewesen. Betont auf normal.

14.31 Uhr zeigte die Uhr als ich wiederwillig, das Klassenzimmer betrat und bewusst die Tür offen stehen liess. Kilins schaute sogleich von seinem Handy hoch als er mich hörte und lächelte. Auf dem vordersten Tisch, der am nahsten vom Lehrerpult stand, lagen ein leeres weisses Papier und ein Stift bereit. „So leid es mir auch tut aber du musst mir einen kurze Zusammenfassung über das erste Kapitel dieses Buches schreiben, damit ich vorweisen kann etwas mit besprochen zu haben." Er streckte mir ein Buch entgegen. Als ich es jedoch nicht annehmen wollte und mich an den Platz setzte, stand er auf und stellte sich hinter meinen Stuhl. „Oder wäre es dir lieber, wenn ich dort weitermache wo ich aufgehört habe?" dabei strich er über die empfindliche stelle an meinem Hals. „Nein alles ausser das." Ich riss ihm das dicke Buch aus den Händen und schlug die erste Seite auf. Genervt schnaubte ich aus als ich sah, was für ein Buch er mir gab.

Das Buch das ich in meinen Händen hielt, kaufte er mir damals in Paris. Ich wollte es unbedingt doch ich hatte nicht genügend Geld um es mir zu Leisten. Es sollte ein Geschenk sein. Er liess sogar meinen Namen ins Buchschreiben, damit auch jeder wusste, dass es mein Buch war doch ich nahm es nicht an, warf es ihm vor die Füsse. Ich war zu stolz um es von ihm anzunehmen und die Worte die ich ihm damals an den Kopf geworfen hatte, weilten so wie es aussah noch immer in seinem Gedächtnis.

"Vergiss es Kilins ich werde dieses Buch nie Lesen. Nicht mal anfassen. Aus Prinzip nicht weil, es von dir ist."

Und jetzt sass ich hier, strich über die erste Seite, meines Buches.

InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt