Kapitel 12

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Am Flughafen angekommen, sass ich im Auto als er dabei war, die Koffer aus dem Kofferraum zu heben. Kommt euch das bekannt vor? Nicht? Dann erinnert euch mal, an meinen ersten Tag beim Internat. Ich sass im Auto und guckte meiner Mom dabei zu, wie sie versuchte meinen 100 Kilo Koffer aus dem Kofferraum zu heben. Das Klopfen an der Scheibe, riss mich aus meinen Gedanken und ich versuchte es so gut es ging zu Ignorieren. Doch der Mistkerl öffnete die Beifahrertür und riss mir meine Kopfhörer aus den Ohren. „ Kommst du endlich?" fragte er ungeduldig und schaute die ganze Zeit aus seine Uhr. „Nö. Ich hab gesagt ich komme nicht mit." „ Beweg dein Hintern aus dem Auto, nimm dein Koffer und Zick nicht rum." Befahl er in einem sehr strengen Ton, doch ich blieb sitzen was ein blöder Fehler war. Auf einmal ging alles schnell. Er hob mich aus dem Auto, schloss mit seinem Fuss die Tür und nahm sich die beiden Koffer in eine Hand. „Ich will nicht nach Paris." Schrie ich und zappelte mit meinen Beinen und hoffte ich würde ihn im Gesicht treffen. Doch leider fehlschlag. „Schrei nicht so rum. Die Leute gucken schon alle." Dann lass mich runter." Befahl ich jetzt doch als ich immer noch auf seiner Schulter lag, fing ich einfach an zu schreien. So als würde es Leben und Tot gehen.  „Okay. Ich lass dich runter aber bitte mach es uns nicht noch schwerer als es eh schon ist." Er liess mich runter und das erste was ich machte war, meine Kleider zu richten. „Du hast mich fast ausgezogen." Motzte ich und am liebsten hätte ich ihm sein behindertes grinsen aus dem Gesicht geschlagen. „Das war nicht meine Schuld. Du musstest so rum zappelt. Ich musste dich doch irgendwie festhalten." „Aber nicht an meinem Arsch?" „ Komm jetzt." Sagte er um dieses Thema zu beenden doch so stur ich auch war, blieb ich wieder mal stehen. „Jetzt sei nich so kindisch Stella." Ich wollte gerade etwas sagen als er auf einmal, wie in den Kitschigen Liebesfilmen meine Hand nahm und sie ineinander verschränkte. „Oh mein Gott!" Ich schüttelte meine Hand und versuchte sie aus seiner zu bringen doch er liess nicht los. Ganz im Gegenteil er verfestigte seinen Griff um meine und quetschte sie regelrecht ein. „Nimm deine Hand da weg. Die denken sicher wir sind ein Paar." Zischte ich doch er zog mich weiter. Er zeigte unsere Tickets irgendeiner Frau die unsere Hände mit komischem Blick musterte und mir einen wissenden Blick zuwarf. „Ich wünsche Ihnen, ein angenehmer Flug und weiter hin viel Glück." Wünschte sie uns und mir vielen fast die Augen aus den Augenhöhlen. Wie bitte?! „Wir sind nicht zusammen!" schrie ich noch doch es war schon zu spät da er mich mit einem Ruck auf einer dieser, WOW wirklich bequemen Sesseln schubste. Erst jetzt viel mir auf das wir alleine waren und dieser Raum nicht den anderen glich. „Eh warum sind wir hier und nicht.." „ First class." Erklärte er kurz und bündig und unterbrach mich schon wieder beim reden. Ich sah mich zum zweiten Mal um und konnte es immer noch nicht glauben. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren als ich mich umsah und ich könnte schwören, dass er schmunzelte. „ Hat es dir die Sprache verschlagen?" Ich drehte mich um und setzte mich zurück auf den blauen, verstellbaren Sessel. „ Was? Phöö das ist nicht das erste Mal, das ich so was sehen."
„Du solltest dich anschnallen. Wir fliegen gleich." Ich befolgte seine Anweisung und lehnte mich zurück als ich auf einmal eine Fernbedienung sah die neben mir auf einem kleinen Tisch lag. Ich sah sie mir genauer an und drückte auf einen grünen Knopf und wartete bis etwas geschah. Als ich geradeaus blickte, sah ich wie ein riesiger Fernseher aus der Wand erschien und ich konnte mir ein leises aufquietschen nicht unterdrücken. Neben mir sah mich mein "Lehrer" belustigt an und ich Idiot, merkte es nicht einmal und tippte weiter, wie eine gestörte auf die verschiedenen Knöpfen und wartete gespannt, was als nächstes aus den Wänden spickte. Ich merkte nicht Mal das wir schon hoch, über den Wolken waren und nach Paris flogen.

Als wir landeten, hüpfte ich aus meinem Sitz und lief noch mal zum Kühlschrak der mit leckerer Schokolade gefühlt war und nahm mir noch eine Tafel mit. Den ganzen Flug war es still da Kilins wie ein Stein geschlafen hatte. Natürlich, machte ich ein Foto und schickte es Katie und schrieb dazu: Das findest du also der Oberhammer? Bis jetzt hatte sie noch nicht zurück geschrieben.

Mit der Tafelschokolade in der Hand ging ich zurück zu Kilins der mich kopfschüttelnd ansah. „Was?" „Lass die Schokolade hier." Geschockt starrte ich ihn an. „Welche Schokolade?." Schrie ich und versteckte sie hinter meinem Rücken. „Stella leg sie einfach zurück." Als ich mich nicht bewegte, kam er langsam auf mich zu und versuchte mir die Schokolade aus den Händen zu reissen. Da er grösser und stärker war, schaffte er es mir die Milchschokolade aus den Händen zu nehmen. „Du mieses Stück Brot." Beleidigt verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. Er legte sie auf den Tisch und verliess das Flugzeug doch bevor ich einen Schritt hinaus machte, packte ich die Schokolade und verstaute sie in meine Umhängetasche. Schnell und mit einem siegessicheren lächeln, lief ich ihm hinterher und stopfte mir unauffällig ein Stücken in den Mund. Genüsslich kaute ich und stöhnte innerlich auf. Kilins der inzwischen unsere Koffer holte und jetzt mit jemanden telefonierte, schaute immer wieder zu mir rüber um sicher zu sein, dass ich nicht abhaue. Als ob ich abhauen würde. Ganz ehrlich ich kenn mich hier gar nicht mal aus. Ich würde mich verlaufen und verhungern. „Okay in fünf Minuten wird uns James abholen." Sagte er als er zu mir rüber kam und sich auf die schmutzige Bank setzte. Angeekelt sah ich aus einem Fenster und das erste, was mir in die Augen stach, war der verdammt grosse Eifelturm. Ohne zu überlegen und auf meine Umgebung zu achten, steuerte ich auf das Fenster zu und rammte ausversehen ein kleines Kind, das im Weg stand und jetzt weinte. Die Mutter die gleich angerannt kam, textete mich zu doch ich verstand kein Wort und lief einfach an ihr vorbei, liess eine wütende Frau mit Kind zurück. Begeistert von der Aussicht, bemerkte ich nicht wie sich eine Gruppe schlechtgekleidete Typen in meine Richtung bewegten. „Pass doch auf." Knurrte ich als mich einer dieser Idioten anrempelte und sich sogleich Entschuldigte. „Sorry kommt nicht wieder vor." „Besser für dich." Er streckte mir seine Hand entgegen und lächelte mich an. „Freut mich ich bin Ben." Fragend schaute ich zuerst ihn und danach seine Hand an. „Wenn interessierst?" War das einzige was ich sagte, als ich genervt wieder zu meinem Koffer ging. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn vertanden hatte.
Nach ewigen Minuten warten, kam endlich dieser James und holte uns ab. Der verdutzte Junge der "unbeabsichtigt", in mich hinein lief, starrte mich, bis ich mich in das Auto setzte hinterher. Die ganze Fahrt betrachtete ich die vorbeiziehende Umgebung und musste zugeben, dass es hier wunderschön war. Aber das ich für genau ein oder sogar zwei Jahre hier, mit meinem Lehrer der neben mir sass und schon wieder telefonierte in einem Haus wohnen musste, verdarb mir alles.

Als das Auto nach einer langen Fahrt zu stehen kam, hob ich meinen Blick von meinem Handy. „Wir sind da." Ertönte die Stimme von Kilins neben mir. Unfähig mich zu bewegen, da ich nicht glauben konnte, das er in so einem Haus wohnte, klappte ich mein Mund wieder zusammen. „Steig aus und fühl dich wie zuhause." Sagte er und zeigte auf ein grosses Haus mit einem noch grösseren Vorgarten.

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