6- Nach da

2.9K 119 6
                                    

Der See war immer das Highlight des Sommers. Dort fanden abends alle coolen Partys -oder eher 'Treffen'- statt und nachmittags waren dort die meisten meiner Freunde zu finden. Als ich noch klein war, habe ich den See immer für den Ozean gehalten, weil er einfach so riesig war. Es war ein öffentlicher Badestrand, doch der Teil, welcher nahe an den Kiefernwald war, war sozusagen nur für die Highschoolschüler. Natürlich konnten auch andere Leute dort hin gehen, aber die Menschen waren so nett und überließen uns diesen Teil des Strandes.

Nun stand ich vor meinen geöffneten Kleiderschrank und suchte mir einen passenden Bikini raus. Dieses Jahr war ich nur einmal am See gewesen. Nun war also die letzte Gelegenheit, nochmal das gute Wetter auszunutzen und baden zu gehen. Die Ferien über war ich meistens im Urlaub gewesen. Einmal mit meinen Eltern, dann mit Twenty und den Rest der Ferien war ich bei meinen Großeltern.

Nun holte ich erstmal meine ganze Auswahl an Badesachen heraus und breitete sie auf dem Bett aus. Da ich oft mit Tatiana schoppen ging, hatte ich dementsprechend viele. Meine Favoriten waren der Schwarz-Weiße, der in Königsblau, einen nur in Weiß und der Pfirsichfarbene. Unwillkürlich musste ich daran denken, welcher wohl Nate gefallen würde... Gott, an was dachte ich da schon wieder?

Ich hatte auch einen schwarzen und weißen Badeanzug. Allerdings zog keiner mehr einen Badeanzug an, außer in der Schule, denn da war das Pflicht. Da ich kein Außenseiter sein wollte -und zu einem klitzekleinenmini Teil auch wegen Nate- zog ich lieber keinen an. Ohne lange darüber nachzudenken, schnappte ich mir einfach den Pfirsichfarbenen und zog in an. Vorsichtshalber nahm ich auch noch den weißen Bikini mit sowie zwei Badetücher, Sonnencreme und etwas Geld.

Ich packte alles in meine Tasche und genau in diesem Moment hörte ich wie jemand vor dem Haus hupte. Schnell rannte ich die Treppen runter und wäre fast in meinen Vater hineingelaufen, welcher gerade aus der Küche kam.

"Hey, du kleiner Wirbelwind! Vorsicht Gegenverkehr.", sagte er lachend und hielt mich fest, sodass ich das Gleichgewicht nicht verlor. "Wo solls denn hingehen?"

"Sorry, Dad. Zum Strand. Nate nimmt mich mit.", meinte ich, als es in diesem Moment erneut hupte. Ich konnte mir das Gesicht von Nate gerade nur zu gut vorstellen und wie er ungeduldig mit dem Fingern gegen das Lenkrad tippte.

"Nate? Ist das nicht der Sohn der Winstons?", fragte mein Vater plötzlich misstrauisch und ignorierte gekonnt das Hupen.

"Jaa, Daddy. Er ist nur ein Freund, okay?", sagte ich und zog die Augenbrauen nach oben.

Gerade als ich an ihm vorbei rannte und schon fast aus dem Haus war, rief er mir noch hinterher: "Wenn er dir wehtun sollte, dann werde ich ihm wehtun! Und das dreimal so sehr!" Unwillkürlich musste ich anfangen zu grinsen. Mein Dad war einfach der Beste! Zwar manchmal etwas gruselig... Aber trotzdem der beste Dad überhaupt!

Ich rannte über die Straße und stieg schnell in Nates protzigen, schwarzen Pick up. Seine Familie war sehr wohlhabend und Nates Vater versuchte das auch immer zum Besten zu geben. Nate und sein Vater waren beiden ein paar kleine Angeber, aber trotzdem extrem sympathisch.

"Und? Besser als ein Mercedes, oder?", fragte er und grinste mich an.

"Ehhh... Nein.", sagte ich schlicht und rümpfe die Nase.

"Hey! Hör nicht auf sie, Bessie. Diese Frau ist gemein!", meinte er gespielt traurig und streichelte über sein Lenkrad.

"Bessie? Du nennst dein Auto Bessie? ", fragte ich und schenkte ihm einen amüsierten Blick.

"Ist das ein Problem?", fragte er und startete den Motor.

Ich biss mir auf die Lippe, um ein Lächeln zu unterdrücken und sagte: "Nein. Natürlich nicht, nur... Bessie? Ich hätte jetzt mit einen anderen Namen gerechnet."

100 Million Reasons Where stories live. Discover now