Das erste Wiedersehen

282 16 7
                                    

Was machte ich hier bloß? Mit fertig gepackten Sachen standen Jake und ich an der großen Forte und warteten auf den Boten. Er hatte sich erstaunlich gut erholt und nun konnte er mit uns aufbrechen. Lord Dunkan hatte uns noch striktes schweigen befohlen und so hatten Jake und ich den anderen nichts gesagt und schweigend unsere Taschen gepackt. Viel hatten wir beide nicht, denn wir sollten im Schloss unsere Uniformen bekommen. Ich machte mir weniger Sorge darum heute Nacht überfallen zu werden, anstatt das Erik mich erkennen könnte. Ich meine er kannte meine Bewegungen, meine Stimme und auch mein Gesicht. Was sollte ich machen wenn er mich erkannte? Alles leugnen? Das ging nicht! Schließlich konnte man eindeutig sehen, dass ich eine Frau war. Jake unterbrach meine wirren Gedanken. " Mach dir keine Sorgen! Wir bekommen das schon hin.", steif nickte ich und spannte mich an. " Da hinten kommt er endlich!", sagte ich und deutete auf den Mann der auf uns zu kam. Er schien noch ein par Schwierigkeiten mit seinem Gleichgewicht zu haben doch da würde sich auch bald wieder geben. Zur Sicherheit ritt er bei Jake mit. Angespannt nickte er uns zu, als er bei uns ankam, und wir setzten uns auf die Pferde. " Was hat da so lange gedauert?", fragte ich den verletzten Boten nicht gerade sanft und drehte mich in meinem Sattel zu ihm um. " Ich wurde von Lord Dunkan aufgehalten.", murmelte er und ich zog sie Stirn kraus. " Was wollte der Lord denn von euch?", stellte ich die nun entstandene Frage und er zuckte lediglich mit den Schultern. " Er wollte sich lediglich danach erkundigen wie es mir geht. Mehr nicht.", entgegnete er mir und ich stutzte. Natürlich könnte ich ihm jetzt glauben, aber die Zeit in meiner Ausbildung hat mich stutzig gemacht. Lord Dunkan hätte ihn doch nicht mit uns geschickt wenn er genau wusste, dass es ihm nicht gut ginge und er die Strapazen der, zwar kurzen, anstrengenden Reise auf sich nehmen könnte. Warum also hatte er ihn wirklich sprechen wollen? Jakes Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien er sich das auch zu fragen doch er ließ es darauf beruhen und so ritten wir im stillen weiter. Wir waren kurz nach Mitternacht aufgebrochen und würden, wenn alles gut ginge, zum Anbruch der Morgendämmerung am Schloss ankommen. Ich verfiel wieder in meine Grübeleien und merkte garnicht wie wir dem Schloss immer näher kamen. Erst als wir kurz davor standen tauchte ich wieder im hier und jetzt auf und sah mir dieses riesige Schloss noch einmal genauer an. Natürlich war ich schon einmal hier gewesen, und das nicht nur einmal, dennoch waren das hier andere Umstände. Ich war nun hier als Musketier. Als wir uns dem Tor näherten würden wir sogleich von den Wachen am Tor aufgehalten. " Wer seid ihr?", stellte der ältere von den beiden die Frage und ich deutete auf den Boten. " Gestern schickte der König diesen Boten um uns zu holen und hier sind wir. Fragt gerne euren Hauptmann er wird euch das schon bestätigen.", entgegnete ich ihm und deutete bei der Erwähnung des Botens auf Jake. Ich wollte unsere Namen nicht nennen, schließlich sollten hier Spione unter uns sein. Wir mussten vorsichtig sein wem wir vertrauen und wem nicht. Der eine Wachmann verschwand und kam kurze Zeit wieder mit einem grimmigen Gesicht. " Ihr dürft passieren!", sagte er und ich neigte meinen Kopf als Zeichen des Danks. Wir ritten durch das riesige Tor und kamen auf einen grossen Hof. Die ersten bauten schon ihre Stände auf. Jake und ich hatten weniger Zeit benötigt als gedacht. Nachdem wir durch den Markt durchgeritten waren, passierten wir ein anderes Tor und kamen in einen noch größeren Hof. Dieser war jedoch nicht von Marktständen gefüllt. Hier liefen die Mägde und Knechte geschäftig durch die Gegend. Nachdem wir auch hier raus waren ritten wir durch das letzte Tor durch. Nun ritten wir über einen relativ breiten Weg an vielen Blumen und Brunnen vorbei, auf das Schloss zu. War ich diesen Weg damals mit der Kutsche auch entlang gefahrene? Ich glaube nicht, also muss es noch einen anderen Weg zum Schloss geben! Sobald ich mit Jake alleine bin werde ich ihn davon in Kenntnis setzen, dachte ich und wurde immer nervöser. Bis jetzt hatte ich mir nur darüber Gedanken gemacht, dass Erik mich erkennen könnte dabei jedoch ganz vergessen, dass sein Vater mich genauso gut erkennen könnte. Jake musste meine Unruhe bemerkt haben, denn er hob fragend eine Augenbraue in die Höhe. Ich schüttelte den Kopf und gab ihm ein Zeichen was bedeuten sollte, dass ich ihm später alles erklären würde. Nun standen wir vor einer grossenTreppe die uns zum inneren des Schlosses führten würde. Jake war bereits von seinem Pferd gestiegen und ich tat es ihm gleich. Zwei Stallburschen kamen uns entgegen und nahmen uns die Pferde ab. Ich straffte meine Schultern und erklomm die Treppen. Oben angekommen wurde die Tür geöffnet und der König höchstpersönlich nahm uns in Empfang. " Ah die jungen Herren Duopont und Mclair. Ich habe sie schon erwartet.", sprach er uns an und wir verneigten uns vor ihm. " kommt mit.", befahl er und wir liefen ihm hinterher. Bis jetzt schien er mich noch nicht erkannt zu haben. Schweigend liefen wir durch vereinzelte Gänge und kamen in einen großen Saal. Als ich ihn genauer betrachtete entdeckte ich am Fenster einen jungen Mann. Ich hätte ihn anhand seiner Haltung überall erkannt! Erik. " Sohn.", sprach der König ihn dann auch schon an und er drehte sich zu uns um. Als er uns erblickte stockte mir für einen Moment der Atem. Er sah immer noch genauso aus wie früher. Genauso markante und gleichzeitig weiche Gesichtszüge, doch etwas war anders. Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. Waren sie vorher voll liebe und Freude, wirkten sie nun hart und volleren Einsamkeit. " Darf ich dir deine neueLeibwache vorstellen, das sind die Herren Duopont und Mclair. Meine Herren das ist mein Sohn Prinz Erik.", stellte er uns gegenseitig vor und auch vor ihm verneigten wir uns. Als der König meinen Namen nannte blitzte etwas in Eriks Augen auf, Erkenntnis und Verwirrung. Der König ließ uns alleine und Erik kam auf mich zu. " Stimmt es, dass ihr Duopont mich Nachnahmen heißt?", fragte er und ich nickte. "Aber wie kann das sein? Ich dachte Lord Duopont hätte nur eine Tochter von einem Sohn wusste niemand etwas.", ich hatte gehofft er würde diese Frage stellen, es war mir lieber, dass er diese Frage stellte anstatt das er mich erkannte. " Ich bin sein Sohn und Louanne ist meine Schwester. Genauso wie sie bin ich nicht gerne unter Menschen und so fand man mich nie bei irgendeiner Gesellschaft, erst als ich zu den Musketieren ging erfuhr man von mir.", tischte ich ihm die gleiche Lüge wie allen anderen auf. Verständlich nickte er und zog mich im nächsten Moment von Jake weg. " Sagt mir, wie geht es ihr?", flüsterte er und ich sah ihm in die Augen. Er wollte wissen wie es mir geht. Was sollte ich ihm bloß sagen? " Ihr geht es gut.", fasste ich mich kurz und er nickte. " Es wird vermutet sie steckt hinter meinen Attentaten.", klärte er mich auf und ich sah ihn ernst an. " Glaubt ihr das etwa auch?", fragte ich ihn ernst und er schüttelte bedächtig den Kopf. " Nein, das glaube ich nicht! Louanne ist viel zu gut als das sie mir etwas Böses wollte. Dennoch ist sie unauffindbar. Habt ihr eine Idee wo sie sein könnte?", antwortete er mir und ich sah ihn nachdenklich an. " Nein mein Prinz ich habe  keine Ahnung wo sich meine Schwester aufhalten könnte, aber warum wollt ihr das wissen?", fragte ich ihn und er seufzte. " Hört zu, egal was sie euch erzählt hat, ich wollte nein ich will sie immer noch heiraten!", erklärte er und ich sah ihn verdutzt an. " Und was ist mit der Prinzessin?", fragte ich und er fuhr sich durchs Gesicht. " Die Prinzessin ist unwichtig. Ich bin der festen Überzeugung, dass es auch einen Frieden zwischen Frankreich und England geben kann ohne diese schwachsinnige Hochzeit!", erklärte er und ich nickte verständlich. " Aber sie ist jetzt schon im Schloss und treibt mich jetzt schon in den Wahnsinn! Sie ist total anhänglich und launisch, ach was rede ich da, sie ist all das was Louanne nicht ist. Sie wäre eine viel bessere Königin als diese verzogene Prizessin.", fuhr er fort und ich nickte. " Was wollt ihr dann jetzt von mir?", fragte ich ihn und er seufzte. " Ich möchte nur einmal mir ihr sprechen und all diese blöden Missverständnisse aufklären. Könntet ihr dafür sorgen, dass ich sie treffe? Ich möchte ihr alles erklären und sie erneut bitten meine Frau zu werden.", bat er mich und nun seufzte ich. " Ich glaube nicht....", begann ich doch er unterbrach mich. " Bitte, nur ein Gespräch wenn sie mich dann immer noch nicht zurück will lasse ich sie in Ruhe und heirate die Prinzessin.", misstrauisch sah ich ihn an und nickte. " Nur ein Gespräch mehr nicht!", sagte ich und seine Augen leuchteten. " Versprochen ein Gespräch mehr nicht.", sagte er und ich nickte. " Ich werde sehen was sich machen lässt, gebt mir Zeit.", sagte ich und er nickte. " Die Hochzeit ist erst in drei Monaten.", gab er mir die Info und jetzt nickte ich. " Kommt ich zeige euch eure Räume.", richtete er sich jetzt an Jake und wir folgten ihn. Erik wollte mich immer noch heiraten. Sollte ich ihn treffen und ihn alles erklären lassen oder sollte ich ihm sagen, dass Louanne, also ich, kein Interesse an einem Gespräch hat?

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jul 25, 2019 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Musketiere (Pausiert)Where stories live. Discover now