Vorhang auf! (Teil 3)

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Astrid:

"WASS?!??! NEIN!!!" rief ich entsetzt aus. Hicks sah ebenfalls geschockt aus, und sogar FISCHBEIN schien nicht mehr begeistert, sondern war blass im Gesicht geworden. Wahrscheinlich wusste er, dass er mir nciht zu nahe treten durfte, wenn er sein Leben behalten wollte. "Vater, das kannst du doch nicht ernst meinen!" verteidigte Hicks mich.

"Wieso nicht?" erwiderte Haudrauf verständnislos. "Das ist schon seit Jahren so gewesen." Sauer meinte ich:
"Ich lasse mich für dieses dumme Fest gerade zum Affen machen, aber DAS geht zu weit! Wenn ich Fischbein tatsächlich küssen soll, dann bin ich weg!"

Es war mir sowas von egal, dass er das Stammesoberhaupt war. Derartiges ließ ich nicht mit mir machen. Es gab Grenzen!
Grübelnd fuhr sich Haudrauf durch den Bart. Er schien zu sehen, dass ich es ernst meinte.

"Nun..." begann er dann. "In Anbetracht der Umstände, denke ich, können wir es ausnahmsweise sein lassen." Erleichtert atmete ich auf. Auch Hicks entspannte sich.
Ein letztes, demonstratives Schnauben verließ meinen Mund, bevor ich mich wieder einigermaßen zufrieden vom Geschehen abwandte und nach Hause lief.

Bevor ich wieder einen auf verliebte Turteltaube machen konnte, musste ich mich erstmal erholen. Am besten mit Schlaf. Tatsächlich funktionierte es: Am nächsten Tag ging ich, den Umständen entsprechend, mit guter Laune zum Dorfplatz, auf der die Bühne stand.

"Hey!" rief ich den bereits anwesenden zu. Dazu gehörten Hicks, Fischbein und Heidrun. Außer Fischbein schienen die anderen keine so gute Laune zu haben. Bei Heidrun konnte ich mir schon denken warum, und schon hatte ich ein schlechtes Gewissen.

"Hey..." erwiderte sie und zwang sich zu lächeln. Ich wollte sie darauf ansprechen, allerdings kam Fischbein mir zuvor. "Dann lasst uns mal mit der Probe beginnen!" Mit einem tiefen Seufzer stieg ich auf die Bühne.
Nach ein paar Minuten wurde es mir jedoch zuviel. Die Proben wurden von Fischbein immer wieder unterbrochen.

"Ist das gut so? Nein warte, ich muss das nochmal sagen, ich habs nicht richtig gefühlt. Am besten ich stell mich so hin. Oder doch auf die andere Seite? Nein hier hin. Sollte ich nicht tiefer reden? Wie ging nochmal der Text?Warte, ich versuchs nochmal..." So ging das die ganze Zeit. Irgendwann hatte ich genug und ging einfach. Sollte er eben alleine proben.

Am Abend musste ich jedoch wieder hin. Leider. Die Reihen vir der Bühne hatten sich schon massig gefüllt. Hinter der Bühne traf ich Fischbein, Hicks und Heidrun an. Diese schien mit der Tatsache, dass ich mit ihrem Schwarm ein Liebespaar spielen musste, super klarzukommen.

Eifrig hielt sie mir ein weißes Leinenkleid und einen Blumenkranz hin. "Hier. Zieh das an." "Bist du verrückt?!" rief ich. "Ich bin doch kein Blumenmädchen!" Nach einigem diskutieren ließ ich mich schließlich zu dem Kleid überreden. Den Blumenkranz ersetzte ich jedoch durch mein Lederband.

Gerade kamen auch Hicks und Fischbein zu uns. Man sah deutlich, dass die Rüstung, die der Blonde trug, eigentlich für... etwas leichtere Menschen geschaffen war. Ich verkniff mir ein Lachen und konzentrierte mich auf Hicks, der mich mit offenem Mund ansah. "Du siehst... echt toll aus!" meinte er ehrlich.

Ein wenig verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Dann fragte der Braunhaarige an Fischbein gewandt: "Und? Bist du bereit für deinen großen Auftritt vor ganz Berk?" Als Fischbein das hörte wurde er blass. "G-ganz B-berk?? Mit den v-vielen M-menschen?!" "Jaaa?" erwiderte Hicks.

"I-ich kann das nicht!" stotterte Fischbein auf einmal, warf sich auf den Boden und rollte sich zusammen wie ein kleines Baby. "Oh, sowas dummes. Wir werden wohl den Auftritt abblasen müssen." sagte ich ohne eine Spur Bedauerns in der Stimme, sondern voller Vorfreude.

"Nichts wird abgeblasen!" donnerte Haudrauf, der gerade zu uns stieß. Mit einem Blick erfasste er die Lage und befahl: "Hicks, du übernimmst die Rolle!" "W-was?!?!?" kam es aus meinem und Hicks' Mund gleichzeitig.
"Keine Widerrede! Und jetzt beeilt euch, das Stück fängt in 5 Minuten an!"

Die nächsten Minuten bekam ich gar nicht richtig mit. Das einzige, was mir durch den Kopf ging war: Ich muss mit Hicks ein Liebespaar spielen , ich muss mit Hicks ein Liebespaar spielen, ich muss mit HICKS ein LIEBESPAAR spielen!

Dann standen wir plötzlich auf der Bühne. Die Rüstung passte dem Braunhaarigen wie angegossen, und zugegebenermaßen sag er wirklich gut darin aus. Was mich nur noch mehr aus der Fassung brachte!

Unkonzentriert sagte ich meinen Text auf und hoffte es möge bald vorbei sein. Offengesagt kamen wir wenig überzeugend rüber. Da kam der Part in dem der Mann der Geliebten die Liebe gestehen musste. Und nun wurde ich nervös. Sehr nervös. Hicks ging es nicht besser.
Er kniete sich vor mich und nahm meine Hand.

Dann räusperte er sich und sah mir in die Augen. "Geliebte, ich ...ha-habe ein wichtiges Anliegen vorzutragen!" Normalerweise hätte ich jetzt entweder gewürgt oder wäre in Gelächter ausgebrochen, stattdessen konnte ich mich kaum auf das Geschehen konzentrieren.

Die Tatsache, dass Hicks vor mir kniete und mich seine Geliebte nannte, brachte mich einfach aus der Fassung. Und dann stotterte er auch noch. Das war irgendwie süß... Nein, was dachte ich denn da?! Warum musste der Typ so eine Wirkung auf mich haben?!

Ich wartete darauf, dass er weitersprach, bis mir einfiel dass ich jetzt mit dem Txt dran war. "So sprich, mein... Liebster, ich höre dich an!"
Okay, es war definitiv zuviel dass ich Hicks meinen Liebsten nennen musste! Haudrauf konnte sich später auf was gefasst machen...!
"I-ich gestehe ich trage schon seit einer Ewigkeit diese Gefühle in mir!"

Dann sah er mir auf einmal tiefer in die Augen, und hörte auf zu stottern. "Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, habe ich dich bewundert. Nicht nur, weil du so wunderschön bist, sondern auch weil du das Mutigste, schlauste und kämpferischste Mädchen bist, das ich jemals gesehen habe! Immer wenn ich mich schlecht gefühlt habe, warst du da. Du hast mich aufgebaut und mir Mut gemacht. Schon lange wollte ich dir das hier sagen, doch ich hatte immer Angst. Angst, dass du nicht dasselbe empfinden würdest. Astrid, ich liebe dich!"

Mein Herz blieb stehen. Hicks hatte sich nicht versprochen, oder war vom Text abgekommen. Die anderen dachten das wahrscheinlich, aber ich wusste es besser. Diese Worte waren nicht gespielt, sie waren echt und nur für mich bestimmt. Das war seine Botschaft an mich. Hicks hatte mir seine Liebe gestanden!
Er liebte mich! Eine gefühlte Ewigkeit sahen wir uns nur in die Augen, bis ich meine Sprache wiederfand.

Leise, fast flüsternd und mit Tränen in den Augen hauchte ich: "Ich liebe dich auch!"

Hiccstrid OneshotsWhere stories live. Discover now