11| Galaabend I

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„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie schön sind deine Blätter."

Zwischen all dem Lärm der vielen Anwesenden zwitscherte der Gesang von Nick in meine Ohren und zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Es war die Nacht des Galaabends zu Ehren Weihnachtens.

Ich hatte den Raum erst vor wenigen Minuten betreten und mich eher im Hintergrund gehalten, weil ich noch keinen bisher gesehen hatte, den ich als bekannt zu nennen pflegen durfte. Lediglich die Stimme von Nick erkannte ich aus dem Gesang des Chores, welcher auf der Bühne vortrug.

Wir befanden uns in einem riesigen Saal, geschmückt mit den schönsten Lichterketten, die ich je gesehen hatte. An den Säulen wanden sie sich in einem warmen Weißton und hinterließen den Eindruck eines Feentales. Von der Decke hingen vereinzelt Lampen in Form von Sternen und harmonierten mit dem Stern des riesigen Tannenbaums, welcher in der Mitte den Raum mit Weihnachtsgefühl versorgte.

Es beeindruckte mich, wie lebhaft es hier war und wie ausgewogen das Umgehen der Gäste miteinander war. Nirgendwo gab es Streit, nirgendwo wütende Gesichtsausdrücke, sondern einzig allein die Fassade der Freude oder die tatsächliche Aufregung.

„Claire, du siehst wunderschön aus!", unterbrach mich die melodische Stimme von Liz. Erschrocken blickte ich auf und begegnete einem Mädchen mit lavendelfarbenen Haaren und einem schwarzen, schlichten Kleid. Es war nichts Aufwendiges, aber genau das Richtige für sie.

Zaghaft lächelnd nahm ich ihr Kompliment hin und ließ mich von ihr in eine Umarmung schließen. Dazu stellte ich erfreut fest, dass sie die Haarspange verwendet hatte, um sich ihre vorderen Haare nach hinten zu klemmen. Ich hatte sie ihr vor zwei Tagen geschenkt, als wir zusammen Weihnachten gefeiert hatten.

Sie selbst hatte mir das Kleid geschenkt, welches ich anhatte. Es war oben enganliegend, ab der Taille lockerer fallend und von oben bis unten mit zarter Spitze übersäen. Es war wunderschön und ich liebte, wie es mit meinen braunen Haaren harmonierte.

„Jason und die Zwillinge sind im Nebenraum. Ich glaube, dass Nathan auch dort ist, aber er ist zurzeit bei einer anderen Gruppe unseres Alters. Wie wär's, möchtest du mit uns?" Lächelnd nickte ich und ließ mich von ihr mitziehen.

Auf halbem Wege wurden wir jedoch aufgehalten von einem kleinen Flummi, welcher aufgeregt zu uns sprang. Ich wusste direkt, dass es sich um Nick handeln musste, weshalb ich mich von Liz' Hand löste und meine Arme ausbreitete. Gerade rechtzeitig, weil nur wenige Sekunden danach ein strahlender Nick auf mich sprang und glücklich anfing zu lachen.

„Claire! Schau mal, ich hab das Lederarmband an, was du mir geschenkt hast! Jetzt bin ich genauso wie Lizzy", sprach er direkt und streckte mir seinen Arm so nahe ins Gesicht, dass ich das Armband doppelt sah.

„Ruhig, kleiner Mann", lachte ich und ließ ihn wieder auf den Boden nieder. Mir blieb jedoch nicht viel Zeit, mich zu fassen, weil ich gleich von den beiden Jones Geschwistern weitergezogen wurde.

Nach einem kurzen Zwischenstopp am Tannenbaum – schließlich musste ich mein Wichtelgeschenk noch hinlegen – befanden wir uns auch schon in einem extra Raum. Er war im Gegensatz zu dem Saal sehr verdunkelt und wurde lediglich durch Lampions und Lampen in der Optik von Wolken erhellt, die den Raum in den verschiedensten Farben erstrahlten.

Die Feier hatte erst angefangen, aber übertraf jetzt bereits all meine Erwartungen. Vor allem aber, wie freundlich ich von jedem aufgenommen wurde. Ein Lächeln genügte und augenblicklich bekam ich genügend Begrüßungen zurück.

So kam es am Ende auch, dass ich wenig später an einem kleinen Tisch mit einigen Jugendlichen stand, während niemand Bekanntes in meiner Nähe war außer Jason. Dieser war jedoch damit beschäftigt, meine Haare zu flechten, sodass ich mich nicht mit ihm unterhalten konnte, sondern allein dem Gespräch lauschte. Sie redeten über die Beziehung von Nicole, ein Mädchen mit turbulenter roter Lockenpracht, welches bei uns stand.

Please, once againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt