Please, once again

31| Die Männerhöhle

Es waren erst wenige Tage vergangen und dennoch hatte sich einiges geändert. Nach meinem Entschluss, mich endlich zu stellen und nun von meinerseits die Wahrheit herauszufinden, behandelte das Duo, bestehend aus meinem Freund und seinem besten Freund, mich deutlich anders. Nichts mehr so als sei ich aus Glas. Ich wurde mit einbezogen und mir wurde nichts verschwiegen. Vielleicht war es das Gefühl von Selbstständigkeit, vielleicht auch daws Wissen, nicht mehr ahnungslos zu gehorchen; es nahm mir jeden Tag einen kleinen Teil meiner Last.

Und so befand ich mich auch gerade im Nachbarshaus in Jasons Zimmer, welcher mich bereits zum dritten Mal dazu aufforderte, in seinen Kleiderschrank zu gehen, während er selbst gerade auf seinem Bett saß und an seinem Laptop tippte.

„Ich werde doch nicht in deinen Kleiderschrank gehen, Jason! Sag mir jetzt lieber, wo Nathan ist", seufzte ich langsam genervt und kreuzte meine Arme vor der Brust. Augenverdrehend klappte er seinen Laptop zu und schenkte mir zum ersten Mal in dieser Stunde einen Blick in die Augen.

„Claiiiiire!", nörgelte er weinerlich und schmiss ein Kopfkissen nach mir, welches ich tapfer an mir abprallen ließ, „zum xten Mal! Das. Ist. Kein. Kleiderschrank! Und nein, auch kein Wandschrank zum Verstauen dummer Sachen. Und jetzt geh endlich rüber, dein Liebster kommt in zehn Minuten und so wie ich dich kenne wirst du gleich erst einmal kurz ein Weilchen brauchen, bis du wieder komplett funktionsfähig bist."

Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch und griff nach dem Kissen, um es zurück aufs Bett zu schmeißen. Danach blickte ich zu seinem Wandschrank, dessen Türen geschlossen waren und für mich einfach den Schein eines stinknormalen Kleiderschrankes bewahrte.

„Wehe, irgendwas springt mir gleich entgegen. Ich werde dich dann eigenhändig umbringen."

Mit dieser Warnung kehrte ich ihm den Rücken zu und eilte zu den Schranktüren, um diese mit einem Ruck aufzureißen. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte und ob er nicht hätte ahnen müssen, dass Jason mich verarschte. Aber wie bereits zuvor geahnt blickte ich einfach verschiedenen Oberteilen an Kleiderhaken aufgehängt entgegen.

Gerade wollte ich mich genervt umdrehen und ihn anmaulen, als ich mich ermahnte, dass Jason bestimmt nicht umsonst einfach darauf beharrt hätte. Also schob ich skeptisch die Kleidungsstücke beiseite und suchte nach Indizien, dass sich hier noch etwas verstecken könnte. Eine Kiste mit irgendwelchen Informationen, Schlüssel, Gegenständen oder Ähnliches. Doch ich fand nichts hinter den Kleidungsstücken.

„Fuck", hörte ich Jason plötzlich murmeln und verwundert kroch ich wieder hinter einer aufgehängten Jacke hervor, die Suche aufgebend. „Ich habe die Wette gewonnen, du Loser!", ertönte dann Nathans Stimme. Dies wiederum verwirrte mich nur noch mehr, weshalb ich nun endgültig den Schrank verließ und auffordernd auf eine Erklärung wartete.

„Hey, Prinzessin", begrüßte mich Nathan und hielt mir die Hand hin, welche ich jedoch ignorierte. Ich war nicht wirklich beleidigt, aber schmollen tat ich dennoch. „Ich habe dich die letzten", er blickte kurz auf seine Uhr, welche viertel nach 7 anzeigte, „fünf Stunden und fünfundvierzig Minuten vermisst." Er drückte mir verschmitzt grinsend einen Kuss auf die Lippen, während ich und Jason uns spielerisch von Nathans gespieltem Kitsch angeekelt anblickten und das Gesicht verzogen. Daraufhin fing ich mir einen Schubser von meinem Freund ein und Jason ein Kissen ins Gesicht, doch das war es uns wert.

Lachend umarmte ich Nathan als Begrüßung und legte mein Kinn auf seiner Brust ab. „Erklärst du mir nun, was abgeht?"

Nickend zeigte er mir seine Zähne, während er mich mit zum Schrank zog. „Jason hat gesagt, dass du ihn schlagen würdest, wenn er dir den Schrank zeigen würde ohne zu sagen, was sich wirklich drin befindet. Und ich meinte, dass du schlauer bist und erst einmal suchen würdest. Ich habe gewonnen, also lädt er uns beide am Sonntag zu Mecces ein!" Lachend hielt er mir seine Hand entgegen, welche ich erfreut abklatschte.