Kapitel 4 | Rettung oder Bedauern?

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Hermine wusste beim besten Willen nicht, was sie da tat, doch das Gefühl, was sie verspürte, ließ ihr einen wollüstigen Schauer über den Rücken laufen, als er sie zu sich heran zog und seine weichen, geschwungenen Lippen auf ihren Mund drückte, sanft, aber dennoch bestimmt. Dieser Kuss raubte ihr den Atem, jede einzelne Zelle ihres Körpers begehrte diesen Mann, den sie vor wenigen Minuten noch als so unnahbar betrachtet hatte.

Die plötzliche Erkenntnis seiner auftretenden Erektion, die er versucht hatte zu verbergen, hatte ein verstörendes Kribbeln in ihrem Schoß ausgelöst, dass sie nicht sofort hatte einordnen können. Es war ein berauschendes Gefühl gewesen, daran zu denken, dass SIE der Grund für seine plötzliche Erregung gewesen war, was auch immer ihn dazu getrieben hatte.

Und dann...bevor sie die Tür geöffnet hatte und sein Büro eiligst verlassen wollte, hatte der Gedanke an ein Spiel mit dem Feuer ihr Gehirn lahmgelegt und wie von selbst hatte sie die Tür geschlossen, war auf ihn zugetreten und hatte sich mitreißen lassen, von dem neuen, intensiven Gefühl, dass sie nun verspürte.

Ihm dann auch noch ungeniert in die Augen zu blicken, während ihre Hand die Ausbuchtung in seiner Hose massierte und den verlangenden Blick in seinen Augen zu sehen, war ein berauschendes Gefühl von Macht gewesen.

Der heftige Kuss, der doch auch so sanft und liebevoll war, raubte ihr nun den letzten Verstand. Lustvoll rieb sie ihr Becken an seiner empfindlichsten Stelle, was Snape dazu veranlasste sie noch fester an sich zu pressen. Seine Zunge umspielte die Ihre gekonnt, während sie ein wenig hilflos ihre Arme um seinen Hals geschlungen hatte und sich einfach fallen ließ.

Heftig atmend drückte er Hermine an die Wand, während sie unaufhaltsam ihr Becken an seinem Bein rieb. Berauscht von dieser Erregung, bog sie ihm ihren Körper entgegen. Er fuhr mit einer Hand über ihre Brust, knetete sie leicht, mal sanfter, mal härter, was ihr ein heftiges Stöhnen entlockte.

Bevor er sie jedoch hochheben wollte, um sie in sein angrenzendes Schlafzimmer zu tragen, klopfte es bestimmt an der Tür.

Erstarrt in ihrer Bewegung und vollkommen atemlos, rissen beide ihre Köpfe herum und stierten auf die Bürotür. In ihren Blicken stand Entsetzen und Panik.

Snape war der Erste, der seinen Verstand wieder benutzte. Er ließ von Hermine ab, so abrupt, als ob er sich verbrannt hätte und starrte mit einem fast zerstreuten Blick auf das junge Mädchen, dass immer noch seine siebzehnjährige Schülerin war.

Es klopfte erneut an der Tür – diesmal lauter.

„Severus!", rief eine dumpfe Stimme und ihm rutschte das Herz in die Hose. Es war Minerva.
Hermine schien nun auch wieder ihrem Kopf ein wenig Freiraum zu geben, da die Stimme ihrer Hausleiterin deutliche Erschütterung in ihr auslöste.

Keiner der beiden wagte es zu atmen, doch anscheinend war McGonagall klar, dass Snape in seinem Büro war und am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt, für seine unendliche Dummheit. Sie hatten um acht Uhr einen Termin gehabt.

Sofort schritt Snape auf seinen Schreibtisch zu, um seinen Zauberstab hervorzuholen und Hermine einen Gedächtniszauber zu verpassen.

Doch bevor er ihn in die Finger bekommen konnte, durchschnitt sie die atemlose Stille, wohl wissend, was er vorhatte.

„Wehe, Severus!", flüsterte sie leise. Die Tatsache, dass sie ihn duzte, führte unter anderem dazu, dass er fast über seine eigenen Füße gestolpert wäre. „Ich schreie, wenn du noch einen Schritt weitergehst. Du wirst mein Gedächtnis nicht manipulieren."

Merkwürdigerweise war jegliche Angst, die Hermine zuvor in seiner Anwesenheit verspürt hatte, durch ihr überaus ungebührliches Verhalten gänzlich verschwunden.

„Miss Granger...", sagte Snape leise, doch der bedrohliche Unterton in seiner Stimme hatte keinerlei Wirkung mehr auf sie.

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, lockerte sie ihre Haare ein wenig auf, schritt zielstrebig auf seine Bürotür zu und öffnete diese zaghaft.

„Professor McGonagall!", rief sie freundlich, nickte ihrer Hausleiterin zu, um dann an ihr vorbeizutreten und in dem dahinterliegenden Korridor zu verschwinden.

Heftig atmend stütze Snape sich mit beiden Händen auf seiner Tischplatte ab und schloss für eine Sekunde fast betend seine Augen. McGonagall schloss leicht misstrauisch seine Tür und drehte sich verwundert zu ihm um.

„Severus, was war das denn bitte? Du lässt Hermine nachsitzen?", fragte sie spitz und sofort hob er seinen Kopf.

„Hast du ein Problem damit, Minerva?", fragte er bissig, was seine Kollegin dazu veranlasste beleidigt die Nase zu rümpfen.

„Vergreif dich nicht im Ton, Severus! Aber Hermine Granger...?"

Das Fragezeichen stand ihr mitten ins Gesicht geschrieben.

„Ja, und?", fauchte er wütend, während die Bilder von Hermine und ihm immer noch in seinem Kopf hämmerten.

„Severus, was ist bitte in dich gefahren?", rief sie empört, nicht verstehend, wieso ihr Kollege sie ohne jeglichen Grund anfuhr. Auch wenn das normalerweise seine Art war, versuchte er in ihrer Gegenwart dennoch ein wenig Freundlichkeit walten zu lassen, schon aufgrund von Albus.

Mit einem leicht zerstreuten und irritierten Blick, kratzte Snape sich am Kopf.

„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte McGonagall vorsichtig, da ihr sein Verhalten sehr untypisch vorkam. Normalerweise war er der kontrollierteste und emotionsloseste Mensch, den sie je kennen gelernt hatte, doch jetzt glitten eine Reihe an Emotionen auf unglaubwürdige Weise über sein Gesicht.

„Hat Hermine dich so schockiert?", fragte Minerva, halb im Spaß, und sofort riss Snape seinen Kopf hoch und starrte sie bedrohlich an.

„Wie kommst du darauf?", schnauzte er sie an, seine Hände immer noch auf seinem Schreibtisch abstützend.

Seufzend schüttelte McGonagall ihren Kopf.

„Severus, also wirklich, wieso hast du sie überhaupt nachsitzen lassen?"

„Regelverstoß.", entgegnete Snape knapp. Er musste sich vor seiner Kollegin ja wohl nicht rechtfertigen! Wenn er jedoch an das eben Geschehene dachte und an die Folgen, die auftreten würden, wenn Hermine irgendjemandem doch tatsächlich davon erzählen würde, wurden seine Knie weich und schockiert ließ er sich auf seinem Stuhl nieder.

„Regelverstoß? Was für ein Regelverstoß?", antwortete Minerva verstört.

„Sie ist nach 21 Uhr noch in den Gängen herumgeschlichen – also Minerva, jetzt reicht es aber! Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig!", knurrte er boshaft.

„Natürlich, Severus. Wie du willst. Obwohl wir beide wissen, dass dein Verhalten sie zum Nachsitzen zu befehlen, definitiv übertrieben war! Ich hoffe für dich, dass so etwas nie wieder vorkommen wird! Es sei denn, Hermine bricht tatsächlich einmal die Regeln, aber dann bist du wohl dazu aufgefordert, mir als ihre Hausleiterin, Bescheid zu geben...", hielt sie einen wütenden Monolog ab und redete sich immer mehr in Rage, wobei Snapes Gedanken unweigerlich zu der betreffenden Person wanderten, ohne dass er irgendetwas dagegen unternehmen konnte

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