Kapitel 5 | Zuneigung?

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Heftig atmend lehnte Hermine sich an die raue Steinmauer, beide Hände keuchend auf ihren Knien abgestützt und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Das eben Geschehene jagte ihr eine gewaltige Angst ein – was war nur in sie gefahren? Es kam ihr nun völlig unwirklich vor, dass sie einen Lehrer...nein, nicht irgendeinen Lehrer - Professor Snape!

Was war nur in sie gefahren? Immer wieder wiederholte sie diese Frage und suchte verzweifelt nach irgendeiner plausiblen Erläuterung, doch sie fand rein gar keine, auch nur ansatzweise vernünftige Erklärung für ihr Vergehen. Ja, ihr Vergehen. Sie hatte einen Lehrer verführt! Dafür könnte man sie von der Schule schmeißen!

Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Würde Snape McGonagall davon erzählen? Aber das war unwahrscheinlich. Schließlich war er derjenige, der nichts gegen ihren Versuch unternommen hatte, als sie sich ihm auf unmoralische Art und Weise genähert hat...

Ein Schauer lief über ihren Rücken. Es war ein so unbegreifliches Gefühl gewesen, das Gefühl von unermesslicher Macht, als sie sein Verlangen in seinen Augen gesehen hatte, ein Verlangen nach ihr! Hermine Granger!

Zitternd brachte die junge Hexe ein wackliges Lächeln zustande.

Er war so erfahren gewesen, so bestimmt und doch so sanft und zärtlich. Sie hatte gar keine Zeit gehabt, über diese überraschende Erkenntnis nachzudenken, so überwältigt war sie von ihren Emotionen und ihrem Verlangen gewesen, sich mit diesem Mann zu vereinen.

Natürlich hatte sie wenig Ahnung auf diesem Gebiet. Wenn sie an ihr erstes Mal mit Cormac McLaggen dachte - dieser unerfahrene Typ. Und es war erst wenige Wochen her. Auch wenn es eine einmalige Sache gewesen war, sie hatte Feuer für dieses berauschende Gefühl gefunden, dass sie empfand, wenn ein Mann sie begehrte. Und das dies ausgerechnet Severus Snape war, gab der Sache einen zusätzlichen Kick, der ihr fast den Verstand raubte.

Kopfschüttelnd schloss sie ihre Augen, nicht wirklich daran denkend, was ihr Verhalten für Konsequenzen mit sich ziehen könnte.

Schließlich hatten sie doch nichts verbrochen – oder? Sie hatten beide die Situation unterbrochen, wenn auch ungewollt und es war nichts geschehen. Sie hatten nicht miteinander geschlafen.

Leider, wie sie wehmütig feststellen musste. Severus war definitiv ein...Severus?

Jetzt nannte sie ihn auch schon beim Vornamen. Wo sollte das bloß hinführen? Es kam ihr so unwirklich vor, wenn sie daran dachte, dass sie am Donnerstag eine Doppelstunde „Verteidigung gegen die dunklen Künste" bei ihm haben würde. Wie er wohl reagieren würde? Würde er sie anschauen? Beobachten? Oder ignorieren?

Letzteres war wohl eher typisch für ihren gefürchteten Professor, aber was war denn auch typisch für ihn? Sich auf sie einzulassen? Sie war sicher, wenn Professor McGonagall nicht aufgetaucht wäre, dann hätte er mit ihr geschlafen. Daran zweifelte sie nicht.

Hermine stand immer noch im Korridor, an die kalte, raue Steinmauer gelehnt, tief ein und ausatmend, froh darüber, dass kein Schüler ihr begegnete. Nicht auszudenken, welche Erklärung sie über ihren Zustand vorbringen würde müssen, falls sie tatsächlich jemand darauf ansprechen sollte!

Hastig versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen, die immer wieder an die unheimlichen, erregenden Szenen zurückwanderten, ohne dass sie irgendetwas dagegen unternehmen konnte. Ihr Schoß pochte heftig über das Gefühl in seinen Armen zu liegen, seine weichen, bestimmten Lippen auf den Ihren zu spüren...

Schluss jetzt! In diesem Zustand durfte sie niemandem gegenüber treten! Wo war ihre geschäftige Professionalität hin? Ihre wissbegierige, neugierige Art, die sie in jeder Situation einschalten konnte und somit alle Emotionen unwichtig erscheinen ließ, sodass sie sich auf die Gegenwart konzentrieren konnte?

Truth | Fan-FictionDonde viven las historias. Descúbrelo ahora