Früher...

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„Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!"

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„Verfluchte Scheiße", hisste ich düster und trat immer wieder gegen einen Mülleimer.

„Lass das Yoongi. Die Leute schauen komisch und der Eimer hat schon ne Delle", Namjoons Stimme kam ein paar Schritte weiter gelangweilt aus dem Nichts.

Ich zeigte ihm den Mittelfinger, hörte aber auf den Eimer zu treten.

„Was hat er dir überhaupt getan?"

Meine Lippen kräuselten sich und ich zog fluchend die Schultern hoch. Meine Unterlippe pochte immer noch schmerzhaft von dem Schlag den mir Hoseok verpasst hatte. Fast konnte ich noch das rote metallische Blut in meinem Mund schmecken und hätte am liebsten ausgespuckt.

„Ich versteh trotzdem nicht, was du gegen ihn hast", murmelte Namjoon und schabte leise mit seinem Schuh über den Kies.

Bevor ich noch großartig etwas erwidern konnte, näherten sich schnelle Schritte und ich bereute immer noch, nicht einfach im Bett geblieben zu sein.

„Entschuldigt die Verspätung. Die Schlange war so lang und dann hat die Bedienung auch noch meine Bestellung falsch aufgenommen."

Hoseoks Stimme war immer noch rau und er keuchte leicht.

„Ah, danke. Mir ist schon die rechte Pobacke abgefroren", scherzte Namjoon und seufzte wohlig, als ihm Hoseok einen Kaffee in die Hand drückte.

„Wie schon gesagt, tut mir leid."

Auch ich bekam einen warmen Becher in die Hand gedrückt. Misstrauisch schnupperte ich daran und musste dann säuerlich feststellen, dass Hoseok meine Bestellung richtiggemacht hatte. Eine kurze Stille folgte die nur vom Quaken der Enten durchbrochen wurde. Ich fühlte Namjoons Blick zwischen mir und Hoseok hin du herwandern und nahm wortlos einen Schluck von meinem Kaffee.

„Ich verstehs echt nicht Yoongi. Warum gibst du Hoseok nicht eine Chance?"

Unweigerlich schloss sich meine Hand zu einer Faust, was wohl keine so gute Idee war in anbetracht der Tatsache, dass das gerade die Hand war, in der ich meinen Becher hielt. Ich zischte vor Schmerz auf und schüttelte fluchend meine brennende Hand aus.

„Alles ok?", hörte ich Hoseoks Stimme nicht allzu weit entfernt fragen und warf einen giftigen Blick in diese Richtung.

„Ja verdammt."

„Hier, ein Taschentuch."

Ich zuckte leicht zurück, als ich plötzlich eine sanfte Berührung auf der Hand spürte, erkannte aber schnell, dass es bloß besagtes Taschentuch war und ärgerte mich über meine offensichtliche Reaktion. Grummelnd nahm ich das Ding entgegen und wischte mir die Überreste meines Kaffees von den Fingern.

„Yoongi gibt mir keine Chance, weil er nicht auf Männer steht."

„Dann such dir doch einen anderen. Es gibt sicher bessere Männer auf der Welt als Yoongi."

Manchmal erschien mir Namjoon für so einen intelligenten Menschen unsagbar dumm. Ich quittierte seine unterschwellige Beleidigung erneut mit dem Mittelfinger und stopfte das schmutzige Taschentuch in meine Jackentasche. Zu umständlich, den Mistkübel wieder zu finden.

Hoseok lachte hell und meine Laune sank in den Keller. Es war verdammt nochmal Winter in einer verschissenen Stadt mit behinderten Betonbauten und die Sonne wurde weiß Gott wann das letzte Mal gesichtet. Wie also konnte das Lachen dieses Typen so hell wie eine Supernova strahlen?

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