Resignation

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„Ich liebe dich", begrüßte mich Hoseok fröhlich.

„Du nervst", grummelte ich und löschte die letzten Takte des Schlagzeugs aus der Bridge.

Jedes Mal, wenn Hoseok diese Worte zu mir sagte – und das war erschreckend oft wenn man bedachte, dass er sie anstelle einer Begrüßung sprach – stellten sich alle Haare auf meinem Körper auf und ich bekam eine Gänsehaut der unangenehmen Art. Namjoon hatte mich irgendwann mal gefragt, warum ich das überhaupt über mich ergehen ließ und ich hatte ihm keine Antwort geben können. Klar, einerseits war es mir einfach zu anstrengend Hoseok abzuwimmeln, andererseits gab es einen klitzekleinen Teil in mir – den ich nicht anerkannte -, der nichts gegen Hoseoks Liebesbekundungen hatte. Vermutlich hatte ich mich einfach schon daran gewöhnt.

Ich konnte Hoseoks strahlendes Lächeln förmlich in der Luft schmecken und brummte einen unverständlichen Dank, als er mir einen Becher Kaffee unter die Nase schob. Müde blinzelte ich gegen die unendliche Dunkelheit an und verfluchte Namjoon innerlich, da er meinte, dass meine Augen ja gar nicht müde sein müssten, wenn ich sie einfach schloss.

Seufzend ließ sich Hoseok auf seinen angestammten Platz auf dem Sofa hinter mir fallen und schien dem Staub beim Fallen zu zusehen, denn für die nächsten Minuten war er angenehm Still.

„Draußen scheint die Sonne."

Ich brummte irgendwas und versuchte die Lautstärke der High – Hat zu regulieren. Viel zu laut und schrill in den Ohren.

„Lass und rausgehen, ich möchte dir was zeigen."

Mein Seufzen und das stumme Schütteln des Kopfes waren die einzige Antwort, die er von mir bekam. Hoseok rutschte leise über das Sofa und schlug mir seine Blicke in den Nacken. Ich hasste es wenn jemand zu laut mit seiner Hose über den Sofabezug glitt. Es klang wie Nägel auf Sandpapier.

Irritiert zuckte meine Braue und ich tippte fester als nötig auf den Abspielknopf auf meinem Mischpult.

„Frag doch Jimin, der geht sicher mit dir."

Ich stellte den Musikregler auf lauter als nötig um Hoseoks Stimme auszublenden. Meine Ohren schmerzten. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter ich knurrte gereizt.

„Fass mich nicht an."

„Wieso? Weil du dann meine Liebe erwiderst?"

Am liebsten hätte ich geschrien und etwas gegen die Wand geworfen, doch ich entschloss mich dazu der Trompete im Refrain mehr Raum als der Violine zu geben. Wieso konnte er nicht einfach verstehen, dass ich nicht so war wie er? Ich hatte kein Interesse an Männern. Mir wurde übel, wenn ich nur daran dachte. Ihnen fehlten alle wichtigen Teile, die ein Körper haben musste um attraktiv zu sein. Abgesehen davon hatte ich insgesamt kein Interesse an irgendeiner Form von Beziehung mit irgendjemandem. Viel zu anstrengend.

„Ach komm. Ich verspreche, es dauert auch nicht lange. Es wird dir gefallen."

Meine Augen brannten stärker und wie so oft pochte es hinter meinen Schläfen. Auf einmal hatte ich gar keine Energie mehr. Keine Energie zum wach bleiben, keine Energie für Hoseok und seine Spinnereien und keine Energie mehr zum Wütend sein. Geschlagen ließ ich die Schultern sinken und stieß laut die Luft aus.

„Wenn ich jetzt mitkomme, lässt du mich dann endlich für den Rest des Tages in Ruhe?"

Ich bereute es sofort das gesagt zu haben, als Hoseoks Lächeln meine Nerven penetrierte.

„Hör auf so blöd zu Grinsen", schnarrte ich.

„Woher wusstest du, dass ich gegrinst habe?"

Hoseoks verwirrte Stimme brachte mich fast zum Schmunzeln. Ich grunzte bloß als Antwort und schaltete meinen PC aus und folgte Hoseok hinaus ins Sonnenlicht.

Hoffentlich hielt das meine Haut aus.

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