Mein Haus meine Regeln?

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„Zieh dir bitte ein Shirt an!"

„Verpiss dich doch aus der Wohnung, wenn es dich stört", war meine gleichgültige Antwort und Hoseok seufzte.

„Ich hab kein Problem damit, dass du kein Shirt trägst, ehrlich nicht. Nur du bekommst eines."

Ich zuckte mit den Schultern. Es war schweineheiß draußen. Die Klimaanlage funktionierte nicht und ich hatte schlecht geschlafen, weshalb ich absolut nicht einsah warum ich mich in meinen eigenen vier Wänden nach Hoseok richten sollte. Wenn er ein Problem hatte sollte er gehen. Punkt, Ende der Diskussion.

Ein weiteres Mal hörte ich Hoseok schwer seufzen und plötzlich wurde ich von zwei starken Händen gepackt und umgedreht. Ich spürte Hoseoks Atem auf meinem Gesicht und sämtliche Alarmglocken schrillten gleichzeitig in meinem Kopf los.

„Auch ich bin nur ein Mensch Yoongi und du machst es mir wirklich nicht leicht."

Seine Stimme war bedrohlich ruhig und viel zu nah an meinem Ohr. Ich wich mit dem Kopf ein wenig zurück. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich auf einen Punkt der wahrscheinlich irgendwo hinter Hoseoks Schulter war. Mein Herz pochte wie verrückt und ich spürte wie mir ein paar Schweißtropfen den Hals hinabliefen. Hoseoks Körper strahlte eine unmenschliche Hitze aus und unser Atem vermischte sich. Ich schluckte leise und versuchte noch ein wenig mehr Abstand zwischen uns zu bringen.

„Nimm deine Hände weg", gab ich ruhig zurück.

Hoseok trat noch einen Schritt auf mich zu. Ich spürte fast den Stoff seines Shirts auf meiner Haut und konnte jeden seiner Atemzüge fühlen.

„Zieh dir ein Shirt an."

Seine Stimme war tiefer als normal. Jagte einen eisigen Schauer durch meinen Körper und ließ mich die Zähne zusammenbeißen. Ruckartig hob ich ein Bein und traf mit meinem Knie genau ins Schwarze. Zumindest ließ Hoseoks Ächzen das vermuten. Sein Griff löste sich und ich beamte mich praktisch ans andere Ende des Raumes. Meine Hände zitterten leicht und ich schnappte lautlos nach Luft. Was war bloß los mit mir?

„Hast du keine Angst vor mir?"

Ich konnte immer noch den Schmerz in Hoseoks Stimme hören und gratulierte mir innerlich zu diesem Tritt. Äußerlich schüttelte ich den Kopf.

„Wieso sollte ich?"

Hoseoks Verwunderung und Resignation, waren schwer und zimtig in der Luft zu schmecken. Hellbraun mit einer Brise Gold. Ob so auch seine Augenfarbe aussah?

„Du weißt, dass ich die Liebe."

Ich nickte. Das war nichts Neues und inzwischen trieb es mich auch nicht mehr zur Weißglut, wenn Hoseok es sagte. Es war so natürlich wie ein Gruß zwischen uns geworden. Ob Hoseok genau das damit bewirken wollte?

„Du weißt aber auch, dass ich dich körperlich Liebe. Dass ich dich anfassen will. Dass ich will, dass du nur noch meinen Namen sagen kannst, wenn ich dich übers Bett- ..."

„Schon gut das reicht!", unterbrach ich ihn forsch und schluckte unbehaglich.

Das war nämlich der Teil den ich ignorierte. Ich verstand nicht, wie Hoseok einen Typen wie mich anziehend finden konnte. Meine Brust war flacher als ein Waschbrett, anstelle von weichen Rundungen hatte ich bloß Ecken und Kanten und der Rest zwischen meinen Beinen war sowieso anders. Natürlich hatte ich seine Blicke auf mir gespürt. Ich spürte sie immer. Und tief im inneren wusste ich, dass es auch manchmal Blicke waren, die nach mehr schrien, doch ich ignorierte sie immer.

Ich war nicht schwul. Nicht einmal für Hoseok würde ich schwul werden.

Am Ende zog ich mir ein Shirt an und konnte Hoseoks zufriedenes Grinsen förmlich in der Luft schmecken. Es schmeckte nach pinken Himbeeren. Ich hasste Himbeeren.

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