Träume

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Es gab einen Traum. Einen Traum der plötzlich eines Nachts auftauchte und nicht mehr wegging. Ein Traum der mich verschwitzt und außer Atem und mit dem Verlangen nach mehr, aufwachen ließ. Jedes Mal, wenn ich dann mitten in der Nach zitternd und wütend in meinem Bett saß, das schamvoll heiße, pochende Überbleibsel des Traumes zwischen meinen Beinen ignorierend, hätte ich am liebsten geschrien. Hätte gerne meine Polster und meine Decke zerrissen, das Fenster geöffnet und in die Nacht gebrüllt und jede Erinnerung an Hoseok mit Bleichmittel aus meinen Gedanken geätzt.

Dann, wenn das Zittern ein wenig nachgelassen hatte und mein verschwitzter Körper abkühlte, stand ich leise auf, schlurfte kraftlos ins Badezimmer, zog mechanisch mein Gewand aus und drehte den Wasserstrahl auf Eiskalt. So tief sinken und dem Verlangen aus dem Traum in der realen Welt nachgeben würde ich nicht. Konnte ich nicht.

Sobald ich mit duschen fertig war, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Oft setzte ich mich dann an meinen Schreibtisch und arbeitete an meinen Songs. Brauchte etwas um mich von dem Chaos in mir und meinen Gedanken abzulenken. In der Nacht, in der ich das erste Mal derartig von Hoseok geträumt hatte, hatte ich mich übergeben und dann, bis warme Sonnenstrahlen meine eisige Haut wärmten, stumm an die Wand gestarrt.

Hoseok nach diesen Nächten gegenüber zu treten war fast unmöglich. Etwas, tief in meinem inneren, erinnerte sich dumpf an die Träume und die unaussprechlichen Dinge darin. Doch mein waches, rationales ich, dass noch hypersensibler gegenüber Hoseok geworden war, zitterte und wand sich vor Ekel. Ich hasste Hoseok für das was er mit mir anrichtete und wollte ihm am liebsten eine verpassen das es von den Wänden wiederhallte, wenn er fröhlich und ausgelassen lachte.

„Yoongi du musst echt mal wieder eine flachlegen. Deine sexuelle Frustration kann man fast schon riechen", merkte Namjoon eines Abends an.

Wir saßen in einem Restaurant. Hoseok saß still neben Namjoon. Scheinbar hatte er bemerkt, dass meine Blicke giftiger und meine Antworten kälter und kürzer als sonst waren. Vielleicht war er aber auch einfach nur müde. Er hatte neue Kurse und Klassen an der Uni belegt und verbrachte viel Zeit mit Lernen.

„Ja, vielleicht", murmelte ich und starrte dunkel in mein Risotto.

Namjoon machte einen überraschten Laut und ich hörte richtig wie Hoseok den Kopf hochriss. War es unfair sowas ihm gegenüber zu sagen? Wahrscheinlich. Aber das war mir egal. Immerhin waren wir kein Paar. Ich war ihm nichts schuldig.

„Oh. Naja... ich kenn da jemanden, der eventuell Interesse hätte", begann Namjoon zögerlich und als ich nichts sagte fuhr er fort," Sie hat schon länger ein Auge auf dich geworfen und will, dass ich euch miteinander bekannt mache."

Ich nickte und deutete dann mit einem Finger auf meine Augen.

„Macht ihr nichts", kam die knappe Antwort.

Ich nickte erneut und ließ dann das Besteck in mein kaum angerührtes Essen fallen. Ich hatte keinen Hunger.

„Dann stell sie mir vor."

Hoseok sagte nichts, doch sein Blick drückte sich schwer wie Blei in meine Haut. Dunkelgrau und kalt.

Blinded by your smileWhere stories live. Discover now