···II···

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Ich war so überaus glücklich. Wir hatten gerade die letzte Klausur geschrieben der ersten Welle. Mathe. Das schlimmste zuletzt. Ich musste grinsen. Jetzt konnte ich endlich zu Hause meine geliebte Jogginghose anziehen, meine Haare zusammenbinden und einen Scheiß auf die Welt geben.
Vielleicht würde ich auch feiern gehen oder mich mit Freunden verabreden aber erstmal wollte ich Serien durchsuchten, mich in mein geliebtes Bett legen und einfach nichts für die Schule tun. Einfach die Ruhe genießen und Faulenzen.

Abern nein. Das konnte ich heute nicht, denn Julian wollte nach der letzten Klausur heute mit mir “feiern“. Wir hatten sehnsüchtig darauf gewartet, dass wir uns endlich stressfrei treffen und entspannen konnten. Ich ahnte, dass er mehr wollte. Jetzt wo wir Zeit hatten. Also bereitete ich mich schon mental auf den Abend vor. Was würden wir machen? Zusammen Essen kochen und dann einen Film schauen oder im Bett verkriechen, Pizza bestellen und eine Serie suchten? Normalerweise schlug er immer was vor aber er schrieb mir nicht sondern grinste mich nur durchgehend im Unterricht an, wenn ich fragend zu ihm herübersah.

Vielleicht war heute die besondere Nacht. Die Nacht, über die wir auch schon oft gesprochen hatten. Die Nacht nach der ich keine Jungfrau mehr sein würde.
War ich denn bereit? Ich wusste nicht wie man weiß, ob man dazu bereit ist. Wahrscheinlich entscheidet man dies im passenden Moment. So dachte ich mir das jedenfalls. Locker und spontan.

Also würden wir keinen Film gucken... oder nur teilweise.

Leoni rannte schreiend aus dem Klassenraum und sprang auf und ab.
,,Oh. Mein. Gott. Die letzte Klausur und zwei Wochen Pauseeee! Endlich!“, schrie sie.
Ich konnte nicht widerstehen es ihr gleich zu tun und so sprangen wir schreiend vor Freude auf und ab. Dann fingen wir an zu lachen. Komplett außer Atem.

,,Wir sind so bescheuert.“, hustete ich zwischen meinem Lachen hervor.

Julian griff ganz unerwartet von hinten um meine Taille und drehte mich mit einer schnellen Bewegung zu sich um, um mir einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken. Erst war ich zu überwältigt aber dann entspannte ich mich und genoss den Kuss, der mich für kurze Zeit aus der Realität riss.

Doch Leoni schaffte es uns wieder zurückzuholen.
,,Ey Leute, ich hab ja nichts gegen eure so tolle Liebe... aber sucht euch bitte ein Zimmer.“
Er entfernte sich ein Stück von mir und hauchte halb verträumt : ,,Jaja. Wir hören ja schon auf. Die Schule ist sowieso nicht so ein romantischer Ort.“ Er lächelte. ,,Ich kenne da viel bessere.“, sagte er und zwinkerte mir zu.

Er wollte wirklich mit mir schlafen. Mein Herz klopfte wie wild bei der Vorstellung.

Leoni stand kurz nachdenklich da und sah mich dann voller Vorfreude an.
,,Wir gehen heute auf jeden Fall feiern und ihr lernt meinen Freund kennen! Ich weiß auch schon wo!“, sagte sie grinsend.
,,Och nö. Wir wollten heute bisschen Zweisamkeit genießen nach dem ganzen Stress.“, entgegnete Julian ihrem Entschluss.

,,Ach Quatsch. Die könnt ihr auch nach dem Feiern genießen. Dann seid ihr sowieso besser drauf und besoffen.“, antwortete sie ihm darauf.
,,Ich hab doch auch ein Wörtchen mitzureden oder?“, fragte ich etwas verzweifelt, da feiern gehen für mich an dem Tag erst keine Option war.

Leoni setzte ihren Bettelblick auf und zog ihre Schnute. Sie wusste, dass sie furchtbar dabei aussah aber trotzdem konnte ich diesem Blick nie etwas ausschlagen. Also stöhnte ich gespielt genervt und stimmte ihr zu, dass feiern gehen keine schlechte Idee wäre.

,,Endlich dürfen wir deinen mysteriösen... vielleicht erfundenen Freund kennenlernen.“, meinte ich wieder lachend.
Sie verdrehte zwar genervt die Augen aber musste auch lachen.

Julian sah mich einfach nur an.
,,Ok. Dann besorg ich mal ein paar Sachen und zieh mich um und so weiter. Wann treffen wir uns denn und wo? Also zum Vortrinken...?“

Julian plante also doch schon irgendwie den Abend.
Ich ahnte er würde Kondome kaufen oder irgendetwas für den Abend. Vielleicht auch nur Alkohol. Bier statt Kondome.
Aber wahrscheinlich würden wir nicht zu viel trinken und früher gehen. Wahrscheinlich zu ihm.

Ich bekam ein Prickeln im Bauch. Erst glaubte ich es wäre Angst gemischt mit Vorfreude. Aber es war überwiegend Nervösität.
Ich stoppte mich in Gedanken, da ich anfing alles durchzugehen. Meine Hände fingen an zu zittern. Und mein Herz pochte weiterhin wie wild. Ich fing leicht an zu schwitzen und hoffte man würde es mir nicht anmerken.

Hör auf dir so viele Gedanken zu machen. Das wird schon., ermahnte ich mich in Gedanken. Alles wird gut. Wenn du es nicht willst, wird er dich auch nicht zwingen.
Ich musste mich beruhigen. Leider war das nur nicht so einfach, denn die Gedanken prasselten, wie bei einem Gewitter auf mich ein.

,,Also um 18 Uhr treffen wir uns wahrscheinlich bei mir. Wenn etwas dazwischen kommen sollte, klären wir das in der Gruppe. Zieht euch was Schickes an. Der Club ist etwas eleganter, denn es ist die Geburtstagsparty zum 18 von nem Kumpel.“ Sie sah unsere überraschten Blicke und grinste. ,,Keine Sorge. Ich hab das Geschenk. Da kennt sich sowieso fast keiner. Na dann bis später.“, stellte Leoni klar. ,,Ach ja, und sagt euren Eltern noch bescheid, dass ihr bei mir übernachtet. Ich hab ja sturmfreie Bude.“

Ich freute mich ihren Freund endlich kennenzulernen. Aber ich wusste nicht was der Abend werden würde.

Entweder super, da wir Spaß haben würden und ich mein erstes Mal haben würde ohne Katastrophe. Oder mega scheiße, da wir alle stock besoffen sein würden und gerade noch so nach Hause kommen würden und mein erstes Mal vielleicht stattfindet, ich mich aber nicht daran erinnern könnte. Ooder es würde einfach der schlimmste Abend meines Lebens werden. Ich hatte  verschiedene Erwartungen.

Doch ich würde es wohl herausfinden müssen.

The First TimeWhere stories live. Discover now