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Die Wochen vergingen und wir standen kurz vor dem Abi. Ich hatte schon nach den Osterferien meine erste Abiturklausur. Total hektisch und nervös setzte ich mich jeden Tag in den Ferien von morgens bis abends an den Schreibtisch und ging in allem unter.

So langsam dachte ich kaum noch an Julian und war überglücklich in Felix' Nähe. Sein Lächeln, sein Geruch und unsere Küsse. Ich war wie in einer anderen Welt. Wir waren nun auch in einer festen Beziehung, nachdem ich einige Zeit gebraucht hatte.

Meine Eltern hatten mitbekommen, dass mich etwas gequält hatte und mich aufgepeppelt und gestärkt. Vor allem meine Mutter war zu tiefst enttäuscht von Julian. Mein Dad eher wütend. Sie hatten ihn anders in Erinnerung und besser eingeschätzt. Genauso wie auch Leoni.

Menschen ändern sich. Immer. Ins Gute wie auch ins Schlechte.

Komplett verzeihen würde ich beiden nie. Jedoch ertrug ich es wieder mehr im selben Flur mit ihnen zu stehen.

Nur hatten die beiden beschlossen mit mir genauso abzuschließen und küssten sich in der Öffentlichkeit. Vor mir. Ein mentaler Würgereiz folgte dem nächsten.

Irgendwie sagte meine tiefste Intuition mir, dass Julian mich eifersüchtig machen wollte, da er noch was von mir wollte. Oder mich einfach weiter verletzen wollte.
Anzukämpfen gegen den Drang, ihm eine Backpfeife zu verpassen und ihm direkt ins Gesicht zu sagen, dass er mir einen Scheiß wert ist und er mich nicht mehr interessiert geschweige denn verletzen kann, war so schwer in bestimmten Situationen. Doch ich musste widerstehen. Ich musste ruhig bleiben und die Erwachsene sein. Die Kluge, wie Eltern so gerne sagen.

In der Mottowoche verbrachte ich die Saufspiele in Mannschaften mit Cameron, Zoey oder anderen meiner Mitschüler. Ich entdeckte weiterhin neue Facetten an mir. Ich hatte Grenzen überschreiten müssen, meine Welt stand auf einmal Kopf, mental wie auch körperlich. Das schleift den Charakter zu einem noch stärkeren Menschen. Und ich war stolz auf mein starkes, selbstbewussteres Ich, was Felix mit unterstützte und liebte.

Ich plante jedoch tief in meinem Innern eine miese Rache. Ich wollte sein Herz genauso in Stücke zerreißen. Ich wäre zwar nicht besser als er und auch nicht die Klügere oder Erwachsenere aber ich wollte zerstören, was mir zerstört wurde. Ihre Beziehung. Ihre ekelhaften Küsse und Schreie nach Aufmerksamkeit.

Ich hatte Felix nichts davon erzählt aber ich wollte, dass Julian wieder angekrochen kommt und Leoni somit das Herz bricht. Ich hätte ihm vielleicht davon erzählen sollen aber ich hatte irgendwie Angst ihn zu verlieren, wenn er so eine rachdurstige Seite an mir sieht.

So beschloss ich mit Felix zum Abiball zu gehen. Aber in der Mottowoche wollte ich wieder auf Julian losgehen... Jedoch nicht näher als eine Berührung zu kommen. Kein Kuss. Keine Umarmung. Nur Provokation.

Wieder zurück mit den Gedanken warf ich den Ball auf die Flasche. Ich traf und exte so schnell ich konnte. Julian war in meiner Gruppe und stand 3 Personen von mir entfernt. Cameron grinste mich an, nachdem das andere Team den Ball aufhob und einer zum Wurf ausholte, und lobte mich für den guten Wurf.
Julian's Blick von der Seite zu spüren, tief in meinem Nacken, sagte mir, dass er wohl angebissen hatte.

Ich warf einen Blick zu ihm rüber und tat so als wäre ich gut angetrunken und müsste kurz mal aufs Klo, was ich auch musste aber nicht dringend. Ich entschuldigte mich und gab meine fast leere Bierflasche Cameron der seine auch fast leer hatte.
,,Ach jetzt komm schon... Eine Runde hälst du doch noch vor dem Pinkeln aus.'', meckerte er.
,,OH man. OK eine aber dann muss ich schnell ins Gebüsch.''

Zum Glück dämmerte es schon und daher sah man schließlich kaum was wenn jemand in die Büsche zum Pinkeln ging.
Also warf jemand aus unserem Team und traf wieder. Ich dachte mir in dem Moment, dass es schön wäre mit so guten Werfern beim Flunkyball auch Bierpong zu gewinnen.

Ich schaffte es mein Bier leer zu trinken und Cameron auch. Aber Julian auch ganz knapp. Er hatte unglaublich schnell ausgetrunken. Wahrscheinlich hatte er bei dem kleinen Gespräch gelauscht. Er war gut angetrunken nach 4 Runden.
Er schubste Cameron, so leicht er konnte in dem Zustand, beiseite und schlug vor mich zu begleiten und aufzupassen. Cameron sah mich kurz fragend an und ich zeigte ihm mit einer Handbewegung das alles ok sei.

Ich nickte nur und torkelte los. Ich war ja ziemlich angetrunken. Auf jeden Fall spielte ich es hoffentlich gut genug.

Ich ging zwischen die Büsche und es ging genau in den 5 Minuten die Sonne unter und die Laternen waren schon angegangen.
Er fing an einfach zu reden. Aus dem nichts. Vielleicht weil er noch wusste dass es mir unangenehm war, wenn jemand mich pinkeln hörte. Leider ließ mich das kurz schmunzeln, obwohl ich es nicht sollte.

,,Ich weiß noch genau wie wir uns richtig kennengelernt haben. Wie wir uns näher gekommen sind. Jedes Mal wenn ich dich Lachen sehe und nicht ich der Grund bin, tut es weh. Besonders weil ich dran Schuld bin, dass ich dich nur mit Hass mir gegenüber erfülle. Es tut mir echt Leid. Aber egal wie oft ich mich entschuldige... Ich hab den größten Fehler überhaupt begannen... Ich war so geil auf dich und Leoni hat so genervt... Ich kanns dir nicht erklären aber als sie mich küsste ging eine Sicherung bei mir durch.''

,,OK ok. Ist ja gut man. Ich bin fertig... Ich gehe jetzt zurück.'', sagte ich als ich meine Hose wieder hochgezogen hatte. ,,Hör bitte auf zu reden.'' Ich kam aus den Büschen hervor und sah ihm direkt in die Augen während ich auf seine Brust fasste.
,,Und ja du hast mir wehgetan durch den großen Fehler. Doch jetzt scheint ihr doch super zusammen zu passen.''

,,Du und Felix ja auch.'', antwortete er stumpf. Dann griff er nach meiner Hand und zog mich zu sich. ,,Doch mit mir warst du glücklicher und wir haben viel vieeeel besser zusammengepasst! Ich weiß dass du mich noch willst. Ich spüre es und ich bin immer noch geil auf dich Maja. Ich bin verrückt nach dir. Und du auch nach mir.''

,,Nein verdammt. Du hast mich verletzt, ich hab mich geheilt. Ich bin nicht mehr Maja, die naive Freundin, die nicht sah wie falsch ihre beste Freundin und ihr Freund waren. Lass mich los und geh zu deiner tollen Leoni.'' Ich stoßte ihn von mir weg. Und genau was er dann sagte wollte ich die ganze Zeit hören.

,,Leoni ist nichts gegen dich. Maja, es war ein dummes Versehen. Es waren Hormone und Alkohol im Spiel. Du bist die klügste, schönste und heißeste Freundin die ich je hatte und je haben will. Bitte werf uns doch nicht weg. Nicht einfach so. Ich habe eine zweite Chance verdient. Bitte lass mich dich küssen und dir beweisen, dass wir zusammen gehören. Ich verzeihe dir auch alles was du mit Felix getan hast, weil ich weiß, dass du eigentlich mich willst. Jeder macht Fehler...''

Ich kam ihm ein wenig näher und neigte meinen Kopf leicht nach rechts während ich mich seinem Gesicht näherte. Er sollte denken, dass ich ihn küssen will. Ich spielte mit ihm aber wusste, dass es falsch ist. Rachelust macht Menschen zu Monstern.

The First TimeWhere stories live. Discover now