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Es war wieder Montag.

Ich wollte ihre Gesichter nicht sehen. Felix hatte mir versprochen mich nach dem Unterricht abzuholen. So konnte ich mich motivieren den Tag zu überstehen nach allem was geschehen ist.

Das Wochenende war eins der härtesten, schmerzhaftesten und aufregendsten das ich je hatte.
Meine frohen Gefühle wenn ich an Felix dachte übertrumpften das schlechte Gewissen und den Hass.
Weder Julian noch Leoni hatten meinen Hass verdient. Sie hatten eigentlich keines meiner Gefühle mehr verdient. Sie sollten mir egal sein. Ich musste alles verdrängen, versuchen sie und Liebe, Freundschaft und Vertrauen zu vergessen.

Schon dass ich über soetwas nachdachte regte mich auf. Wie konnte man Menschen ignorieren und vergessen können, nachdem man so viel gemeinsam erlebt hatte und so viel empfunden hatte? Das war nicht möglich... Oder es war extrem hart und ein Prozess der länger dauern würde.

Ich wollte sie beide am liebsten nie gekannt haben. Leider waren die Erinnerungen in meinem Kopf nicht auslöschbar. Ich hasste sie aber mein Gedächtnis spielte immer wieder Bilder von mir und Leoni im Kopf ab auf denen wir lachten, tanzten, Geheimnisse austauschten und den Rest der Welt vergessen hatten. Sommernächte. Gemeinsame Abende in stressigen Phasen.
Bilder mit Julian, küssend und kuschelnd im Bett liegend. Gegenseitig angrinsend. Es tat so weh. Wieso tat mir mein Gedächtnis das an und spielte so hart gegen meinen Hass. Gegen den Willen ihnen niemals wieder verzeihen zu wollen.

Doch jedesmal vergilbtem diese schönen Bilder und ich zerfetzte sie in kleinste Stücke bei dem Gedanken, was sie getan hatten. Und wie sehr ich sie jetzt hasste. Es war ein wahrhaft anstrengender innerer Kampf. Ein Kampf ihnen keine zweite Chance zu geben. Auch wenn sie mir alles bedeutet hatten. Ich hatte Felix der mir nun mehr bedeutete und meine Familie, die immer für mich da war und die mich auch NIEMALS hintergehen würde.

Ich schritt in den Schulflur der ersten Etage, um zum Raum zu laufen in dem ich Montags die ersten Beiden Stunden Mathe hatte. Der Tag hätte gesschwänzt werden müssen. Schlimmer könnte ein Montag in der zwölften, vorallem nach so einem furchtbaren Wochenende, nicht sein.

Julian stand an seinem Spint und kramte wohl nach seinem Mathebuch, da er die Doppelstunde mit mir hatte.

Ich betete, dass er sich nicht augenblicklich zu mir umdrehen würde und mich ansprechen würde. Ich wollte ihn anschreien, ins Gesicht spucken. Ihm eine Klatschen... Ja, egal wie aggressiv dies klingt. Meine Gefühle waren komplett verdreht wie auch meine Gedanken. Ein anderer Teil wollte seltsamerweise seine Aufmerksamkeit.

Zu meinem Glück blieb er konzentriert am Kramen. Vielleicht dachte er ich würde heute eh nicht zum Unterricht erscheinen nach allem und vorallem nachdem was ich zu ihnen vorgestern gesagt hatte. Aber Schule sollte unter dem ganzen Drama nicht leiden. Ich wollte MEIN Abitur trotzdem rocken.
Ich lief also hastig in den Klassenraum und setzte mich einfach neben eine andere Person, nachdem ich mich erkundigt hatte wo noch ein Platz für mich frei wäre.

Am besten vor ihm sitzen, dachte ich, dann guckst du ihn nicht an!

Ein nettes Mädchen mit blau-gefärbten Haaren nickte und ich setzte mich neben sie. Ich hatte sie schon öfter gesehen und wir hatten uns immer gut verstanden aber nie mehr als zwei Worte ausgetauscht. Doch ich kannte ihren Namen; Zoey. Ich fands schön zu bemerken wie aus schlechten Situationen was schönes entspringen kann und man doch was oder eher jemand neues kennenlernt. Ich bin nun eine andere Maja... Oder vielleicht die Maja, die ich immer sein wollte.
Kurz hatte ich Lust auch meine Haare zu färben. Vielleicht blau-lila. Vielleicht auch lieber nicht.

An nichts gebunden. Tun was man nicht lassen kann. Ich bekam leichte Gänsehaut. Es wurde ein berauschendes kleines Freiheitsgefühl in mir geweckt. Dasselbe Gefühl gab mir Felix auch.

Und ganz plötzlich sagte was in mir:
Vielleicht musste das passieren, damit du dies nun fühlen und leben kannst.

Ich konnte mich nur halbwegs auf Mathe konzentrieren, gab aber mein bestes da wir ja bald Abitur schrieben und Mathe mein drittes Fach war.
Ich konnte irgendwie Julians Blick in meinem Nacken spüren... Oder ich bildete es mir nur ein.

The First TimeWhere stories live. Discover now