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Nach knapp 10 Minuten klopfte es an der Tür.

Ich legte den selbstgestalteten Bilderrahmen beiseite und lief Schritt für Schritt aus meinem Zimmer, die Treppe hinunter und zur Eingangstüre.
Ein ekliges, schlechtes Gefühl breitete sich in mir aus, je näher ich ihm entgegen lief. Ich wusste, dass er vor der Tür steht. Damit meine Mutter nicht runterkam und uns stören würde rief ich: ,,Ich geh schon! Bleib bitte oben!'' Mein Vater war zum Glück noch im Büro.

Ich öffnete die Tür.
,,Hey.'', sagte ich schüchtern wie eine 6-jährige.
Er grinste.
,,Man kann dir echt nicht lange böse sein. Ich wünschte schon, du hättest es nie getan. Aber es ist ja nichts passiert, wenn du die Wahrheit sagst.''
Ich nickte rasant. Er fuhr fort:
''Ich hoffe trotzdem, dass du das nie wieder machst und mit Julian abgeschlossen hast. Wenn du doch noch Gefühle für ihn haben solltest, dann sag es mir jetzt, bitte. Kurz und schmerzlos. Bevor das was ernstes mit uns wird und du mich dann für ihn wieder verlässt.''
,,Nein! Da ist nichts mehr. Auch kein Hass mehr. Ich bin noch immer enttäuscht, von ihm als Mensch. Aber Liebe oder Sehnsucht ist keine mehr vorhanden. Wirklich null.'', antwortete ich direkt.

Er strahlte übers ganze Gesicht, kam mir endlich näher und umarmte mich ganz fest.
,,Ich hatte wirklich kurz das Gefühl, dass deine Rachelust daher kommt, dass du doch noch Gefühle für ihn hegst und noch an eine Versöhnung glaubst... Beziehungsweise dir doch tief im Inneren erhofft hast, dass ihr wieder zusammen kommt.'', sagte er mit zitternder Stimme.

,,Nein.'', sagte ich erleichtert und entschlossen in die Umarmung hinein.

Ich löste mich von Felix und führte ihn in mein Zimmer, wo ich ihm den selbstgebastelten Bilderrahmen in die Hand drückte.
,,Hier. Das ist für dich. Ich liebe DICH. Ich liebe uns und das Gefühl was du mir gibst. Immer. Jeden Tag aufs Neue.'' Ich sah ihm tief in die Augen bevor ich fortfuhr.
,,Es hat sich nie etwas so richtig angefühlt wie du. Vielleicht war es Schicksal und ich bin irgendwie froh drum, auch wenn es krank ist, dass das alles passiert ist und ich dich dadurch erst kennengelernt habe.'' Ich küsste ihn liebevoll. ,,Tut mir wirklich unendlich Leid, was ich da abgezogen habe. Ich war wirklich kindisch... Er ekelt mich schon an durch sein Verhalten. Das habe ich umso mehr begriffen.''

Er hatte Tränen in den Augen und küsste mich innig.
,,Soetwas hat noch nie jemand für mich gebastelt. Das ist ja super niedlich. Danke! Lass uns uns zusammenkuscheln und 'nen tollen Horrorfilm gucken.'', sagte er berührt und glücklich. ,,Es hat ja dann doch was Gutes gehabt die ganze Aktion. Schön, dass du jetzt weißt wie die beiden bei dir stehen.''

,,Ja sehr gerne! Oder vielleicht echt guter 'Versöhnungssex'?'' Ich lächelte und er lächelte zurück. Er legte den Bilderrahmen beiseite und küsste mich wieder sehr innig und alles in mir kribbelte. Ich unterbrach den Kuss leider trotzdem kurz, da noch ein kleiner Knoten im Bauch war.
,,Es macht mich schon traurig, dass ich eine so gute Freundin verloren habe. Aber ich glaube unsere Freundschaft könnte einfach nicht mehr funktionieren.''

,,Ich denke es würde etwas schwieriger werden ihr zu vertrauen. Aber nichts ist unmöglich... Naja außer du weißt, dass es unmöglich wäre. Ich stehe hinter dir egal wie du dich bei ihr entscheidest. Vielleicht redet ihr in ein paar Jahren nach dem Abi wieder und könnt in noch mehr Jahren sogar drüber lachen. Wer weiß das schon.''

,,Das stimmt. Ich lass es glaub ich einfach auf mich zukommen oder besser gesagt sie auf mich zukommen. Danke, dass du so ein guter Berater und Zuhörer bist. Das hat bisher nur meine Mutter so gut gemacht.'', sagte ich zwinkernd. Er lachte.

,,Lass uns doch zusammen duschen und sehen was passiert.'', schlug ich verspielt vor, während ich mir auf die Lippe biss.
Er nickte sehr angetan und zog sich schnell die Kleider vom Leib. Ich war ihm wohl nicht schnell genug, denn als er fertig war und nackt vor mir stand, fing er an auch meine restlichen Klamotten eifrig auszuziehen.

Wir lachten und er gab mir eine wundervolle Massage unter der Dusche. Wir hatten auch Sex in der Dusche, was ich eigentlich nie für möglich hielt aber es klappt und macht auch noch wirklich Spaß.

Und wieder vergaß ich alles um uns herum.

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Das Abitur kam, ich schaffte es ziemlich gut und startete direkt danach mein duales Studium. Felix arbeitete in der Nähe und wir sahen uns dann trotzdem noch oft genug in der Woche.

Leoni kam ein Mal bei mir vorbei und brachte meine Sachen. Sie sagte kein Wort. Ich sprach mit ihr über den Grund. Sie hatte so Angst gehabt unsere Freundschaft mit ihren Gefühlen für Julian zu zerstören, dass es dann letztendlich auch passiert ist. Trotzdem hätte sie es mir einfach früher sagen können. Keine Ahnung was ich mit der Info gemacht hätte aber gehabt hätte ich sie gerne.

Wir vertragen uns soweit, dass wir Bekannte blieben aber ohne Vertrauen kann keine Freundschaft weder bestehen noch funktionieren. Und ich würde ihr leider nicht mehr vertrauen können. Sie hatte mir unglaublich weh getan.
Wir entschuldigten uns gegenseitig für kindisches Verhalten, ich gab ihr noch Sachen von ihr, die bei mir rumlagen und wir gingen friedlich unsere Wege.

Mit Julian hatte ich seit dem Flunkyball Abend nie wieder ein Wort gewechselt. Auch wir hatten von da an wortlos einander gegenüber unsere eigenen Wege beschritten.

Und so endete ein fieses Drama in einem doch schönen Ende.
Manchmal muss echt viel Scheiß passieren, damit man das Gute findet und zu schätzen weiß.

Ende

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Ich hoffe es hat euch gefallen :)

The First TimeWhere stories live. Discover now